Meet our Mentor Michael Nemecek – So können Food-Startups in Hotels einchecken
Die Mitgliedschaft in unserem Food Innovation Camp Club bietet Startups eine Menge Vorteile. Einer davon ist Zugang zu unserem umfangreichen Netzwerk. Unter dem Titel „Meet our Mentors“ stellen wir Persönlichkeiten daraus vor. Heute ist Michael Nemecek an der Reihe, bei der Economy-Design-Hotelkette prizeotel zuständig für den Einkauf. Er hat uns verraten, wie Startups bei Hotels in die Listung kommen können.
Der gebürtige Österreicher Michael Nemecek ist ein echter Experte in Sachen Speisen, Getränke und Hotellerie. Das belegen nachdrücklich seine beruflichen Stationen. Red Bull Hangar-7 steht dort auf der Liste, das Sheraton in Chengdu (China) und Gerd Käfer in der Alten Oper Frankfurt, wo er 2015 Queen Elizabeth II bei Ihrem Staatsbesuch verköstigen durfte. In Hamburg war er bei Karlheinz Hause auf dem Süllberg und im Empire Riverside Hotel tätig. Seit April 2019 arbeitet er für die Economy-Design-Hotelkette prizeotel als Head of Controlling and Procurement.
Bei prizeotel stehen die Zeichen auf „B“
prizeotel ist fast so etwas wie das Startup unter den Hotelketten. Gegründet 2006, hat das Unternehmen von Anfang an stark auf Digitalisierung gesetzt. So können sich Gäste per App selbst einchecken und ihr Smartphone statt der sonst üblichen Karte als Zimmerschlüssel nutzen. Technisch war das schon möglich, als das erste iPhone noch gar nicht richtig auf dem Markt war. Bei der Definition der Marke prizeotel spielt der Buchstabe „B“ eine große Rolle. Das fängt damit an, dass die Hotels zur Budget-Kategorie gehören, also im unteren Preissegment zu finden sind.
„Booking“ steht für den schon angesprochenen weitgehend digitalisierten Buchungs- und Eincheckprozess, „Bed“ für ein besonders bequemes Bett mit hochwertiger Bettwäsche, „Bathroom“ für eine geräumige Regenbogendusche. Das alles zusammen ergibt das Motto „Be happy“. Halt, ein „B“ haben wir noch nicht erwähnt: „Breakfast“. Womit wir bei unserem Lieblingsthema Food wären. Head of Controlling and Procurement, der Jobtitel von Michael, hört sich zunächst etwas dröge an, steht aber für eine spannende und abwechslungsreiche Aufgabe. Er ist nämlich für die Beschaffung aller Artikel zuständig, die ein Hotel so braucht. Dazu gehören Bettwäsche und Handtücher und alles, was zur Zimmerausstattung gehört. Und natürlich der Bereich F & B (Food & Beverage), wie es in der Fachsprache heißt.
Für das leibliche Wohl sorgt bei prizeotel zunächst das üppige Frühstücksbuffet. Frische ist dort Trumpf, und auch technisch wird einiges geboten mit Buttermaschine, Pfannkuchenautomat und einer Kaffeemaschine mit integrierter Flavour Station, die Sirup zur Geschmacksveredelung bietet. Rund um die Uhr geöffnet ist die Bar im Lobbybereich, die nicht nur Getränke aller Art anbietet, sondern auch Snacks und kleine warme Gerichte wie Pizza oder Currywurst. Klassische Restaurants sind bei Budget-Hotels wie prizeotel nicht üblich.
Was Food-Startups bei Hotels beachten müssen
Hotels sind für Startups eigentlich ein idealer Ort, um ihre Produkte zu testen. Sie erreichen dort ein gemischtes, sogar internationales Publikum, ohne gleich in die Breite gehen zu müssen. Auch bei prizeotel haben sie durchaus eine Chance, allerdings müssen sie dafür ein paar Kriterien erfüllen:
- Das Produkt muss zum Hotel passen. prizeotel spricht eine Kundschaft an, die gute Qualität zu moderaten Preisen erwartet. Das muss gilt dann auch für ein Food-Produkt. Hochpreisige Ware wäre besser in einem 5-Sterne-Hotel aufgehoben.
- Das Produkt muss im Großhandel erhältlich sein. Bei einer Kette wie prizeotel erfolgt der Einkauf zentral über den Großhandel, Sondervereinbarungen mit Startups, die dort nicht gelistet sind, sind aus organisatorischen Gründen nicht möglich.
- Das Produkt muss innovativ sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass prizeotel einen bestehenden, oft längerfristig geltenden Vertrag für eine neue Marmelade oder ein neues Müsli aufkündigt, ist gering. Viel bessere Chancen haben da Produkte, die das Angebot sinnvoll ergänzen, etwa vegane Aufstriche oder ähnliches.
- Das Produkt muss in verwertbarer Menge und Verpackung lieferbar sein. Bleiben wir bei den Beispielen Marmelade und Müsli; selbst wenn die eine sinnvolle Angebotsergänzung darstellen, haben sie keine Chance, wenn sie nur in kleinen Gläsern beziehungsweise Schachteln geliefert werden können. Das passt nicht zur Konzeption des Frühstücksbuffets.
Tipps vom Mentor Michael Nemecek
Es gibt also einige Hürden zu überwinden, die aber niemanden entmutigen sollten. Bei prizeotel haben es zum Beispiel die Basilikum-Limonade The Basil und Bio-Popcorn ins Barsortiment geschafft. Überhaupt haben es Getränke etwas leichter, denn hier sind auch regionale Produkte gefragt, die nicht an jedem Standort ausgeschenkt werden müssen. Schließlich möchten Gäste gerne einmal die heimische Bierspezialität aus Hamburg, Erfurt oder München probieren. prizeotel betreibt übrigens momentan sieben Hotels an sechs Standorten, weitere 13 sind geplant oder stehen kurz vor der Eröffnung.
Auch wenn Michael keinem Food-Startups einen Platz bei prizeotel garantieren kann, ist er doch offen für Innovationen aus diesem Bereich. Als Mentor bekommt er zum Beispiel die Produkte der Teilnehmer an unserem Online-Pitch zugeschickt und gibt dazu konstruktives Feedback. Wenn ihm ein Produkt besonders gefällt, das noch nicht über den Großhandel vertrieben wird, kann er sich dort dafür stark machen. Oder er empfiehlt es einem Hotel aus seinem Netzwerk, das keiner Kette angehört und daher leichter etwas Neues testweise in sein Angebot aufnehmen kann. Und manchmal gibt Michael auch den Tipp, es lieber im Einzelhandel statt in Gastronomie und Hotellerie zu versuchen. Ehrlich und kompetent, wie ein guter Mentor sein sollte.
Fotos: prize Holding GmbH