8 Insekten-Startups, von denen man gehört haben muss

Was manchem einen Schauer über den Rücken jagt, ist für die anderen die Zukunft: Insekten. In den asiatischen Ländern werden die kleinen Krabbeltierchen schon lange als delikates Nahrungsmittel angesehen und stehen auf dem täglichen Speiseplan. Viele Startups haben diese Nahrungsalternative für sich entdeckt und versuchen nun auch den europäischen Markt davon zu überzeugen. Welche da die Nase vorn haben und was es sonst noch über die kleinen Krabbler zu wissen gibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Kleine Tiere, große Vorteile

Insekten sind keine Neuentdeckung der Moderne. Schon unsere Vorfahren haben sich vor tausenden von Jahren von den Tieren ernährt. Das hatte gute Gründe: Durch ihren hohen Proteinanteil waren sie ideal, um den Jägern und Sammlern schnell Kraft zu geben. Auch heute sind Insekten ein fester Bestandteil des asiatischen Speiseplanes. Uns Europäern sind sie von Touristenmärkten bekannt, die sie in den verschiedensten Zubereitungsarten für die mutigsten Reisenden anbieten. Doch in die alltägliche Nahrung haben sie es nicht bis nach Europa geschafft. Dabei bieten die Krabbler viele positive Aspekte für Mensch und Umwelt.

Swarm
Das Team vom Startup Swarm auf einem asiatischen Nachtmark. (Foto: Swarm)

Grundlegende Probleme der Menschheit sind das stetige Bevölkerungswachstum und die steigende Nachfrage nach tierischen Proteinen. Unsere bis dato genutzten Ressourcen werden irgendwann nicht mehr ausreichen, um diesen Bedarf zu decken. Und hier kommen die Insekten ins Spiel. Die Aufzucht von ihnen verlangt im Vergleich zu Rindern an die zehn Mal weniger Futter, 200 Mal weniger Fläche und sogar 2500 Mal weniger Wasser. Auch das Klima wird dabei geschont: Rinderzucht verursacht rund 100 Mal mehr Treibhausgase. Dadurch, dass Insektenfleisch einen viel höheren Anteil an zum Beispiel Proteinen, Vitaminen und Kalium hat als das von Rindern und meist nicht verschiedensten Antibiotika ausgesetzt war, ist es für den Menschen dazu auch noch gesünder.

Auch für die Tierchen an sich ist die Zucht leichter artgerecht umzusetzen. Während Rinder, Schweine und Hühner meist nicht auf artgerechte Weise getötet werden, wird bei den Insekten deren Eigenschaft als wechselwarme Tiere zu Nutze gemacht. Dabei wird die Körpertemperatur der Insekten so weit heruntergekühlt, dass sie in eine Kältestarre verfallen. Senkt man die Temperatur danach weiter, wachen sie aus dieser Starre nicht mehr aus und können durch Gefriertrocknung ohne Konservierungsstoffe haltbar gemacht werden.

2018 konnte es richtig losgehen

Bis zum 1. Januar 2018 war es für Startups fast unmöglich, auf dem deutschen beziehungsweise europäischen Markt ihre Insektenprodukte zu verkaufen. Erst nachdem die EU in der Novel Food Verordnung die Herstellung und den Verkauf der Insekten geregelt hatte, konnte sich der deutsche Gaumen an den verschiedensten Produkten erfreuen. Das war der Startschuss für die Startups, den Markt zu erobern und ihre skeptischen Käufer von sich zu überzeugen. Seither kann die von der Welternährungsorganisation FAO geschätzte Zahl von zwei Milliarden Menschen, die durch Insekten ihr Eiweiß zu sich nehmen, von Tag zu Tag steigen.

Von A wie Aprikosenriegel bis Z wie Zimt-Zucker Heimchen

Bug Foundation

Produkte:

  • Insekten-Burger
Bug Foundation
Boris Özel und Max Krämer bieten Proben des ersten deutschen Insektenburgers an. (Foto: Jörg Sarbach)

Wahrscheinlich habt ihr schon von Bug Foundation schon gehört, denn das Startup war in den letzten Jahren häufiger Thema im Fernsehen und in der Presse. Kein Wunder, denn Bug Foundation bietet Deutschlands ersten Insektenburger, und für Burger interessiert sich so ziemlich jeder. Dieser besteht aus Buffalowürmern, einer nährstoffreichen und nachhaltig gezüchteten Insektenart, sowie ausgewählten vegetarischen Zutaten. Er ist reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren und ist zu 100 % frei von künstlichen Zusatzstoffen.

Beneto Foods

Produkte:

  • High-Protein-Insekten-Pasta (Curry, Steinpilz, Schoko-Zimt,Tomate und Natur)

Die Gründerin Lara Schuhwerk ist überzeugte Benetarierin – eine Ernährungsform, die sie selbst gegründet hat. Sie leitet sich von Beneto Foods ab und steht für eine achtsame und nachhaltige Ernährung, in der Insekten- und Pflanzenproteine den täglichen Fleischkonsum ersetzen. Benetarier dürfen aber hin und wieder Fleisch essen, es geht vor allem um die Wertschätzung, die Lara mit ihrer Startup-Idee und ihren Produkten an die Kunden weitergeben möchte.

