Diese Startups profitieren von der Mehrwegpflicht in der Gastronomie

Am 1. Januar 2023 ist die neue Mehrwegangebotspflicht aus dem Verpackungsgesetz in Kraft getreten. Die Regelung besagt, dass Restaurants, Bistros und Cafés, die Speisen oder Getränke To-Go anbieten, ihre Produkte sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegverpackungen anbieten müssen. Dadurch soll die Müllmenge aus To-Go Bechern und Co. reduziert werden. Aus diesem Anlass haben wir verschiedene Mehrweg-Startups genauer unter die Lupe genommen.

Trotz Startschwierigkeiten kann sich Relevo beweisen

Das Münchner Startup Relevo wurde 2020 von Gregor Kolb, Aaron Sperl und Matthias Potthast gegründet. Der Name „Relevo“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „befreien“ oder auch „erleichtern“. Genau das ist auch das Ziel des Startups: unsere Umwelt von unnötigem Plastikmüll zu befreien, indem die Nutzung nachhaltiger Lösungen erleichtert wird. Dazu hat Relevo ein pfandfreies Mehrwegsystem für Getränke und Speisen entwickelt. Das Sortiment eignet sich zum Mitnehmen sowie zum Liefern. Dabei ist das Relevo-System besonders einfach in der Gastronomie integrierbar.

Eigentlich war der Launch von Relevo im März 2020 geplant, doch dann kam der erste Lockdown und die Gastronomie war geschlossen. Nach diesem ersten Stolperstein konnte Relevo dann doch etwas später im Juni starten und sogar von dem Fokus auf To-Go-Speisen profitieren. Das Mehrwegsystem funktioniert dabei sehr einfach. Nach dem Download der Relevo-App wird ein Profil erstellt. Anschließend können Kunden im Restaurant das Mehrweggeschirr bestellen, welches eingescannt und so dem eigenen Profil zugeordnet wird. Wenn innerhalb von 14 Tagen das Geschirr bei einem Partner zurückgegeben wird, bleibt die Nutzung kostenfrei. Durch die App und das Nutzen des QR-Codes muss außerdem kein neues System in der Gastronomie eingeführt werden und es fallen auch keine Setup-Gebühren für die Partner an. Gastronomen zahlen ausschließlich transaktionsbasiert via Pay per Use, und das zu Einwegverpackungskosten. Aktuell hat Relevo bereits 2000 Partner und kann eine Rückgabequote von knapp 99 % vermerken.

Aktuell bietet Relevo Mehrweg-Cups und Bowls an, die sich für verschiedene Getränke und Speisen eignen.
Aktuell bietet Relevo Mehrweg-Cups und Bowls an, die sich für verschiedene Getränke und Speisen eignen.

Vytal hat Mehrweg-Behälter für jeden Geschmack

Das Mehrwegsystem von Vytal funktioniert ganz ähnlich wie bei Relevo, allerdings ist das Startup bereits seit 2019 am Markt. Die Mehrweg-Behälter werden für die gewählten Speisen im Restaurant oder Café ausgeliehen, genutzt und anschließend zurückgebracht. Eine Gebühr wird nur bei verspäteter Rückgabe fällig – genau wie in einer Bibliothek. Das Mehrwegsystem wird einfach über die Vytal-App abgewickelt, über die man die Behälter scannt, ausleiht und zurückgibt. In der App sind auch Abgabestellen aufgelistet und jeder User kann sehen, wie viele Einwegverpackungen bereits eingespart wurden. Viele Lieferdienste kooperieren bereits mit Vytal wie z.B. Wolt oder Circus. Hier müssen die Kunden einen Token aus der Vytal-App eingeben.

Gestartet hat Vytal mit der Mehrweg-Schale. Mittlerweile gibt es Mehrweg-Pizzaverpackungen, -Burger- und Pommesboxen, -Sushibehälter, -Bestecksets und Menüschalen. Die Vytal-Schalen und -Becher sind sogar mit dem blauen Engel ausgezeichnet. Die Produkte sind bei etwa 5.000 Partnern im Umlauf, mit denen gemeinsam schon fünf Millionen Einwegverpackungen ersetzt werden konnten. Das Konzept wird offensichtlich gut angenommen, denn 2022 konnte Vytal im Frühjahr eine Finanzierungsrunde über 10 Millionen Euro abschließen und im November eine erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagne starten.

