Diese 5 Startups retten Lebensmittel auf ihre Weise

Zahlreiche Startups beschäftigen sich im Kontext ihrer Gründung damit, wie sie ihr Unternehmen nachhaltig gestalten können. Im Food-Bereich gehen einige Startups noch einen Schritt weiter und nutzen Ressourcen wie überschüssige Lebensmittel oder Abfallprodukte, um neue Produkte zu entwickeln. Wir haben uns umgeschaut und stellen euch heute fünf Startups vor, die gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen, und dabei auch noch guten Geschmack beweisen.

Hängry kreiert leckere Menüs für die Büroküche

Hängry will Nachhaltigkeit bei der Ernährung zugänglich und einfach machen. Das Startup produziert deshalb Ready-to-Eat-Produkte aus geretteten Lebensmitteln. Denen sieht man oft gar nicht an, dass sie zum Wegwerfen bestimmt sind. Diese Produkte sind oft das Ergebnis von Überproduktion, einer mangelnden Nachfrage, einem abgelaufenem Haltbarkeitsdatum oder unperfektem Aussehen.

Das Gründer-Team: Ximena Franco, Sophia Graupner und Valentin Holenstein
Das Gründer-Team: Ximena Franco, Sophia Graupner und Valentin Holenstein

Aktuell testet das Team sein Proof of Concept und bietet die geretteten Menüs in ausgewählten Unternehmen als Mittagsessen an. Die Gerichte werden kalt geliefert, können aber auch flexibel erwärmt werden. Die Menüs sind immer unterschiedlich, da mit den Lebensmitteln gearbeitet wird, die verfügbar sind. Es wird also eine gewissen Flexibilität vorausgesetzt. Gegründet wurde das Zürcher Startup von Sophia Graupner, Ximena Franco und Valentin Holenstein gegründet. Die drei studieren Lebensmitteltechnologie und wollen mit Hängry die Verschwendung wertvoller Ressourcen vermeiden.

luya nutzt das Nebenprodukt Okara für ihre Lebensmittelinnovation

Das Startup luya aus Bern verwendet ein Nebenprodukt der Tofu- und Sojamilchproduktion, nämlich Bio-Okara, für die eigene Food-Innovation. Okara sind Sojabohnenschnitzel, die das Startup für Bio-Chunks, Nuggets oder Patties nutzt. Diese können zum Beispiel in Currys, Wraps oder Pfannengerichten als Fleischalternative verwendet werden und eignen sich auch zum Marinieren. Allein in der Schweiz fallen jährlich ungefähr 2000 Tonnen Okara bei der Herstellung von Tofu und Sojamilch an, wovon das meiste als Futtermittel für die Tierindustrie oder Biogas verwendet wird. Durch das patentierte Fermentationsverfahren wird in Kombination von Okara und Kichererbsen eine Fleischalternative produziert, die reich an Ballaststoffen und Eisen ist.

Die Bio-Chunks sind in drei Geschmackrichtungen erhältlich.
Die Bio-Chunks sind in drei Geschmackrichtungen erhältlich.

Das Startup hatte erst im Frühjahr ein Investment über 150.000 Schweizer Franken erhalten, um die Produktion zu skalieren und seine Technologie zur Festkörperfermentation weiterzuentwickeln. Gegründet wurde luya von Flavio Hagenbuch, Tobias Kistler und Michael Whyte. „Mit dem Bio-Okara von Schweizer Tofuproduzenten setzen wir auf kurze Transportwege. Durch die Nutzung des Nebenprodukts benötigen wir nahezu 50 % weniger Anbaufläche.“, sagt Tobias Kistler, Co-Founder von Luya.

Freshflow reduziert überschüssige Bestellmengen bei frischen Lebensmitteln

Damit im Lebensmitteleinzelhandel gar nicht erst zu viele Lebensmittel bestellt werden, die später weggeworfen werden müssen, hat das Startup Freshflow eine KI-basierte Anwendung entwickelt. Diese berücksichtigt Faktoren wie das Wetter, lokale Geschehnisse, Feiertage, Haltbarkeiten und Saisonalität, um die richtige Bestellmenge von frischen Lebensmitteln besser hervorsagen zu können. So kann die Lebensmittelverschwendung verringert werden, noch bevor sie entsteht.