Plumento Foods

Produkte:

  • Insekten-Spätzle & Nudeln
  • Insekten-Falafel-Mix
  • Essbare Insekten (z.B. Buffalo Wurm, Mehlwurm & Grille)
Plumento Foods
Dr. Daniel Mohr und Koch Gerd Astor mit Gerichten aus Insekten-Nudeln. (Foto: Plumento Foods)

Plumento Foods unterscheidet sich in vielen Punkten von anderen Insekten-Startups. Im Gegensatz zu deren oft jungen Gründern stehen hier drei erfahrene Gesellschafter hinter dem Unternehmen. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass es seine Produkte schon 2017 auf den deutschen Markt bringen konnte. Denn Dank der Begeisterung der Pforzheimischen Behörden konnte das Startup eine Grauzone für sich nutzen, bevor die EU offiziell den Handel mit Insekten-Produkten genehmigte.

Insnack

Produkte:

  • Insekten-Energieriegel (z.B. Aprikose-Physalis, Kaffee & Macha-Sesam)
  • Geröstete Grillen (z.B. Chili, Zwiebel & Lakritz)
  • Insekten-Flips (z.B. Salz-Pfeffer, Rosmarin-Tomate & Paprika)
Insnack
Das Insnack-Team stellt stolz seine Produkte auf einer Messe aus. (Foto: Insnack)

Schon früh kam dem Insnack Gründer Marc Schotter die Idee zu seinem Startup. Während eines Masterprojektes an seiner Universität pitchte er mit einer Reihe an Mitstudenten mit seinem Plan bei einem Wettbewerb und gewann. Anschließend beschlossen er und unter anderem sein Kommilitone Jean-Baptiste Delas, die Idee in die Tat umzusetzen: Insnack war geboren.

Swarm

Produkte:

  • Insektenriegel (z.B. Red Berries, Chia Haselnut & Raw Cacao)
Swarm
Timo und Christopher von Swarm auf einer Insektenfarm (Foto: Swarm)

Wie bei vielen anderen Insekten-Startups fing bei Swarm alles mit einer Reise nach Asien an. Die Gründer Dr. Christopher Zeppenfeld und Timo Bäcker wollten dort authentische Inspirationen finden, die sie dann in ihr Startup-Konzept einbauen konnten. Nachdem die beiden aber auf den touristischen Märkten nicht fündig wurden, besorgten sie sich kurzerhand Motorräder und fuhren quer durch Vietnam, Laos und Thailand. Dort trafen sie viele Bauern und besuchten Farmen, durch die sie schließlich alle nötigen Informationen für die Herstellung ihrer Produkte beisammen haben. Auch heute arbeitet Swarm noch mit diesen Bauen aus Thailand zusammen.

Wicked Cricket

Produkte:

  • Gewürzte Heimchen (z.B. Allgäuer Wildkräuter, Rosa Pfeffer & Zimt und Zucker)
  • Insekten-Kraftriegel
  • Kochinsekten (z.B. Heimchen, Heuschrecke & Mehlwürmer)
Wicked Cricket Gründer
Es schmeckt! Das Team von Wicked Cricked mit ihren Grillen. (Foto: Wicket Cricked)

Dass wirklich jeder seinen Traum eines Startups verwirklichen kann, wenn er eine gute Idee hat und an sie glaubt, beweisen die beiden Gründer Matthias Rasch und Josef Hirte. Die ehemaligen Lehrer und Physiker begannen damit, die Insekten in ihrer Küche zu züchten, ehe sie sich auf lieferbare Größen für Bestellungen hocharbeiteten. Eine weitere Besonderheit: Ihr Startup Wicked Cricket steht zu dem Insekten-Geschmack und übertüncht ihn bei seinen Produkten nicht. Im Gegenteil! Die Gründer wählten die Gewürze so aus, dass sie den Geschmack der kleinen Tiere optimal hervorheben.

Isaac Nutrition

Produkte:

  • Proteinpulver (z.B. Vanille, Kokos & Kakao)
  • Insektenmehl

Das Startup Isaac Nutrition hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit seinen Produkten so viel wie möglich für die Umwelt und die Lebewesen zu tun. So nutzt es anstatt von Grillen oder Heuschrecken Würmer aus niederländischer Zucht für die Produkte. Sie haben den Vorteil, dass sie einfach unter artgerechten Bedingungen zu halten sind und einen kurzen Lieferweg haben. Doch da hört es noch nicht auf: Das Startup verzichtet bei seinen Verpackungen auf Plastik, stattdessen werden die Produkte in wiederverwendbaren Dosen verschickt. In einem Online-Kochbuch mit Produkten vom Isaac Nutrition können sich Käufer dann auch gleich inspirieren lassen.

Ofrieda

Produkte:

  • Trockenfutter
  • Nassfutter
Ofrieda
Der Hündin Sita schmeckt ihr Insektenfutter sichtlich! (Foto: Ofrieda)

Zum Schluss widmen wir uns dem besten Freund des Menschen: dem Hund! Ofrieda stellt Hundenahrung aus Insekten her, nachdem sich das Startup die Frage gestellt hatte, wieso es solche Produkte nur für den Menschen gibt. Der Hund isst nämlich rund drei Mal so viel Fleisch wie wir! Also hat es dieses zu großen Teilen durch das der schwarzen Soldatenfliege ersetzt. Ein weiterer Pluspunkt: In dem Futter werden weder Getreide noch Fleischabfälle der Industrie verarbeitet. Theoretisch könnten Herrchen und Frauchen es selbst essen, scherzt das Startup auf seiner Webseite, nur sei es natürlich an den Geschmack der Vierbeiner angepasst.

Beitragsbild: Plumento Foods