Steiner’s – Gewicht verlieren mit einem Olympiasieger im Gewichtheben

Es gibt eine Menge Food-Startups, bei denen Promis aus Sport oder Showgeschäft auf die eine oder andere Weise involviert sind. Steiner’s nimmt da eine herausragende Position ein, denn der Gründer, Olympiasieger Matthias Steiner, war von Anfang an an der Produktentwicklung maßgeblich beteiligt. Außerdem ist er das beste Beispiel dafür, dass zuckerarme Ernährung dauerhaft zu Gewichtsreduzierung führen kann.

Matthias Steiner zählt zweifellos zu den bekanntesten deutschen Sportlern der letzten 20 Jahre. Sein Sieg bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, den er seiner ein Jahr zuvor verstorbenen Frau widmete, ist selbst vielen noch in Erinnerung, die sich sonst kaum für Sport und erst recht nicht für Gewichtheben interessieren. Der Erfolg und sein emotionaler Auftritt verschafften ihm eine Popularität, die er bis heute immer mal wieder für Auftritte in Fernsehshows nutzt.

Schon früh musste Matthias Steiner sich mit der Wirkung Kohlenhydraten beschäftigen

Seine sportliche Karriere beendete er 2013. Als Superschwergewichtler wog er bis 150 Kilogramm, ein Gewicht, das er im Alltag nicht mehr mit sich rumschleppen wollte. Ernährung war schon immer ein wichtiges Thema für Matthias. Als Athlet sowieso, aber auch wegen seiner unheilbaren Autoimmun-Erkrankung Diabetes Typ 1. Die erwischte ihn im Alter von 17 Jahren als Folge einer Grippe und der der daraus resultierenden Funktionsstörung seiner Bauchspeicheldrüse. Statt sich ins Bett zu legen, arbeitete er damals einfach weiter als Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur und bekam dafür wenige Wochen später die Quittung.

Als Diabetiker weiß er also schon lange, welche Rolle Kohlenhydrate für die Ernährung und die Gesundheit spielen. Kohlenhydrate, auch Zucker genannt, sind ein schneller Energielieferant und daher zunächst grundsätzlich nicht ungesund. Ein Problem tritt allerdings dann auf, wenn der Körper mehr Zucker aufnimmt, als für den unmittelbaren Energiebedarf notwendig ist. Dann werden die Kohlenhydrate nämlich in Fett umgewandelt, das sich unter anderem in der Leber ablagert und dort zu Komplikationen führen kann. Übergewicht ist selbstverständlich eine weitere Folgeerscheinung.

Eine erfolgreiche Methode, sein Körpergewicht nicht nur zu reduzieren, sondern dauerhaft niedrig zu halten, besteht daher darin, den Kohlenhydratanteil auf seinem Ernährungsplan niedrig zu halten. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass Zucker eben nicht nur in Süßspeisen enthalten ist, sondern in einer großen Zahl von beliebten Lebensmitteln, so über das Getreide in herkömmlichem Brot und in Nudeln sowie in Reis und Kartoffeln.

Der Plan: 45 Kilo müssen runter!

Besonders auf Brot und Brötchen wollte Matthias nicht verzichten, sehr wohl aber auf Kohlenhydrate, um seinen Plan, 45 Kilogramm abzunehmen, in die Tat umsetzen zu können. Zusammen mit dem Bäckermeister Helmut Radlbeck entwickelte er deshalb Alternativprodukte, die auch geschmacklich seinen Vorstellungen entsprachen, denn die gab es vor zehn Jahren noch nicht. Schritt für Schritt näherten sich die beiden dem gewünschten Geschmackserlebnis an.

Wichtigste Bestandteile sind Eiweiße aus Molke und Hühnereiern sowie Sojamehl aus österreichischer Produktion, also gentechnikfrei und nicht auf Kosten von Regenwäldern. Protein- und ballaststoffreich, das gilt eigentlich als vorbildlich für eine gesunde Ernährung. Die erhoffte Resonanz bei Produzenten blieb jedoch vorerst aus, auch auf das Angebot, Lizenzen für die Produkte zu vergeben. Die Konsequenz: 2020 gründeten Matthias und seine zweite Frau Inge ihr eigenes Unternehmen, die STEINERfood GmbH.

Inge ist studierte Kulturwirtschaftlerin und war früher TV-Moderatorin, hat sich aber inzwischen zu einer echten Ernährungsexpertin entwickelt. Sie und Matthias haben sogar zwei Bücher zu dem Thema veröffentlicht, Titel „Das Steiner Prinzip“. Ihr Hauptaugenmerk liegt aber auf ihrem Startup. Gerade hat die Marke unter dem Namen Steiner’s einen Relaunch erfahren und ist auch im Verpackungsdesign ganz auf Matthias zugeschnitten. Im Gegensatz zu manch anderem Promi ist er aber eben nicht nur Werbefigur, sondern als Gründer voll engagiert und bei der Produktentwicklung von Anfang an dabei.

Inge und Matthias Steiner
Inge und Matthias Steiner

Steiner’s ist ein echtes Startup

Wie bei jedem anderen Startup auch ist die noch recht junge Unternehmensgeschichte von einigen Hochs und Tiefs geprägt. „Low Carb“ ist eigentlich längst ein stehender Begriff und bedeutet ins Deutsche übersetzt eigentlich nur „wenig Kohlenhydrate“. Das beschreibt die Produkte von Steiner’s ziemlich akkurat. Trotzdem wurde dem Gründerpaar die Verwendung in unmittelbarem Zusammenhang mit der Marke untersagt. Als Kompromiss steht jetzt folgende Aussage von Matthias auf der Verpackung: „I 🖤LOW CARB-NUTRITION!“

Nicht nur, aber vor allem Startups haben mit erhöhten Rohstoffpreisen zu kämpfen, und auch Steiner’s ist davon betroffen. Um die Verkaufspreise marktgerecht zu halten, verzichtet man bisher auf Bioprodukte, aber auch so verursachen die hochwertigen Zutaten steigende Kosten. Molkeeiweiß zum Beispiel wird an einer Börse gehandelt, was den Preis schwer planbar macht. Und gerade erst wurde Papier durch einen Streik knapp und teurer, was sich bei der Verpackungsherstellung bemerkbar macht.

Alles ist bereit für das Wachstum von Steiner’s

Grundsätzlich blicken Inge und Matthias aber zuversichtlich in die Zukunft. Das Konzept, mit dem Verzicht auf Kohlenhydrate, sein Gewicht im Griff zu behalten, setzt sich immer mehr durch und Steiner’s kann über Aufklärungsarbeit seinen Teil dazu beitragen. Die Produktpalette umfasst neben Brot und Brötchen mittlerweile auch Pancake und Porridge, alles gesüßt übrigens mit dem Zuckerersatzstoff Erythrit, der keinen Einfluss auf den menschlichen Stoffwechsel hat.

Bisher konzentriert sich der Vertrieb von Steiner’s ausschließlich auf den Onlinehandel. Die Liefer- und Produktionskapazitäten sind aber so ausgerichtet, dass rascheres Wachstum keine große Herausforderung darstellt. Im Einzelhandel sind zunächst Drogeriemärkte und Fachgeschäfte im Visier, weniger die großen Supermärkte. Einen Nachfrageschub gibt es immer dann, wenn Matthias einen seiner Fernsehauftritte hat. Nicht nur seine Frau sagt, er sähe heute jünger aus als bei seinem Olympiasieg. Einen besseren Werbebotschafter für die eigene Marke kann es also gar nicht geben.

Fotos: STEINERfood GmbH