Protest der Gastrobranche: Leere Stühle in deutschen Städten

Der Leaders Club appelliert an alle deutschen Gastronomen und Hoteliers, sich der Protestaktion „Leere Stühle“ ihrer Dresdner Kollegen anzuschließen. Bundesweit sollen Gastwirte am kommenden Freitag, 24. April, mit Demonstrationen darauf aufmerksam machen, dass die Zukunft ihrer Betriebe durch die andauernde Schließung massiv bedroht ist. 

Es war ein beeindruckendes Mahnmal: Hunderte Stühle aus Dresdner Restaurants standen am vergangenen Freitag für mehrere Stunden leer und verwaist vor der berühmten Kulisse der Frauenkirche. Rund 530 Gastronomen hatten sich an der Aktion beteiligt, um auf die dramatische Situation der Branche angesichts des Corona-Shutdowns aufmerksam zu machen. „Die Kollegen in Dresden haben einen sehr kreativen Weg des Protests gefunden und mit den leeren Stühlen vor der Frauenkirche einen eindrucksvollen Hilferuf aus der Branche gesendet“, sagt Michael Kuriat, Präsident des Leaders Clubs Deutschland. „Wir möchten daraus eine bundesweite Bewegung machen: mit so vielen Stühlen in so vielen Städten wie möglich.“

Organisatoren für „Leere Stühle“ gesucht

Als eine der führenden Branchenvereinigungen ruft der Leaders Club alle Gastronomen und Hoteliers in ganz Deutschland auf, es den Dresdner Kollegen gleichzutun. Michael Kuriat: „Wir suchen Gastronomen, die in ihrer Stadt die Organisation übernehmen, um gemeinsam ein starkes Zeichen zur Rettung unserer Branche und unserer Betriebe setzen. Denn bei den jüngsten Verhandlungen zur Lockerung der Einschränkungen hat die Gastronomie überhaupt keine Rolle gespielt. Wir werden schlichtweg im Dunkeln stehengelassen und steuern geradewegs in eine unglaubliche Katastrophe.“

Stehen für "Leere Stühle": Patrick Rüther und Michael Kuriat (Foto: Leaders Club)
Patrick Rüther und Michael Kuriat (Foto: Leaders Club)

Davon betroffen sind neben den fast 2,5 Millionen Mitarbeitern auch die Industriepartner und ein Großteil der Kulturszene. Die Branche feiere nicht nur Après-Ski-Partys, betont Patrick Rüther (Bullerei, Überquell), Vorstandsvorsitzender des Leaders Clubs Deutschland. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und durchaus in der Lage, wirksame Hygiene-Konzepte zur erarbeiten und umzusetzen. Aber dazu muss man mit uns reden und uns die Perspektive geben, diese schwierige Zeit überbrücken zu können.“

Das sind die vier Kernforderungen

  1. Ein klarer Fahrplan für die Wiedereröffnung der mehr als 220.000 Betriebe
  2. Einführung von 7% Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe
  3. Aufstockung von Zuschüssen für alle Unternehmensgrößen (bemessen an
    Steuererklärungen, um ehrlich wirtschaftenden Gastronomen gerecht zu werden)
  4. Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 80 % UND Einführung des Kurzarbeitergeldes
    auch für Auszubildende

Am Freitag, dem 24. April, wird die Aktion „Leere Stühle“ zwischen 11 und 13 Uhr
deutschlandweit durchgeführt. „Alle Demonstrationen sollen selbstverständlich angemeldet, legal und strukturiert stattfinden. Die Auflagen des Infektionsschutzes müssen unbedingt einhalten werden“, unterstreicht Kuriat. „Deshalb ist es entscheidend, dass alle Teilnehmer einen Mundschutz tragen und die Mindestabstände wahren.“

„Unsere Forderungen sind seit Längerem bekannt“, sagt Rüther. „Nur passiert ist bisher gar nichts. Wir waren die erste Branche, die geschlossen wurde, und sind vermutlich die letzte, die wieder öffnen darf. Wir wollen selbstverständlich unseren Beitrag zur Bewältigung und Eindämmung dieser Krise leisten, aber unsere Existenz und die unserer Mitarbeiter muss gesichert werden. Die aktuellen Ankündigungen aus der Politik, eine Senkung der Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe auf 7 % und weitere Hilfen in Erwägung zu ziehen, machen Hoffnung. Allerdings warten wir hier dringend auf Konkretisierungen. Es müssen jetzt schnell Taten folgen!“

Eine Stimme aus der Hamburger Gastronomie

Yvonne Tschebull (Bild oben), Geschäftsführerin der Restaurants Rive und Tschebull, schildert ihre Situation so: „Die Corona-Krise hat uns mit voller Wucht getroffen. Was mich am allermeisten bewegt, ist, dass wir immer noch keine Perspektive haben, wie es weitergeht, und die Kommunikation zum Erliegen gekommen ist. Die gewünschte Mehrwertsteuer, weitere finanzielle Hilfen, all das. Wir hatten stabile Betriebe mit 90 Mitarbeitern und werden  jetzt völlig unverschuldet zum hohen Schuldenberg hingetrieben. Und wenn wir wieder öffnen dürfen, wird es auch für eine lange Zeit ein Drahtseilakt bleiben.

Beitragsbild: Pixabay