JoyBräu – doch kein Deal bei „Die Höhle der Löwen“
Bei „Die Höhle der Löwen“ stellten Erik Dimter und Tristan Brümmer ihr funktionales Bier JoyBräu vor. Löwe Nils Glagau machte den Deal. In den anschließenden Verhandlungen kam es jedoch zu keiner Beteiligung durch den Investor. Hier erfahrt ihr mehr über die Hintergründe!
Die Vorgeschichte von JoyBräu
Entstanden ist die Idee zu JoyBräu 2015 in Singapur. Die Gründer Erik Dimter und Tristan Brümmer waren dort für eine große Reederei im Einsatz. „Als begeisterte Sportler haben wir gemeinsam nach der Arbeit jeden Tag trainiert”, so Tristan. „Zur Unterstützung des Muskelaufbaus haben wir uns anschließend immer einen klebrigen, übersüßten und manchmal künstlich schmeckenden Proteinshake herunter gequält.” Dazu muss es doch eine Alternative geben, dachten sich die Gründer. Warum also nicht die Vorteile eines Proteinshakes mit dem guten Geschmack eines frischgebrauten Bieres kombinieren?
Nach zweieinhalbjähriger Forschungsarbeit gemeinsam mit einem Team der TU Berlin entstand JoyBräu. In ihrem Sortiment bieten sie drei verschiedene alkoholfreie Getränke an: Proteinbier + Zitrone mit 15 Gramm Protein und 100 Prozent natürlicher Zitrone, das Proteinbier Light mit 7 Gramm Protein und nur 63 Kalorien pro Dose sowie das isotonische Vitaminbier mit den Vitaminen C, B12 und B9.
„Unsere funktionalen Biere sind weltweit einzigartig und das liegt an unserem innovativen Herstellungsverfahren. Auf unsere spezielle Hefe haben wir sogar ein Patent. Diese hat die besondere Eigenschaft, dass sie während der Gärung Geschmack, aber keinen Alkohol produziert. Das ist eine absolute Neuheit und macht unsere Biere so besonders”, so Erik. Zudem ermöglicht ihr spezieller Brauprozess das Einbringen funktionaler Inhaltsstoffe wie Vitamine und Proteine.
So verlief der Pitch vor den Löwen
2018 machte das Startup die ersten Umsätze in Höhe von 440.000 Euro und steigerten sie 2019 auf 575.000 Euro. Im selben Jahr bewarben sich die Gründer erstmals für „Die Höhle der Löwen“. Es folgte das Krisenjahr 2020, das auch an JoyBräu nicht spurlos vorüberging. Ein gerade aufgebautes Vertriebsteam musste wegen der Corona-Beschränkungen weitgehend untätig bleiben, erhöhte die Personalkosten aber auf insgesamt 625.000 Euro – bei 325.000 Euro Umsatz. Am Ende des Jahres waren von 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch sieben übrig.
Ende 2020 versuchten es Erik und Tristan erneut mit einer Videobewerbung bei den Löwen. Längere Zeit hörten sie nichts, dann ging es plötzlich ganz schnell: Vier Tage vor der Aufzeichnung bekamen sie die Zusage. Flugs studierten sie ihren Pitch ein und sorgten auch für einen großen Teil der Studiodekoration, die vor allem das Thema „Sport“ illustrieren sollte. Der insgesamt gut zwei Stunden dauernde Auftritt verlief zunächst vielversprechend, die drei Biersorten kamen geschmacklich an. Erste Zweifel kamen aber bei der Bewertung auf. Sind 300.000 Euro für nur 10 % nicht zu viel? Was im TV nicht zu sehen war: Die Gründer erwähnten eine frühere Finanzierungsrunde, die zu einer Bewertung in Höhe von sechs Millionen Euro geführt hatte.
Lob bekamen die beiden für ihre Ehrlichkeit in Bezug auf die schlechten Zahlen 2020 und ihre Loyalität gegenüber dem Vertriebsteam. Carsten Maschmeyer allerdings flüsterte eine innere Stimme zu, die Gründer seien nur aus Marketinggründen in der Show und nicht für einen Deal. Auch Nils Glagau war sich da nicht völlig sicher, wollte aber trotzdem investieren. Man einigte sich auf 18 % Unternehmensanteile sofort und weitere 7 % beim Erreichen fest definierter Ziele.
Warum der Deal platzte und wie es mit JoyBräu weitergeht
Die Zusage im Studio ist immer erst der Anfang, die eigentlichen Verhandlungen beginnen erst nach der Aufzeichnung. Im Fall von JoyBräu kam dann doch kein gemeinsames Geschäft zustande. „Als faire Sportler haben wir gemeinsam mit Nils festgestellt, dass wir auf geschäftlicher Ebene doch nicht so gut zusammenpassen, wie wir ursprünglich gedacht hatten“, so Erik. „Also haben wir uns an einen Tisch gesetzt und entschieden, dass der richtige Weg für uns beide ist, getrennte Wege zu gehen.“ Tristan ergänzt: „Wir sind dankbar für die Erfahrung in der ‚Höhle der Löwen‘ und geben unser Bestes, JoyBräu eigenständig weiter voranzutreiben.“
Im Nachhinein könnte es nun doch so aussehen, als sei der Auftritt nur ein PR-Stunt gewesen. Das weisen die beiden Gründer aber von sich. Sie hätten sich die Entscheidung gewiss nicht leicht gemacht und sich davor eine Woche zur Beratung zurückgezogen. Den Werbeeffekt wollen sie aber trotzdem mitnehmen und sind nach einer Aktion mit Aldi Süd im August auch gut vorbereitet auf eine verstärkte Nachfrage nach Ausstrahlung der Sendung,
Überhaupt war 2021 wieder ein gutes Jahr für JoyBräu, gegenüber 2020 wird sich der Umsatz voraussichtlich vervierfachen. Ein blockchainbasiertes Crowdfunding, für das man sich schon registrieren kann, soll weiteres Geld einbringen. Und ein frisch engagierte Braumeister entwickelt zwei neue Biersorten, eine als Energydrink vor dem Sport. Es geht also auch ohne Löwen voran.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer