Ernährungswende durch Klimakrise: Ergebnisse der Veganz-Ernährungsstudie 2022
Warum ernährt man sich vegan? Wie viele Flexitarier gibt es in Deutschland? Diese und viele weitere Fragen werden in der aktuellen Veganz-Ernährungsstudie beantwortet. Die wichtigsten Zahlen und Trends haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.
Allgemeines zur Umfrage
Das vierte Mal in Folge hat Veganz eine umfassende Untersuchung des Ernährungsverhaltens in Deutschland veröffentlicht. Dieses Jahr wurden fast 3.000 Menschen über ihre Einstellungen zur Ernährung und Umweltschutz befragt. Als erstes wurden sie zu ihrer Ernährungsform gefragt. So sehen die Ergebnisse aus:
Der Vergleich zum Vorjahr zeigt, dass die veganen, vegetarischen und flexitarischen Ernährungsformen weiterhin beliebter werden. So ernährten sich 2021 erst 2 Prozent der Befragten vegan, was einen Zuwachs von über 50 Prozent auf 3,1 Prozent im Jahre 2022 bedeutet. Ähnlich sieht es für die vegetarische Community aus, die dieses Jahr um 40 Prozent gewachsen ist und aktuell 6,9 Prozent der Befragten ausmacht. Für Flexitarismus hat man sich 2022 13,5 Prozent häufiger entschieden — aktuell sind es ganze 31,3 Prozent der Befragten.
Die Ergebnisse der Studie deuten außerdem auf einen weiteren Zuwachs dieser drei Ernährungsgruppen in den nächsten Jahren. Laut den Angaben der Befragten können sich 57,3 Prozent der Nicht-Veganer:innen vorstellen, in der Zukunft weniger tierische Lebensmittel zu konsumieren. Besonders hoch ist mit 80 Prozent die Bereitschaft bei Vegetarier:innen, komplett auf tierische Produkte zu verzichten.
Wünsche und Prioritäten
Wie sehen aber die veganen, vegetarischen und flexitarischen Bewegungen genau aus? Die Studie zeigt, dass alle drei Ernährungsgruppen mit jeweils über 80 Prozent größtenteils weiblich sind. Die Omnivoren hingegen sind mit 63,6 Prozent mehrheitlich männlich. Was die Ernährungsvorlieben angeht, so gaben 98,7 Prozent der veganen Befragten an, dass sie gerne Milchalternativen konsumieren. Knapp dahinter stehen Alternativen für Joghurt und Quark sowie Alternativen zu nicht-veganen Süßigkeiten und Snacks. Mehr vegane Alternativen werden erwünscht: 69,1 Prozent der Befragten würden gerne mehr Backwaren, 59,9 Prozent mehr To-Go- und Mittagspausen-Gerichte und 52,8 Prozent mehr Alternativen zu Käse und herzhaften Aufstrichen in den Supermarkt-Regalen sehen.
Ebenfalls wurde untersucht, wie sich die Prioritätensetzung beim Kauf von Lebensmitteln verändert hat. Haben der Ukraine-Krieg und die Inflation die Einkaufsgewohnheiten der Deutschen verändert? Die Ergebnisse deuten darauf hin. Die Themen Nachhaltigkeit, Kalorien und Abwechslungsreichtum beim Einkauf haben im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung verloren. So achten 2022 nur noch 50 Prozent der Befragten auf Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln, also 7 Prozent weniger als zuvor. Kalorien sind nur noch 32,5 Prozent der Befragten wichtig. Abwechslungsreichtum spielt dieses Jahr nur noch für 67,3 Prozent der Deutschen eine Rolle, während es 2021 noch 72,7 Prozent waren. Die größte Veränderung ergibt sich bei der Kostenfrage: diese hat 2022 deutlich an Bedeutung gewonnen und ist nun 60,7 Prozent der Befragten wichtig, was einen Zuwachs von 22 Prozent zum Vorjahr darstellt.
Fleischverzicht für Klimaschutz
Der Klimawandel ist der häufigste Grund, um den Fleischkonsum zu reduzieren. Fast ein Drittel der Deutschen behauptet, den Konsum von tierischen Lebensmitteln aufgrund der vermehrten Klimakatastrophen reduziert zu haben. Noch 13,6 Prozent haben es vor, ihren Konsum aufgrund des Klimawandels zu reduzieren. Das ist in der Summe nahezu die Hälfte der Befragten. Die vermehrten Überflutungen und Waldbrände hier in Deutschland scheinen mehr Klimabewusstsein herbeigeführt zu haben.
Ein Drittel der Deutschen ist flexitarisch
Die Anzahl der sich vegetarisch-vegan ernährenden Menschen steigt, allerdings konsumieren die meisten nach wie vor Fleisch und andere tierische Produkte. Bedeutsam ist dabei die Gruppe der Flexitarier:innen geworden, die aktuell 31,1 Prozent der deutschen Bevölkerung ausmacht. Auch als flexible Vegetarier bezeichnet, konsumieren sie, um die Umwelt zu schützen oder die eigene Gesundheit zu fördern, weniger Fleisch, verzichten aber nicht komplett darauf. Der Trend, der sich seit mehreren Jahren abzeichnet, stellt ein großes Potential dar, den Konsum von tierischen Lebensmitteln zu reduzieren und somit dem Klimawandel entgegenzuwirken. Denn bei der Herstellung veganer Kost werden wesentlich weniger Ressourcen beansprucht als bei tierischen Lebensmitteln und ein großer Anteil der Treibhausgasemissionen wird eingespart. Flexitarismus spielt eine große Rolle für die Entwicklung des veganen Lebensmittelmarktes, denn dadurch werden diese Lebensmittel von immer größeren Teilen der Bevölkerung konsumiert, anstatt nur ein Nischenprodukt zu sein.
Laborfleisch und Insektenburger
Immer mehr Zuspruch finden auch das Thema In-vitro-Fleisch sowie andere Laborlebensmittel. Das Ziel der Forscher ist, Fleisch, Käse und andere tierische Produkte herzustellen, die den herkömmlichen identisch sind, allerdings in einem Labor produziert werden. Das Interesse der Bevölkerung ist hoch: die Umfrage zeigt, dass aktuell 43,9 Prozent der Befragten In-Vitro-Fleisch essen würden. Bei Laborkäse ist die Akzeptanz noch höher: ganze 50,6 Prozent der Befragten können sich vorstellen, den zu konsumieren. Es ist außerdem anzumerken, dass mit 58,4 Prozent auch die meisten Veganer:innen Laborkäse essen würden, auch wenn sie aktuell keine Milchprodukte konsumieren.
Aktuell ist Laborfleisch noch nicht im Handel zu finden. Ein anderes innovatives Produkt ist aber schon seit einiger Zeit erhältlich. Lebensmittel aus Insekten wie Riegel oder Burger gibt es seit einigen Jahren zu kaufen. Die Akzeptanz dafür ist allerdings nicht so hoch: Insekten zu konsumieren können sich nur 32,1 Prozent der Befragten vorstellen. Bei Veganer:innen ist der Wert besonders niedrig: nur 4,3 Prozent würden Insekten essen.
Fotos: Veganz