Neue Studie: So ernährt sich Deutschland
Von bio bis billig, von Flexitariern bis Foodsharing: Eine aktuelle Befragung des Max Rubner-Instituts zeigt, wie vielfältig die Ernährung in Deutschland ist – und wo soziale Unterschiede sichtbar werden. Die Ergebnisse machen deutlich: gesunde Ernährung darf kein Luxus sein, sie muss für alle möglich sein.
Gesundheit und Ernährungsalltag
Zwei Drittel der Befragten schätzen ihren Gesundheitszustand als gut ein, obwohl Übergewicht weit verbreitet ist: 37 % gelten als übergewichtig, 25 % als adipös. Lediglich ein Viertel erreicht die Bewegungsempfehlungen der WHO. Dennoch berichten viele über eine hohe Lebenszufriedenheit. Beim täglichen Verzehr dominieren Milchprodukte, Obst und Gemüse. Fleisch- und Wurstwaren konsumiert rund ein Drittel täglich, pflanzliche Ersatzprodukte nur 9 %. Armutsgefährdete kaufen deutlich seltener frisches Obst, Gemüse oder Bio-Produkte, vor allem aus finanziellen Gründen.
Zuhause kochen oder Kantine nutzen

Fast 40 % der Befragten kochen täglich, weitere knapp 60 % verfügen über solide Kochkenntnisse. Wer nicht selbst kocht, nutzt häufig Mahlzeiten von Partnern, Vorratsgerichte oder Restaurantbesuche. Etwa 20 % essen regelmäßig in Kantinen oder Mensen. Dabei zeigt sich ein deutliches Muster: Ein Drittel bestellt nie vegetarisch, ein weiteres Drittel fast ausschließlich fleischlose Gerichte. Besonders Frauen, Jüngere und Personen mit höherem Einkommen wählen häufiger vegetarische Optionen.
Gesunde Ernährung: Anspruch und Wirklichkeit
Fast die Hälfte der Befragten bewertet ihre Ernährung als gesund. Beim Versuch, sich noch besser zu ernähren, nennen viele Heißhunger auf Ungesundes (49 %), Zeitmangel (38 %) und fehlende Motivation (37 %) als Hindernisse. Armutsgefährdete und Personen mit niedrigem Einkommen geben häufiger den Preis als Barriere an. Ernährungsstile im Wandel: 28 % leben flexitarisch, 4 % vegetarisch, 1 % vegan. Besonders jüngere Menschen probieren häufiger alternative Ernährungsformen. Pflanzenbetonte Ernährung wird häufig mit Tierwohl und Klimaschutz in Verbindung gebracht, zugleich aber als teurer und zeitaufwendiger wahrgenommen.
Nachhaltigkeit, Wissen und Foodsharing

Über die Hälfte der Befragten nimmt ein breites Angebot an pflanzlichen und Bio-Produkten wahr. Foodsharing stößt auf große Zustimmung: 90 % unterstützen das Teilen überschüssiger Lebensmittel, 13 % haben bereits selbst gespendet. Beim Ernährungswissen zeigen sich Unterschiede: Das Internet ist die wichtigste Informationsquelle, doch nur 20 % erkennen ballaststoffreiche Lebensmittel korrekt. Fast alle wissen, dass Fleisch nicht täglich verzehrt werden sollte. Das Ernährungswissen hängt deutlich von Bildung und Einkommen ab.
Handlungsfelder und Chancen für Food-Startups
Die Ergebnisse der Studie liefern Food-Startups konkrete Anhaltspunkte für die Ausrichtung ihrer Angebote. Sie verdeutlichen, dass ein hohes Interesse an gesunder und nachhaltiger Ernährung besteht, gleichzeitig jedoch Preis, Zeitaufwand und fehlende Motivation zentrale Hürden darstellen. Daraus ergibt sich Potenzial für Produkte, die gesund, alltagstauglich und zugleich bezahlbar sind. Auch die sozialen Unterschiede im Zugang zu frischen und hochwertigen Lebensmitteln eröffnen Chancen für Geschäftsmodelle, die eine breitere Versorgung ermöglichen, etwa durch preisgünstige pflanzliche Alternativen, praktische Convenience-Lösungen oder digitale Informationsangebote. Damit können Startups sowohl auf aktuelle Ernährungstrends reagieren als auch zur Verbesserung der Versorgungssituation beitragen.
Für die Studie wurden rund 3.150 deutschsprachige, in Privathaushalten lebende Erwachsene im Alter zwischen 18 bis 80 Jahren befragt. Die Erhebung erfolgte im Zeitraum September-November 2024. Hier könnt ihr den Ergebnisbericht kostenlos herunterladen.