Bread Company bringt das Bier ins Brot
Bier und Brot – viel deutscher kann es kaum werden, wenn es um Nahrungsmittel geht. Tatsächlich aber hat Mattias Hagemann, der Gründer der Bread Company, die Idee für Bierbrot aus Südafrika mitgebracht. Mit seiner Backmischung liegt er jetzt voll im Do it yourself-Trend.
Seine ersten Lebensjahre hat Mattias Hagemann in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria verbracht. Sein Vater arbeitet in der Hotelbranche und hatte dort beruflich zu tun. Als Mattias acht Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach Deutschland. Seine Verbindung zu Südafrika ist aber immer noch eng und wenn möglich reist er einmal pro Jahr dorthin. Entsprechend gut kennt er sich mit den kulinarischen Gepflogenheiten seines Geburtslandes aus.
Bei Bierbrot hat Deutschland noch Nachholbedarf
Schon seit Jahrzehnten ist es dort zum Beispiel üblich, Bier zum Brotbacken zu verwenden. In Deutschland, das eigentlich als führende Brotnation gilt und auch beim Bierkonsum ganz weit vorn liegt, ist diese Methode erstaunlicherweise weitgehend unbekannt. Jedenfalls wurde Mattias nicht fündig, als er sich auf die Suche nach heimischen Bierbrot machte. Also fing er an, sich seine eigene Backmischung zusammenzustellen, zunächst nur für sich selbst und dann auch für Familie und Freunde. Beim gemeinsamen Grillen kam das Bierbrot sehr gut an.
Während dieser Entwicklungsphase befand sich Mattias noch in einer Ausbildung zum Industriekaufmann. Als diese beendet war, stand für ihn fest: Ich strebe keine Festanstellung an und hänge auch kein Studium hintendran, sondern gründe mein eigenes Food-Startup. So entstand 2020 die Bread Company. Die legt recht zügig eine erfreuliche Entwicklung hin, was sicher auch daran liegt, dass das Produkt auch für absolute Backlaien keine ernstzunehmende Herausforderung darstellt.
Mit Bread Company kann jeder backen
Man braucht nur nur eine der Backmischungen von Bread Company mit 330 ml zimmerwarmem Bier, also der handelsüblichen Menge, vermengen, in eine eingefettete Backform geben und für eine gute Dreiviertelstunde in den auf 190 °C vorgeheizten Ofen schieben. Der Teig muss nicht groß durchgeknetet werden oder ziehen. Eine Backmischung enthält Mehl, Backpulver und Gewürze. Die Hefe kommt durch das Bier hinzu. Alle Arten sind geeignet, auch alkoholfreie.
Gestartet ist Bread Company mit der Sorte „Italienische Kräuter & Knoblauch“, die bis heute die beliebteste ist. Inzwischen gibt es sie auch in einer Version mit Mehl aus Dinkel statt Weizen sowie die Geschmacksrichtungen „Bruschetta“ und „Körner-Mix“. Komplettiert wird das Angebot durch diverse Backsets, die sich vor allem zu Weihnachten gut verkauft haben. Naheliegend war da die Kooperation mit einer lokalen Brauerei, nämlich der Duderstädter Braumanufaktur.
Duderstadt liegt, wie auch Seulingen, der Firmensitz der Bread Company, in der Nähe von Göttingen. In dieser Region machte das Startup seine ersten Vertriebsschritte, zunächst in Hofläden, bald auch in einzelnen Supermärkten. Inzwischen sind die Backmischungen in über 250 Verkaufsstellen beinahe bundesweit erhältlich. Auch einige Getränkemärkte zählen zu den Abnehmern und bieten einen schönen Synergieeffekt.
Schritt für Schritt geht es voran
Ähnlich Schritt für Schritt ging es bei der Produktion voran. Angefangen hat es in der Küche und dann im Keller der Eltern von Mattias. Als die Nachfrage anzog, mietete sich der Gründer passende Räume an und besorgte sich Maschinen für die Abfüllung. Die sind nach wie vor in Gebrauch, allerdings ist Mattias mittlerweile auf der Suche nach einem externen Produzenten.
Bisher ist bei Bread Company alles eigenfinanziert, mit Unterstützung von Familie und Freunden, die unter anderem für günstige Räumlichkeiten gesorgt haben. Im Rumpfjahr konnte er knapp 7.000 Produkteinheiten verkaufen. 2021 waren es bereits 45.000 und 2022 liegt die Entwicklung bisher über den Erwartungen. Weitere Sorten und eventuell auch Brötchen als Angebotserweiterungen könnten dieses Jahr für einen weiteren Schub sorgen.
Corona war bei der Entwicklung Fluch und Segen zugleich. Einerseits ist zumindest der Geschmack erklärungsbedürftig (vom Bier ist aber kaum etwas zu merken) und eine öffentliche Verköstigung war zeitweise kaum möglich. Andererseits boomte das Backen während diverser Lockdowns und Hefe war zumindest während der ersten Welle häufig ausverkauft. Bei Bier war das zum Glück nie der Fall – ein doppeltes Glück, wie wir jetzt wissen.
Fotos: Bread Company