Every macht vegane Tiefkühlkost für jeden Tag
Einfach und schnell zu kochende Fertiggerichte, die dennoch schmackhaft und gesund sind – das ist ein Trend, von dem auch das Berliner Startup Every profitiert. Erst seit zweieinhalb Jahren auf dem Markt und bisher ausschließlich im Onlinevertrieb aktiv, peilt es für 2022 bereits einen achtstelligen Umsatz an.
Für den Erfolg eines Startups ist es nicht die schlechteste Voraussetzung, wenn die Gründer selbst zu seinen besten Kunden gehören könnten. Oft steht nämlich ein Eigenbedarf am Anfang, und bei Benjamin Ahlers und Casimir Rob war das definitiv der Fall. Beide waren beruflich stark eingespannt und hatten keine Zeit zum Kochen, wollten sich aber trotzdem lieber gesund als von Fast Food ernähren. Da Benjamin zudem familiäre Verbindungen zu Frosta hat, lag die Geschäftsidee nahe: Fertiggerichte aus der Tiefkühltruhe, die hohen Ansprüchen gerecht werden.
Schockfrostung sorgt bei Every für Frische
Gut schmecken sollten sie, das ist selbstverständlich, aber darüber hinaus auch gesund und vegan sein und möglichst nachhaltig in Produktion und Versand. So verspricht Every, dass alle Zutaten bei optimaler Reife geerntet werden. Anschließend erfolgt so schnell wie möglich dann eine Schockfrostung auf -40 °C. Dieses Verfahren sorgt dafür, dass die Zellstruktur der pflanzlichen Zutaten nicht beschädigt wird. Somit bleiben Nährstoffe und Geschmack weitestgehend erhalten und das Gemüse wird beim Auftauen nicht matschig. Außerdem kann es deutlich nährstoffreicher sein als vermeintlich frisch im Laden gekauftes, das schon einige Tage oder gar Wochen Lagerzeit hinter sich hat. Durch die Tiefkühlung wird nämlich der Abbauprzess der Enzyme nahezu eingestellt.
20 verschiedene Zutaten haben die Gerichte im Durchschnitt, viele der Rezepte sind in Zusammenarbeit mit bekannten Foodbloggerinnen entstanden. Die sind zugleich gute Werbepartnerinnen; Social Media spielt bei der Marketingstrategie von Every eine entscheidende Rolle. Dementsprechend gepflegt wird auch die Community. Deren Wünsche und Anregungen sind ein Grund dafür, dass sich das Sortiment mittlerweile auf rund 60 Produkte ausgeweitet hat. Mittlerweile gibt es auch Smoothies und Porridges fürs Frühstück und Gebäck als Nachtisch, wie alles andere selbstverständlich vegan.
Die Zeichen stehen weiter auf Wachstum
Für über 80 % des Umsatzes sorgen aber nach wie vor die innerhalb von zehn Minuten zubereiteten warmen Mahlzeiten: Reis- und Nudelgerichte, Currys, Bowls und Eintöpfe. Zwei Suppen sind für 6,99 Euro zu erhalten, ansonsten kosten die Gerichte von 7,99 bis 8,99 Euro. Von der Portionsgröße sind sie vergleichbar mit denen aus den Tiefkühlregalen der Supermärkte, preislich liegen sie deutlich darüber. Bei einer immer größerer werdenden Kundenzahl schlägt aber offensichtlich der Wunsch nach Qualität den Hang zur Schnäppchenjagd.
Das zeigen die stetig steigenden Umsätze. Für 2022 ist da bereits ein achtstelliger Betrag avisiert. Engpässe in den Lieferketten und die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung haben den Anstieg zwar etwas abgeschwächt, aber bisher nicht ausgebremst. Dafür sorgen schon die Kundinnen und Kunden, die immer wieder bestellen und oft zunehmend größere Mengen. Die Zahl der „Wiederholungstäter“ liegt bei bemerkenswerten 50 %. Das Wachstum ist auch auf die Internationalisierung zurückzuführen, Every liefert inzwischen in sechs Länder.
So klappt das mit der Kühlkette
Aufmerksame Beobachter der Food-Szene wissen, dass Tiefkühlprodukte so etwas wie die Königsklasse darstellen. Hier warten zahlreiche Herausforderungen; eine von ihnen ist der Versand an Privathaushalte. Die Gerichte werden selbstverständlich im gefrorenen Zustand ausgeliefert und sollen so auch innerhalb von 36 Stunden ankommen. Für die erforderliche Kühlung sorgt Trockeneis. In weit über 95 % der Fälle klappt das auch problemlos, zumal sich eine Wunschlieferzeit angeben lässt. In Berlin, Hamburg, München, Köln und Düsseldorf sorgt der Logistikpartner dropp sogar für eine Anlieferung innerhalb von drei Stunden.
Die Verpackung der Gerichte ist zu 100 % recyclebar und aus erneuerbaren Materialien. Der Karton und die Faltschachteln sind für den Altpapier-Müll geeignet und die Isoliermatte ist kompostierbar. Die Verwendung ausschließlich veganer Zutaten trägt zusätzlich dazu bei, dass die Every-Produkte besonders klimafreundlich sind. Insgesamt verursacht ein Gericht einen CO2-Ausstoß von lediglich 1,1 Kilogramm. Absolute Klimaneutralität soll die Zusammenarbeit mit ClimatePartner bewirken.
Every auf dem Weg in den Einzelhandel
Bisher war immer von einzelnen Kundinnen und Kunden die Rede, doch Every hat Fans längst auch in Unternehmen gefunden. Die spendieren ihren Mitarbeitenden die Mahlzeiten entweder für die Mikrowelle im Büro oder für das Homeoffice. Die Kundschaft reicht dabei vom kleinen Architekturbüro bis zum gehobenen Mittelständler. Was nicht beliefert wird, sind Kantinen und andere Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung. Every bleibt bis auf Weiteres bei den Verpackungseinheiten mit einer Portion.
Die sind natürlich auch prädestiniert für den Lebensmitteleinzelhandel. Womit wir bei einer weiteren Herausforderung in der Königsdisziplin Tiefkühlkost wären. Die Regalplätze sind dort besonders limitiert und nicht nur der Preis spielt eine wichtige Rolle. Ebenso muss die Verpackung unmittelbar ins Auge springen und zum Kauf animieren. Am einfachsten ist das mit einer appetitanregenden Produktabbildung zu erreichen. Damit kann Every zurzeit nicht dienen, bisher beschränkt sich das minimalistische Design auf einen Schriftzug mit dem Namen des Gerichts. Für den Onlineshop reicht das, zumal dort noch reichlich Platz für Bilder und beschreibende Texte ist. Für den Handel arbeitet Every gerade an einer ansprechenden Produktverpackung, um 2023 auch hier seine Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können.
Fotos: Every