Alternative Proteine im Trend: Investitionen in Europa 2022 um 24 % gestiegen
Die Lebensmittelindustrie erlebt einen Umbruch: die Verlagerung hin zu alternativen Proteinquellen gewinnt rasch an Dynamik. Trotz weltwirtschaftlicher Turbulenzen stiegen die Investitionen in Unternehmen in diesem Bereich letztes Jahr um 24%, so eine neue Analyse des Good Food Institute. Das Wichtigste aus dem Bericht haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.
USA und Asien sind führend, Europa holt auf
Der europäische Markt für alternative Proteine expandiert schnell, angetrieben durch die steigende Nachfrage nach nachhaltigen und ethischen Lebensmitteloptionen. Die Investitionen in diesem Sektor nehmen seit mehreren Jahren stetig zu, wobei europäische Unternehmen im Jahr 2022 insgesamt 579 Mio. Euro aufbrachten, 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Innerhalb des Sektors stiegen die Investitionen in pflanzliche Alternativen um 15 Prozent auf 284 Mio. Euro, während die Investitionen in kultiviertes Fleisch, das aus tierischen Zellen hergestellt wird, um 30 Prozent auf 120 Mio. Euro stiegen. Den größten prozentualen Zuwachs verzeichneten fermentationsbasierte Alternativen, bei denen Mikroorganismen zur Erzeugung von Proteinen eingesetzt werden, mit einem Anstieg der Investitionen um 37 Prozent auf 175 Mio. Euro.
Obwohl die europäische Industrie für alternative Proteine wächst, liegt sie immer noch hinter den USA und Asien zurück. Im Jahr 2021 erreichten die Investitionen in alternative Proteine in den USA einen Rekordwert von 3,9 Mrd. Euro, während China und Singapur ebenfalls erhebliche Fortschritte in diesem Sektor erzielten. Dadurch, dass die Pandemie die Risikokapitalinvestitionen insgesamt beeinträchtigte, sanken auch die weltweiten Investitionen in alternative Proteine von einem Rekordwert von 4,8 Mrd. Euro im Jahr 2021 auf 2,7 Mrd. Euro im Jahr 2022.
Deutschland bleibt zurück?
Trotz des Status des größten europäischen Volkswirtschaft hatte Deutschland Mühe, im Bereich der alternativen Proteine Schritt zu halten. Obwohl die lokalen Unternehmen im Jahr 2022 mit 53 Mio. Euro die zweithöchste Investitionssumme aller Zeiten aufbrachten, bedeutete dies einen Rückgang von 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang der Investitionen in alternative Proteine spiegelt den allgemeinen Trend in Deutschland wider, wo die Risikokapitalinvestitionen laut EY-Startup-Barometer in allen Sektoren um 43 Prozent zurückgingen. Trotz dieses Rückschlags sicherten sich deutsche Unternehmen wie Mushlabs und Greenforce in Finanzierungsrunden 17 Mio. Euro bzw. 12 Mio. Euro.
Das Wachstum des Sektors für alternative Proteine wird von mehreren Faktoren angetrieben, darunter die Sorge um die Auswirkungen der Tierhaltung auf die Umwelt und den Tierschutz. Auch die Covid-19-Pandemie hat die Lage beeinflusst, indem die Unterbrechung der weltweiten Lebensmittelversorgungsketten den Bedarf an alternativen Proteinquellen deutlicher gemacht hat. Darüber hinaus werden viele Verbraucher immer gesundheitsbewusster und greifen zu pflanzlichen Alternativen, um ihren Fleischkonsum zu reduzieren und mehr auf ihre Gesundheit zu achten.
Der Aufstieg alternativer Proteine bietet sowohl für Investoren und Unternehmer als auch für die Lebensmittelindustrie insgesamt erhebliche Chancen. Es gibt jedoch auch Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Dazu gehören sowohl die regulatorischen Fragen, als auch die Logistik der Lieferkette und die Akzeptanz der Verbraucher. Trotz dieser Herausforderungen scheint der Trend zu alternativen Proteinen weiter zu steigen.
Fotos: Impossible Foods, The Good Food Institute.