Das Freshlflow Gründer-Duo sorgt dafür, dass weniger Lebensmittel überhaupt erst gerettet werden müssen.
Das Freshlflow Gründer-Duo sorgt dafür, dass weniger Lebensmittel überhaupt erst gerettet werden müssen. (Foto: Lena Ganssmann)

Gegründet wurde Freshlow in Berlin von den KI-Forschern Avik Mukhija und Carmine Paolino. Die von ihnen entwickelte Künstliche Intelligenz kann auf Basis von den internen und externen Daten direkt die richtige Menge an Frischwaren bestellen. Dadurch wird der Marktleitung Arbeit abgenommen und gleichzeitig können Ressourcen gespart werden. Die Gründer sagen selbst, dass es ihre Mission ist, das globale Food Waste-Problem zu bekämpfen. Erst 2021 erhielt das Startup ein Investment von 1,7 Millionen Euro.

Kern Tec gibt Obstkernen ein zweites Leben

Obstkerne, die beispielsweise in der Saftindustrie anfallen, sind aktuell in Europa noch ein Abfallprodukt. Dabei enthalten viele der Kerne wertvolle Inhaltsstoffe und können durch das korrekte Prozessieren weiterverwendet werden. Das Startup Kern Tec wäscht und trocknet die Kerne, um anschließend Samen und Schale zu trennen. Dabei hat sich Kern Tec besonders auf Steinobst wie Marille/Aprikose, Zwetschke/Pflaume und Kirsche fokussiert. Steinobst enthält das Pflanzengift Amygdalin, was im Körper in Blausäure umgewandelt wird, die für den Menschen giftig ist. Mit einer „Kernspaltungsmaschine“ konnten die Gründer Luca Fichtinger, Michael Beitl, Sebastian Jeschko und Fabian Wagesreither einen Prozess entwickeln, um das Amygdalin aus dem nährstoffreichen Teil des Kerns zu entfernen.

Bei Wunderkern stehen Genuss und Nachhaltigkeit an erster Stelle.
Bei Wunderkern stehen Genuss und Nachhaltigkeit an erster Stelle.

Aus den Samen werden durch eine patentierte Methode Öle produziert, die von dem Startup als Whitelabel-Produkte weiter verkauft werden. Der verholzten Teil des Kerns findet unter anderem in der Kosmetikindustrie Anwendung. Hier kann Steinobstgranulat in Körperpeeling anstellen von Mikroplastik verwendet werden. Mittlerweile hat Kern Tec die eigenen Marke Wunderkern an den Markt gebracht, die Aufstriche, Öle und eine Milchalternative aus Marillenkernen, den Kern Drink, vertreibt.

ResteRitter retten Lebensmittel aus Garten und Lager

Die ResteRitter aus Kiel sind die drei Geographiestudenten Moritz, Nick und Oke. Um der Verschwendung von frischem Obst und Gemüse entgegenzuwirken, packen die drei selbst an und retten Ressourcen vom Großhändler, genauso wie aus privaten Kleingärten. Denn ob auf dem Feld, im Laden oder zuhause, jeden Tag landen Unmengen von Lebensmitteln im Müll. Die Lebensmittel werden eingekocht, um aus ihnen z.B. Aufstriche oder Chutneys zu produzieren. Pro Glas wird außerdem 1 € an einen guten Zweck, wie die Stiftung Mittagskinder, gespendet. Die ermöglicht benachteiligten Schulkindern aus Hamburg ein warmes Mittagsessen.

Die ResteRitter haben sich im Studium kennengelernt. (Foto: Heidi Krautwald)
Die ResteRitter haben sich im Studium kennengelernt. (Foto: Heidi Krautwald)

Zusätzlich veranstaltet das Startup auch regelmäßig Schnibbelpartys, auf denen zur Musik nicht nur getanzt, sondern auch mit geretteten Lebensmitteln gekocht wird. Durch das gemeinsame Kochen und Zubereiten der Lebensmittel soll mehr Aufmersamkeit auf das Thema Lebensmittelverschwendung gelenkt werden.

Beitragsbild: Mittagsessen von hängry