Too Good To Go macht Lebensmittelrettung einfach
Lebensmittelverschwendung ist ein Thema, das in den letzten Jahren immer mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist. Ein Unternehmen, das sich seit 2015 dafür einsetzt, wertvolle Nahrungsmittel vor dem Mülleimer zu retten, ist Too Good To Go. Am 17. Juni könnt ihr beim Food Innovation Camp mehr über die Aktivitäten des Scaleups erfahren – und bereits heute in diesem Beitrag.
Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem, dessen Tragweite oft unterschätzt wird. Laut einer 2020 von der Initiative Project Drawdown veröffentlichten Studie verursacht sie etwa 10 % der menschengemachten Emissionen von Treibhausgasen. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist: Jede und jeder Einzelne kann etwas dagegen tun. Zum Beispiel weniger Lebensmittel wegwerfen. Einer Erhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zufolge landeten 2020 rund 6,5 Millionen Tonnen Lebensmittel aus Privathaushalten im Müll, das sind 78 Kilogramm pro Kopf.
Das Erfolgsmodell von Too Good To Go ist die Überraschungstüte
Einen weiteren Ansatz bietet der Einzelhandel. Hier kommt das Social Impact Unternehmen Too Good To Go ins Spiel. Gegründet wurde es 2015 in Dänemark, seit 2016 ist es auch in Deutschland aktiv. Die Ursprungsidee bestand darin, eine Lösung für die großen Mengen an Lebensmittelabfällen in dänischen Buffetrestaurants zu finden. 2016 führte Too Good To Go eine App ein, die Geschäfte mit überschüssigen Lebensmitteln mit Menschen verknüpft, die diese kaufen können. Die App wurde schnell ein großer Erfolg, und 2024 erreicht das Unternehmen in 18 Ländern 94 Millionen Nutzerinnen und Nutzer, davon allein in Deutschland 12,5 Millionen.
Das wichtigste Geschäftsmodell von Too Good To Go ist die Überraschungstüte. Die Partnerläden packen sie voll mit Lebensmitteln, die sie sonst nicht mehr verkaufen würden, und bieten sie über die App an. Die Inhalte sind, wie der Name sagt, eine Überraschung, können aber beispielsweise auf Obst und Gemüse oder Backwaren beschränkt sein. 44 Millionen Überraschungstüten wurden in Deutschland bislang verkauft, zu einem um 25 bis 50 % reduzierten Preis. Das hat zu einer Vermeidung von 118.800 Tonnen CO2 geführt. Auch die Wasserersparnis ist bemerkenswert.
Rund 17 Prozent des weltweiten Süßwasserverbrauchs gehen laut einer Studie der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, auf das Konto von Lebensmitteln, die nie auf unseren Tellern landen. Die Herstellung eines einzigen Apfels erfordert etwa 70 Liter Wasser, bei einem Laib Brot sind es 150 Liter und bei einer 100-Gramm-Tafel Schokolade ganze 1.700 Liter. Jede Überraschungstüte sorgt dafür, dass im Durchschnitt 810 Liter Wasser nicht umsonst verbraucht wurden. Welchen Unterschied das macht, wird so richtig deutlich, wenn man bedenkt, dass weltweit bereits über 330 Millionen Überraschungstüten verkauft wurden.
Der richtige Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum
Dass Lebensmittel weggeworfen werden, hängt auch damit zusammen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) falsch interpretiert wird. Die meisten Produkte sind „Oft länger gut“, und das ist auch der Name einer Kampagne, die Too Good To Go 2019 gestartet hat. „Look, Smell, Taste“ heißt sie auf Englisch und fordert dazu auf, seine Sinne einzusetzen, bevor etwas im Müll landet. Über 500 Marken aus 13 Ländern tragen mittlerweile das Siegel zur Kampagne. Das Mindesthaltbarkeitsdatum steht auch im Zentrum eines Angebots, das Too Good To Go dem Einzelhandel seit Anfang 2024 macht.
Mit der Too Good To Go Platform können Märkte die Mindesthaltbarkeitsdaten ihrer Ware managen. Eine Software ermöglicht die effiziente Erfassung und Umverteilung überschüssiger Lebensmittel mithilfe automatisierter Regeln und KI-Unterstützung. Sie gibt Tipps, wann welche Produkte rabattiert werden sollten, um noch einen Abverkauf zu ermöglichen. Für die Überraschungstüten erstellt sie Empfehlungslisten und schlägt vor, was beispielsweise an Tafeln gespendet werden könnte.
Too Good To Go kann auch Startups helfen
Primär richtet sich Too Good To Go an den Einzelhandel, vom Bäcker um die Ecke bis zur Supermarktkette, die ihre nicht verkauften Lebensmittel über die App anbieten. Aber auch die produzierenden Unternehmen können sich dort präsentieren, selbstverständlich auch Food-Startups. Wenn ein solches beispielsweise eine zu große Menge hergestellt hat, nicht genügend Abnehmer im Handel oder Internet findet und das MHD langsam näher rückt, kann es einen Lagerverkauf über Too Good To Go arrangieren. Wichtig ist, dass immer ein realer Verkaufsort existiert, Too Good To Go ist kein Onlineshop.
Dass die Rettung von Lebensmitteln einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leistet und dabei auch noch Geld spart, beweist Too Good To Go auf vielfältige Weise. Die Vielfalt des Themas beleuchtet auch das Food Innovation Camp am 17. Juni in Hamburg. So beschäftigt sich ein Workshop von CHEFS CULINAR mit der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung mit Fokus auf die Gastronomie. An einem Panel mit dem Titel „Teller statt Tonne“ wird Anna Boss teilnehmen, die bei Too Good To Go für das Partnermanagement zuständig ist. Dabei sind auch FRoSTA-Vorstand Felix Ahlers, dessen Unternehmen bei „Oft länger gut“ mitmacht, und der TV-Koch Sebastian Lege. Da wollt ihr dabei sein? Dann sichert euch gleich hier euer Ticket!
Fotos: Too Good To Go