My Makery: mit Kastanienmehl und Hartnäckigkeit zum Erfolg

Beharrlichkeit zahlt sich aus – das zeigt sich an der Geschichte von My Makery. Gründerin Birgit Tantner wollte bei der Wahl des Produktionspartners keine Kompromisse eingehen und wurde nach monatelanger Suche sogar in ihrer Nähe fündig. Damit ist sie ihrem Ziel, ihre Brotbackmischungen mit Kastanienmehl groß raus zu bringen, einen wichtigen Schritt näher gekommen.

Wie bei vielen Gründerinnen und Gründern aus der Food-Szene verlief der Weg zum eigenen Startup bei Birgit Tantner auf ein paar Umwegen. Ihrem Studium der Sportwissenschaften fügte sie noch einen Master of Business Adminstration an. Darauf folgten 17 Jahre bei Automobilzulieferern. Das Thema Ernährung interessierte sie allerdings schon seit den Uni-Zeiten, und um ihr Wissen zu vertiefen, begann sie 2017 nebenbei eine Ausbildung zum Ernährungscoach.

Kastanienmehl als glutenfreie Alternative entdeckt

Daraufhin stellte sie ihre Essgewohnheiten noch einmal entscheidend um. Im Zentrum stand dabei der Wunsch, weitestgehend auf Zucker und auch Gluten zu verzichten. Gerade bei Brot ist das durchaus eine Herausforderung, und Birgit hatte kein glutfreies Backwerk gefunden, das sie geschmacklich vollständig überzeugte. Bei ihren Recherchen stieß sie immerhin auf Kastanienmehl, das hierzulande noch nicht sehr weit verbreitet ist.

Nach ersten Backversuchen war ihr klar: das schmeckt hervorragend, das taugt nicht nur für den Eigenbedarf, da ist mehr möglich. Also verschickte sie eine von ihr kreierte Backmischung im Freundeskreis und fügte einen Fragebogen hinzu, um herauszufinden, wie ihr Produkt ankam. Die Resonanz war so positiv, dass diese sie zu ihrem nächsten Schritt ermutigte. Schon länger war ihr klar, dass sie in ihrem jetzigen Job nicht bis zur Rente arbeiten wollte. Sollte sich die richtige Idee finden, wäre die eigene Gründung fällig.

My Makery-Gründerin Birgit Tanter mit verschiedenen Sorten ihres Kastanienbrots.
My Makery-Gründerin Birgit Tantner mit verschiedenen Sorten ihres Kastanienbrots.

Im Juni 2019 war es dann so weit; Birgit ging in Teilzeit und rief My Makery ins Leben. Los ging es mit einem Onlineshop, der nach wie vor das wichtigste Vertriebsinstrument ist. Herausforderungen hat die Gründerin immer so angenommen, wie sie gerade kamen, etwa bei der rechtmäßigen Beschriftung der Etiketten. Die Corona-Krise und die daraus resultierende Kurzarbeit war eher Segen als Fluch, denn sie ermöglichte es ihr, sich noch intensiver um My Makery zu kümmern.

Keine Kompromisse bei der Produzentensuche

Sie hatte einen kleinen Produktionsraum gefunden und sich sogar eine eigene Maschine für die Anmischung zugelegt, aber irgendwann reichte die nicht mehr, um den Wachstumszielen zu genügen. Also musste ein Lohnproduzent her. Leichter gesagt als gefunden, denn schon bei den Lieferanten hatte es Rückschläge gegeben, nicht alle konnten die benötigten Rohstoffe zuverlässig zur Verfügung stellen. Aber vielleicht konnte das Unternehmen aus Italien, welches das Kastanienmehl lieferte, auch bei der Produktion helfen? Zwischenzeitlich sah es so aus, doch dann kam Anfang 2021 die Absage.

Die nachfolgende Suche nahm ein gutes Dreivierteljahr in Anspruch. Mal konnte ein Hersteller nicht glutenfrei, mal keine Walnüsse verarbeiten, die Bestandteil einer der Backmischungen sind. Häufig scheiterte es auch an der zunächst avisierten Produktionsmenge: zu klein, um sich für den Produzenten zu rechnen. Oder zu groß, um sich für My Makery zu rechnen. Zwischendurch stellte sich Birgit auch mal die Frage, ob ihre Nische zu klein oder die Ansprüche zu hoch seien.

Die Zweifel waren aber nie so groß wie ihre Hartnäckigkeit, und so lautet ihr erster Tipp: nicht so schnell aufgeben und an sich und das Produkt glauben. Der zweite Tipp: Bei der Googlesuche nicht nach den ersten beiden Seiten aufgeben. Dort platzieren sich zwar die Unternehmen, die bei der Suchmaschinenoptimierung am besten aufgestellt sind, aber weiter hinten vielleicht die besseren Partner. So war es zumindest bei My Makery; der ideale Lohnhersteller fand sich jenseits von Seite 10 und liegt nur eineinhalb Autostunden vom Unternehmensstandort Sindelfingen entfernt.

My Makery ist gesund und kinderleicht in der Zubereitung

Jetzt wäre also zumindest hinsichtlich potenzieller Liefermengen die Voraussetzung geschaffen, um My Makery verstärkt in den Einzelhandel zu bringen. Dazu muss natürlich auch das Produkt funktionieren, und dafür spricht einiges. Bekanntlich ist es glutenfrei, außerdem basisch, weil es ohne Sauerteig auskommt. Es enthält viele Nähr- und Ballaststoffe und nur natürliche Zutaten.

Noch wichtigere Argumente sind Geschmack und einfache Zubereitung. Wer es nussig mag, ist bei My Makery mit Kastanienmehl auf jeden Fall richtig, hinzu kommen je nach Sorte und Saison noch Haselnuss, Sesam, Kürbis und Walnuss. Und die Zubereitung ist kinderleicht, man benötigt nur Wasser, Apfelessig (gibt’s auch im Onlineshop) und noch nicht einmal eine Backform. Der Teig ist fest genug, um auf dem Backblech nicht auseinanderzufallen. Preislich liegt My Makery eher im oberen, aber für glutenfrei durchaus üblichen Bereich.

Wie sich My Makery im Markt durchsetzen kann, wird sich zeigen. An der Gründerin wird es sicherlich nicht scheitern. Die hat bei der Suche nach dem Lohnproduzenten schließlich gezeigt, dass es sich lohnt dranzubleiben.

Fotos: My Makery