Die rote Retterin von Sea Forest
Das auf der australischen Insel Tasmanien ansässige Startup Sea Forest hat eines der momentan innovativsten Konzepte in der Lebensmittelindustrie zu bieten. Das Unternehmen züchtet eine Rotalge, die den Methanausstoß von Rindern um über 80 % reduzieren kann. Dies bietet in der Klimakrise neue Hoffnung. Hier erfahrt ihr jetzt mehr zu der Arbeit des Startups.
Das Unternehmen
Gründer des Startups sind Sam Elsom (CEO), Dion Cohen (CFO) und Stephen J. Turner als Managing Director. Für die Weiterentwicklung der Produkte arbeitet Sea Forest mit den auf diesem Gebiet führendenden Universitäten zusammen. Mit Dr. Rocky de Nys hat das Startup auch einen der Wissenschaftler an Bord, der an der ursprünglichen Entdeckung des entscheidenden Wirkstoffes beteiligt war. Unter ihm hat die Forschungsabteilung des Unternehmens diesen Wirkstoff der Rotalge isoliert und synthetisiert. Nach der Gründung war dies der wesentliche Schritt für Sea Forest, weil durch die Untermischung des synthetischen Isolats ins Tierfutter eine höhere Reduktion des Methanausstoßes garantiert ist. Bei jeder Pflanzenzucht kann es zu Qualitätsabweichungen kommen, auch bei der Algenzucht, aber durch das Isolat bietet Sea Forest nun qualitativ konstante Chargen.
Doch wie funktioniert das Ganze eigentlich genau?
Asparagopsis armata
Die für den Futterzusatz SeaFeed benötigte Alge ist die weltweit verbreitete Asparagopsis armata, auch Harpunenalge genannt. Die Alge enthält eine bioaktive Substanz, die im Magen der Kühe die Enzymproduktion hemmt. Allerdings nur die des Enzyms, das für die Methanproduktion zuständig ist. Hierbei hilft die bioaktive Substanz der Rotalge, den Anteil des Futters, der normalerweise in Methan umgewandelt wird, auch zu zersetzen. Dieser Teil des Futters wird dann in für den Körper nutzbare Energie umgewandelt. Dadurch können die Kühe erwiesenermaßen im Vergleich mit herkömmlichen Futter mit der gleichen Menge schneller oder mit einer geringeren Menge gleich schnell heranwachsen. Dies liegt daran, dass die verfütterten Mengen fast gänzlich verdaut werden können und weniger von dem Abfallprodukt Methan entsteht. Hierfür reicht schon die Zufütterung einer minimalen Menge Sea Feed aus.
Die Synthetisierung der bioaktiven Substanz war auch ausschlaggebend für die Erweiterung des Angebots von Futterzusätzen. Jetzt steht das Unternehmen kurz vor der Markteinführung eines neuen Sortiments, wozu unter anderem ein Öl, Futterpallets und Leckbälle gehören. Dafür werden dann die Markennamen SeaFeed Natrual und SeaFeed Amplify eingeführt. Momentan ist jedoch nur das Ursprungsprodukt SeaFeed erhältlich.
Die Zucht
Die Rotalge ist nach durchschnittlich acht Wochen erntereif. Die Sporen werden zuerst in Wassertanks an Land herangezüchtet. In ihnen zirkuliert das Wasser, um die Meeresströmung zu imitieren. Wenn die Sporen dann soweit sind, werden sie in Hanftaue eingesponnen. Diese mit Sporen versehenen Taue werden dann vor der Küste an der sogenannten „Wirbelsäule“ befestigt. Hierbei wird auf einen Abstand von 50 Metern geachtet, um keine Falle für größere Meerestiere zu kreieren. Vor der „Aussaat“ der Algensporen erhalten die Taue aber noch einen biologisch abbaubaren Überzug aus Baumwolle, damit die Sporen die ersten vier Wochen geschützt heranwachsen können. Dies eschieht auch, um ein Wegtreiben und eine Wildaussaat zu vermeiden. Die „Wirbelsäule“, an der die Saattaue befestigt werden, besteht nur aus einem dicken Hanftau, das mit Ankern und Treibern an beiden Enden befestigt ist. Dies erleichtert die Installation und Instandhaltung. Außerdem garantiert es einen geringstmöglichen Einfluss auf das Ökosystem.
Positiver Nebeneffekt
Ein positiver Nebeneffekt der Algenzucht ist die Bindung von CO2, da die Rotalge in ihrer Zusammensetzung aus 40 % Kohlenstoff besteht. Die Alge wandelt während ihres Wachstums durch Photosynthese das im Wasser enthaltene CO2 in eigene Biomasse um. Damit kann die Zucht der Alge auch der Übersäuerung der Meere entgegenwirken. Aus diesem Grund ist eine Offshore-Zucht empfehlenswert, weil die Rotalge in der Klimakrise dabei helfen kann, das CO2 was in unsere Meere gelangt, vorort zu binden. Allerdings versucht Sea Forest auch die Zucht an Land zu optimieren, um die Transportwege des Produkts zu verringern.
Es ist dennoch wichtig zu verstehen, dass die Rotalge in ihrem Wachstum nur CO2 in eigene Biomasse umwandelt und kein Methan. Trotzdem verringert ihr Einsatz als Futterzusatz den Methanausstoß von uns als Menschheit.
Wenn ihr euch zu diesem Thema weiterbilden wollt, könnt ihr den Beitrag von Zac Efron aus seiner Dokuserie „Um die Welt mit Zac Efron“ zu Sea Forest auf Netflix anschauen.
Fotos: Sea Forest