Vytal ist bereits bei vielen Ketten wie Gorillas oder burgerme erhältlich.
Vytal ist bereits bei vielen Ketten wie Gorillas oder burgerme erhältlich.

reCIRCLE setzt auf das Pfandsystem

reCIRCLE Deutschland ist ein Mehrweg-Startup mit Sitz in Stuttgart und wurde 2019 gegründet. Gestartet ist die reCIRCLE AG allerdings in der Schweiz. Das Startup bietet eine pfandbasierte Mehrwegalternative für die Gastronomie im
To-Go-Bereich und konnte bereits ein Netzwerk von über 450 Partnerlokalen in ganz Deutschland aufbauen. Das Sortiment des Startup umfasst aktuell acht Produkte. Dazu gehören vier Mehrwegboxen in unterschiedlichen Größen mit passendem Besteck und drei verschiedene Modelle des ISY Cups. Die Boxen sind aus robustem PBT und können mindestens 150 bis 200 mal befüllt werden. Die ISY Cups sind aus Tritan gefertigt, durchsichtig, isolierend und geschmacksneutral. Damit eignen sie sich sowohl für Getränke als auch für Speisen.

Die Artikel können Kunden ganz einfach gegen ein Pfand ausleihen. Für die reCIRCLE Box beläuft sich das Pfand auf 10 Euro, bei einem ISY Cup auf 5 Euro. Wenn das Mehrweggeschirr nicht mehr benötigt wird, kann die Box oder der Cup einfach in einem beliebigen Partnerlokal neu befüllt werden, oder man lässt sich das Pfand auszahlen. Für die Partner fallen dabei keine keine Abo- oder Grundgebühren an. Stattdessen erhalten sie die Produkte zum Pfandwert. Nicht benötigte oder mangelhafte Behälter können außerdem jederzeit an reCIRCLE zurückgegeben werden. Für jede Befüllung einer Box
oder eines Cups wird eine Nutzungsgebühr von 13,5 Cent bzw. 8 Cent berechnet. Gastronom:innen zahlen also nur das, was sie auch tatsächlich brauchen.

Das Mehrweg-Geschirr von reCIRCLE erkennt man an der Lila Farbe.
Das Mehrweg-Geschirr von reCIRCLE erkennt man an der Lila Farbe.

reCUP – der Mehrweg Klassiker

Das Münchner Startup reCUP ist ein Pionier unter den Mehrweg-Startups und wurde bereits 2016 von Fabian Eckert und Florian Pachaly gegründet. Über das deutschlandweite Pfandsystem können Kundinnen und Kunden einfach bei allen teilnehmenden Partnern den RECUP und die REBOWL gegen ein Pfand ausleihen. Die Mehrwegbehälter sind zu 100 % recyclebar und können in über 13.000 Aus- und Rückgabestellen genutzt werden. Das Unternehmen wurde sogar von der Deutschen Umwelthilfe e.V. als “Best Practice” und vom Bundesumweltministerium mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet.

Erst letztes Jahr konnte das Startup eine Finanzierungsrunde über 12 Millionen Euro abschließen. Mit dem Investment soll das Mehrwegsystem weiterausgebaut werden, um die Marktführerschaft zu festigen. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen bereits 12.000 Partner für die RECUPs und REBOWLs gewinnen können. Darunter seien Unternehmen wie Shell, Alnatura, Denn’s oder Aral. Erst vor kurzem wurde der Mehrwegsbecher in der Größe 0,5 Liter eingeführt. Der große RECUP eignet sich besonders gut für Iced Coffees oder Säfte. Außerdem ist seit kurzem der bereits etablierte Becherdeckel jetzt auch gegen ein Pfand erhältlich. Zuvor mussten Kunden den Deckel für den RECUP kaufen und konnten diesen nicht wieder in Cafés zurückgeben.

Die reCUP Gründer Fabian Eckert und Florian Pachaly sind schon lange vom Konzept "Mehrweg" überzeugt.
Die reCUP Gründer Fabian Eckert und Florian Pachaly sind schon lange vom Konzept „Mehrweg“ überzeugt.

Fotos: Relevo, Vytal, reCIRCLE, reCUP