Welche Rolle Algen bei der Ernährung der Zukunft spielen können

In manchen Kulturen gehören Algen seit jeher zu den Grundnahrungsmitteln, vor allem in Europa landen sie noch eher selten auf dem Teller. Ein aktueller Report sagt den Meerespflanzen aber eine große Zukunft voraus, innerhalb der nächsten zehn Jahre soll sich der Umsatz von Algenprodukten mehr als verdoppeln. Wir fassen die wichtigsten Aussagen aus der Untersuchung zusammen.

Das Marktforschungsunternehmen Allied Market Research beschäftigt sich mit einer Vielzahl von Konsumgütern und regelmäßig auch mit Food-Produkten. Ein aktueller Report hat Algen zum Thema, die in all ihren Verarbeitungsformen 2023 bereits für einen Umsatz von 7 Milliarden US-Dollar sorgten. Wenn sich die Prognosen bewahrheiten, werden es im Jahr 2033 bereits 16,1 Milliarden US-Dollar sein. Um diese Ziel zu erreichen, muss aber sowohl bei Produzenten als auch Konsumenten ein Umdenken erfolgen.

Die Vielfalt der Algen ist groß

„Alge“ ist ein Begriff, der eine Vielzahl pflanzlicher Lebewesen umfasst. Das reicht von nur unter dem Mikroskop erkennbaren Cyanobakterien (volkstümlich „Blaualgen“) bis hin zu Seetang, der eine Länge von 60 Metern erreichen kann. Des Weiteren unterscheidet man zwischen Rot- Grün- und Braunalgen. Entsprechend vielfältig sind ihre Verwendungsmöglichkeiten. Verallgemeinernd lässt sich sagen, dass Algen reich an Nährstoffen, einschließlich Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien sind, was sie für die Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie wertvoll macht. Meeresalgen spielen auch eine entscheidende Rolle in den marinen Ökosystemen, indem sie vielen Tieren Lebensraum bieten und durch die Bindung von Kohlenstoff zur Gesundheit der Ozeane beitragen.

So kennt man Seetang aus den Meeren. Zum Verzehr ist diese Art allerdings weniger geeignet.
So kennt man Seetang aus den Meeren. Zum Verzehr ist diese Art allerdings weniger geeignet.

Das Wachstum des Algenmarktes wird maßgeblich durch seine nachhaltigen und umweltfreundlichen Eigenschaften bestimmt. Als erneuerbare Ressource benötigen Algen weder Frischwasser noch Düngemittel oder Pestizide für den Anbau, was sie zu einer umweltfreundlichen Alternative zu Landpflanzen macht. Die zunehmende Vorliebe der Verbraucher für nachhaltige und natürliche Produkte verstärkt ihre Nachfrage. Regierungsinitiativen und politische Maßnahmen zur Unterstützung nachhaltiger Aquakulturpraktiken tragen ebenfalls zum steigenden Marktanteil der Algen bei. Folglich treibt die Kombination aus ökologischen Vorteilen und dem steigenden Bewusstsein der Verbraucher für die Auswirkungen auf die Umwelt den Markttrend voran.

Es ist noch einige Aufklärungsarbeit zu leisten

Andererseits schränken mangelnde oder fehlerhafte Informationen über Algen die Nachfrage ein. Viele Verbraucher sind mit dem Nährwert, der kulinarischen Vielseitigkeit und den ökologischen Vorteilen von Algen noch nicht vertraut. Dieser Mangel an Bewusstsein führt zu einer langsameren Akzeptanz, insbesondere in Regionen, in denen Algen traditionell nicht konsumiert werden. Darüber hinaus hat die Marktanalyse ergeben, dass falsche Vorstellungen über den Geschmack und die Beschaffenheit der Algen potenzielle Verbraucher abschrecken. Die begrenzten Marketing- und Aufklärungsbemühungen von Erzeugern und Einzelhändlern verschärfen dieses Problem und behindern das Wachstum des Marktes. Um dieses Hindernis zu überwinden, könnten verstärkte Investitionen in öffentliche Aufklärungskampagnen, eine klare Kennzeichnung und die Zusammenarbeit mit kulinarischen Influencern dazu beitragen, das Bewusstsein und die Akzeptanz zu erhöhen und letztlich die Verbraucherbasis für Algenprodukte zu erweitern.

Großes Potenzial bei Tierfutter

Die Integration von Algen in Tierfutter bietet eine Reihe von Vorteilen. Der hohe Nährstoffgehalt von Algen, einschließlich essenzieller Vitamine, Mineralien und Omega-3-Fettsäuren, fördert die Gesundheit und Produktivität von Nutztieren. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die Verwendung von Algen in Tierfutter die Methanemissionen von Wiederkäuern verringert. Und außerdem wird der Landverbrauch für den Anbau von Futterpflanzen reduziert. Dieser Umweltnutzen steht im Einklang mit der wachsenden Nachfrage nach umweltfreundlichen und nachhaltigen landwirtschaftlichen Lösungen und lassen eine erfolgreiche Zukunft für algenbasierte Tiernahrung erwarten.

Dank Sushi stehen Algen auch hierzulande inzwischen bei vielen auf dem Speiseplan.
Dank Sushi stehen Algen auch hierzulande inzwischen bei vielen auf dem Speiseplan.

Produkte aus Rotalgen waren der größte Umsatzträger im Jahr 2023. Aufgrund ihres außergewöhnlichen Nährwerts, der sich durch den Reichtum an Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien ergibt, sprechen sie gesundheitsbewusste Verbraucher an. Die starke Präsenz dieses Segments in kulinarischen Anwendungen, insbesondere in der asiatischen Küche mit Produkten wie Nori (zum Beispiel für Sushi) und Dulse (bei uns meist getrocknet erhältlich), treibt die Nachfrage erheblich an. Darüber hinaus machen die bioaktiven Verbindungen der Rotalgen sie für die pharmazeutische und kosmetische Industrie wertvoll. Das steigende Interesse an funktionellen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln hat die Nachfrage nach Algen als Hauptbestandteil ebenfalls angeheizt. Die kontinuierliche Innovation bei Produkten auf der Basis von Rotalgen, wie Snacks und pflanzliche Fleischalternativen, deuten auf weiteres Wachstumspotenzial hin.

Asien liegt vorn bei Algen, Europa holt auf

Wachstumstreiber sind die weltweit steigende Popularität der asiatischen Küche und natürlich der asiatische Markt selbst. Vor allem der pazifische Raum hält einen großen Anteil am globalen Algenmarkt, da der Verzehr von Seetang dort ein reiches kulturelles Erbe hat und in Ländern wie China, Japan und Südkorea extensiv angebaut wird. Allein China ist für über 57 % der Weltproduktion verantwortlich, gefolgt von Indonesien mit fast 27 %. Das günstige Klima und die Küstengeographie in der Region bieten ideale Bedingungen für die Algenzucht. Aber nicht nur in Asien spielt die Musik. Phyconomy, eine Webseite, die sich mit der Algenwirtschaft beschäftigt, hat, hat für 2023 insgesamt 41 Investments in Startups gezählt, die sich mit dem Thema beschäftigen. Führend ist hier: Europa! Das sollte auch deutschen Startups Mut machen weiter daran zu arbeiten, die Alge zu einem Nahrungsmittel der Zukunft zu machen.

Fotos: pixabay