Fleischkonsum: Welche Chancen haben nachhaltige Alternativen?

Eine aktuelle Studie des EIT Food Consumer Observatory untersucht den Fleischkonsum in Europa. Sie betrachtet auch die kulturelle Bedeutung von Fleisch und die Chancen pflanzenbasierter sowie kultivierter Alternativen. Die Ergebnisse sind besonders relevant für Food-Startups an der Schnittstelle von Innovation und Nachhaltigkeit.

Fleisch in Kultur und gesellschaftlicher Wahrnehmung

Fleischkonsum hat in Europa eine lange kulturelle Tradition und steht seit Jahrhunderten für Gemeinschaft, Wohlstand und Vitalität. Heute befindet sich Fleisch jedoch im Spannungsfeld zwischen Genuss und Kritik: Themen wie Massentierhaltung, Umweltbelastung und Überkonsum prägen die öffentliche Debatte. Eine aktuelle Studie identifiziert vier kulturelle Narrative rund ums Fleisch: Es wird als wertvolle Ressource für den menschlichen Nutzen betrachtet, als Bestandteil eines harmonischen Systems zwischen Natur und Gesellschaft verstanden, als instinktiver menschlicher Antrieb gesehen und zunehmend durch Innovationen und technologische Entwicklungen im Ernährungssystem neu definiert.

Pflanzenbasierte Alternativen: Potenziale und Herausforderungen

Beyond Meat und Planted bieten pflanzenbasierte Fleischalternativen, die Nachhaltigkeit, Geschmack und Transparenz in den Vordergrund stellen.

Pflanzenbasierte Ernährung wird häufig mit Nachhaltigkeit und ethischem Konsum verbunden, und der Markt bietet inzwischen eine wachsende Vielfalt an Produkten. Beispiele hierfür sind Beyond Meat und Planted. Dennoch bestehen Vorbehalte, da pflanzliche Fleischalternativen von vielen Verbrauchern als stark verarbeitet oder geschmacklich weniger attraktiv wahrgenommen werden. Um die Akzeptanz zu erhöhen, empfiehlt die Studie mehr Transparenz durch klare Zutatenlisten. Die Produktpräsentation sollte natürlich sein, statt eine rein „High-Tech“-Anmutung zu vermitteln. Hersteller sollten außerdem den Genussaspekt betonen. So zeigen sie, dass pflanzenbasierte Produkte nicht nur nachhaltig, sondern auch geschmacklich überzeugend und festtauglich sind. Eine positive, einladende und inklusive Kommunikation kann zusätzlich dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und den Umstieg auf pflanzenbasierte Ernährung zu erleichtern.

Kultiviertes Fleisch zwischen Innovation und Skepsis

Kultiviertes Fleisch (auch als Laborfleisch oder Clean Meat bezeichnet) gilt als wegweisende Lebensmittelinnovation, die Tierwohl und Nachhaltigkeit miteinander verbinden kann. Dennoch verbinden viele Verbraucher damit vor allem das Bild von Laboren und komplexer Technologie. Um Akzeptanz zu fördern, sollten wissenschaftliche Inhalte in verständlicher Sprache vermittelt werden („Soft Science Storytelling“). Die Authentizität sollte betont werden: Es handelt sich um echtes Fleisch, nur auf ressourcenschonendere Weise hergestellt. Ebenso wichtig ist die Hervorhebung der sensorischen Eigenschaften wie Geschmack, Textur und ernährungsphysiologischer Mehrwert. So zeigt sich, dass kultiviertes Fleisch den Fleischkonsum nachhaltiger gestaltet und zugleich umweltfreundlich sowie genussvoll ist.

Regulatorische Anforderungen für kultiviertes Fleisch

Kultiviertes Fleisch (Laborfleisch) unterliegt in Europa strengen Zulassungs- und Kennzeichnungsvorschriften

Die Markteinführung von kultiviertem Fleisch in Europa unterliegt strengen Lebensmittelsicherheits- und Kennzeichnungsvorschriften. Für die neuartige Lebensmittelkategorie befindet sich der rechtliche Rahmen noch im Aufbau. Food-Startups sollten sich daher frühzeitig mit den Zulassungsbehörden abstimmen, Sicherheits- und Qualitätsnachweise erbringen und transparent über den Zulassungsprozess informieren. Eine offene Kommunikation kann das Vertrauen der Verbraucher stärken und die Akzeptanz von kultiviertem Fleisch auf dem europäischen Markt beschleunigen.

Strategische Ansätze für Food-Startups

Für Unternehmen im Bereich Lebensmittelinnovation ergeben sich mehrere Erfolgsstrategien: Die Markenidentität sollte kulturell verankert sein und Werte wie Gemeinschaft, Ethik und Genuss widerspiegeln. Technologische Entwicklungen wie pflanzenbasierte Produkte oder kultiviertes Fleisch lassen sich durch emotionale Markenbotschaften und persönliche Geschichten der Gründer greifbarer machen. Zudem sollten Marketingmaßnahmen gezielt auf verschiedene Zielgruppen wie Fleischliebhaber, Flexitarier und Veganer abgestimmt werden, um den Fleischkonsum nachhaltiger zu gestalten. Kooperationen mit Gastronomie, Lebensmitteleinzelhandel und Medien können helfen, neue Produkte in der Breite zu etablieren und die kulturelle Akzeptanz von nachhaltigen Ernährungsalternativen zu steigern.

Die gesamte Studie könnt ihr hier herunterladen.

Bildmaterial: Beyond Meat und Planted