Meet our Mentor Oliver Fudickar – Verbandsarbeit, die sich auch für Startups lohnt

Ein großes Plus vom Food Innovation Camp sind die vielen Mentoren, die uns und unseren Club-Mitgliedern mit viel Know-how und ihren Netzwerken zur Seite stehen. Einer von ihnen ist Oliver Fudickar, Hotelmanager und Präsident des F&B-Fachverbands Food and Beverage Management Association e. V., kurz FBMA. Wenn ihr wissen wollt, wie ihr mit eurem Startup im Hotel- und Gaststättengewerbe einen Fuß in die Tür bekommen könnt, ist er der richtige Mann. In unserer Reihe „Meet our Mentors“ stellen wir ihn heute vor und haben uns ein paar Tipps von ihm abgeholt.

Der FBMA e.V. ist ein Fachverband für Hotellerie, Gastronomie, Systemgastronomie und Catering, der Führungskräfte im Bereich F&B (Food & Beverage) anspricht. Den Verband gibt es seit 46 Jahren. 2019 fand an der Spitze ein Generationenwechsel statt: Oliver Fudickar (33) übernahm das Amt des Präsidenten. Er bringt reichlich Erfahrung aus der Hotelbranche mit. Zu Olivers Karrierestationen gehören so bekannte Unternehmen wie Mercure, Steigenberger und arcona. Seit 2019 ist er Executive Director D.A.CH. bei der Hotelkette Vienna House.

In Hotels konkurrieren Startups mit den ganz Großen

Sein Lieblingsthema war schon immer der Gastrobereich in der Hotellerie. Er weiß also genau, was dort gefragt ist und wie Neueinsteiger dort ins Gespräch und ins Geschäft kommen können. Erste Regel: Der Einkauf von F&B-Produkten erfolgt überwiegend über den Großhandel, vor allem bei Hotelketten. Um als Food-Startup eine bessere Sichtbarkeit zu bekommen, ist es also von entscheidender Bedeutung, bei einem Großhändler gelistet zu sein. Das gilt vor allem für die Oberwarengruppe Getränke.

Als Beispiel für die Branche nannte Oliver die bekannte Biermarke Radeberger. Hinter dem Namen Radeberger steckt aber noch viel mehr, nämlich die größte deutsche Brauereigruppe mit über 80 Marken von 16 Standorten von Friesland bis ins Allgäu. Wer für sein Hotel also eine regionale Bierspezialität sucht, wird bei der Gruppe mit hoher Wahrscheinlichkeit fündig. Zudem vertreibt Radeberger auch noch alkoholfreie Erfrischungsgetränke, nämlich Selters Mineralwasser und die Produkte von Pepsi Cola. Dass die Gruppe Teil des Familienunternehmens Dr. August Oetker KG ist, trägt zusätzlich zur starken Marktposition bei.

Oliver Fudickar
Oliver Fudickar

In der Nische liegt die Chance

Doch das soll Startups nicht davon abhalten, ihr Glück in der Hotellerie zu versuchen. Es soll nur verdeutlichen, mit welchen Mitbewerbern sie es dort zu tun haben. Oliver kennt auch positive Beispiele, die sich mit innovativen Trendprodukten einen Platz in der Hotelbar erobert haben. Da wäre unter anderem der Gin O49 aus Osnabrück zu nennen, wobei der Ginmarkt inzwischen schon in Richtung Überangebot tendiert. Eine echte Nische hat da Belsazar aus Berlin entdeckt, das mit seinem Wermut im Wettbewerb mit Marken wie Martini und Cinzano steht. Seit einiger Zeit wird zudem Korn als das nächste große Ding vermutet.

Aber vielleicht stehen die Chancen für Startups in anderen Bereichen sogar noch besser. Oliver schätzt die Küchenchefs tendenziell agiler als die Barbetreiber ein. Zwar ist in der Küche vieles genormt, doch spielt bei der Auswahl der Zutaten und Produkte Regionalität eine immer größere Rolle. Weitere Stichworte, die Einkäufer für Hotels aufhorchen lassen: Gesundheit, Convenience, vegane Alternativen und palmölfrei. Das betrifft also Themen, mit denen sich gerade Startups häufig auseinandersetzen.

Das Frühstücksbuffet als Testmarkt

Ein gutes Spielfeld für innovative Produkte ist das Frühstücksbuffet. Dort findet sich immer mal wieder ein Platz für eine neue Marmeladenkreation, einen ungewöhnlichen Honig oder einen veganen Ersatz für Wurst und Käse. Startups können dabei praktische Marktforschung betreiben und erfahren, wie ihre Produkte bei einem bunt gemischten Publikum jenseits der eigenen Community ankommen. Ein weiterer Vorteil ist, dass jedes Hotel Frühstück anbietet und somit für Startups eine Eintrittsmöglichkeit immer gegeben ist.

Gefragt nach seinen wichtigsten Tipps für Food-Startups, hat uns Oliver Fudickar folgende drei genannt:

  • Wir alle brauchen Produkte, die uns als Problemlöser helfen unser Prozess-Management zu verbessern.
  • Sucht euch bekannte Fans aus der Branche, die für eure Produkte als Leumund oder Testimonial agieren.
  • Die Buchung kann der Gast zwar digital vornehmen, aber schlafen muss der Gast immer noch bei uns, was uns somit eine einmalige Chance gibt, den Gast vor Ort mit tollen Produkten zu begeistern.

Wie Startups von der FBMA profitieren können

Zurück zur eingangs erwähnten FBMA. Sie dient seinen Mitgliedern seit jeher als Plattform für Informations- und Erfahrungsaustausch. Das dadurch entstandene Netzwerk und die begleitenden Formate wie Weiterbildungsangebote und Veranstaltungen haben sich im Laufe der Jahre bewährt. Oliver Fudickar will aber an der bestehenden Mitgliederstruktur gerne etwas ändern. Es fehlt derzeit noch eine Form der Mitgliedschaft, die Startups die Chance gibt, auch mit kleinerem Geldbeutel Mitglied in der FBMA-Community zu werden.  Der Einfluss von Startups würde der FBMA gut tun, denn es gelingt naturgemäß am leichtesten, beim Nachwuchs Fans für Neues zu finden. Aber auch etablierte Fachkräfte lassen sich von sinnvollen Innovationen begeistern. Regulär beträgt die Aufnahmegebühr 1.550 Euro, der Jahresbeitrag liegt dann bei 790 Euro. Für Startups am Anfang ihrer Entwicklung könnte das eine zu hohe Hürde darstellen. Deshalb plant die FBMA, von diesen Jungunternehmen einen deutlich niedrigeren Mitgliedsbeitrag zu verlangen. Das könnte sich wirklich lohnen, denn eine vergleichbare Möglichkeit, in unmittelbaren Kontakt mit Entscheiderinnen und Entscheidern aus Hotellerie, Gastronomie, Systemgastronomie und Catering zu treten, bietet sich sonst kaum irgendwo.

Die viel zitierte Digitalisierung hilft der Hotellerie bei der Vereinfachung und Beschleunigung von Prozessen und die FBMA begleitet ihre Mitglieder bei dieser Transformation und möchte mit seinen Fördermitgliedern Problemlöser und Antwortengeber sein.

Infos zur FBMA findet ihr unter www.fbma.de.

Fotos: Foto Arppe Rostock