Forest Garden Labs macht den Wald zur Nahrungsquelle

Monokulturen, Überdüngung, Verschlechterung der Böden – die klassische Landwirtschaft hat weltweit mit Problemen zu kämpfen. Vielleicht liegt die Zukunft daher in den Wäldern, die noch riesige ungenutzte Nahrungsressourcen bergen. Das ist zumindest der Ansatz von Forest Garden Labs. Dr. Sven Brummerloh, einer der Gründer des Startups, wird darüber am 13. Juni bei Food Innovation Camp sprechen.

Möchte ich lieber ein profitorientiertes Einhorn gründen oder nachts gut schlafen? Für den Diplomkaufmann Dr. Sven Brummerloh ist die Antwort klar: positiver Impact und das damit verbundene gute Gewissen haben Vorrang. Erste Erfahrungen in der Food-Branche konnte er als Co-Founder bei dem Sportnahrungs-Startup foodspring sammeln. Die datengetriebene Analyse von Kundenwünschen war dort eines seiner Themen, aber auch die Beschäftigung mit Rohstoffen.

Der Wald hat viel zu bieten

Seit seinem Ausstieg bei foodspring hat Sven als Gründer und Investor eine Reihe von Startups mit auf den Weg gebracht. Dabei führte sein Erfolgsweg auch in die heimischen Wälder, die als Nahrungsquelle bisher fast nur Pilzsammlern dienen. Dabei bieten sie viele weitere Schätze, wie Beeren, Kräuter und Nüsse.

Ein Buchenwald auf Rügen.
Ein Buchenwald auf Rügen.

In letztere Kategorie fallen auch die Bucheckern, die Nüsschen der Rotbuche. Sie spielen bei Forest Garden Labs, dem Startup von Sven und seinem Mitgründer Dr. Johannes Frankenfeld, das sich um die nachhaltige Nutzung der Wälder kümmert, eine führende Rolle. Als Nahrungsmittel sind Bucheckern schon lange bekannt, sie enthalten Proteine und andere wertvolle Nährstoffe und sind reich an ungesättigten Fettsäuren. Für die Herstellung hochwertiger Öle sind sie ebenso geeignet wie für die Kosmetikproduktion.

Forest Garden Labs setzt modernste Technologien ein

Die Herausforderung besteht nun darin, die für eine kommerzielle Nutzung erforderliche Menge an Bucheckern ernten zu können. Grundsätzlich besteht kein Mangel, in Euro gibt es 12 Millionen Hektar Buchenwälder. Die sind aber naturgemäß nicht auf die Bucheckernernte ausgerichtet. Zudem gibt es keine regelmäßige Fruchtfolge, wirklich reichhaltige Erträge sind nur alle fünf bis acht Jahre zu erwarten. Um also zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, ist eine umfangreiche Analysearbeit notwendig.

Zum Einsatz kommt dabei Multispektraltechnologie. Drohnen überfliegen für die Ernte vorgesehenen Waldstücke, um die Qualität der Bucheckern zu beurteilen. Auch Satellitenaufnahmen und Wettervorhersagen fließen in die Analyse ein. Da Buchen dazu neigen, ihre Eckern innerhalb eines sehr begrenzten Zeitraums abzuwerfen, lässt sich relativ exakt vorhersagen, zu welchem Zeitpunkt die Ernte am ertragreichsten sein wird. Dafür werden dann Fangnetze auf dem Waldboden ausgelegt. Voraussetzung dafür ist auch, dass diese Areale von Fahrzeugen gut erreicht werden können, sodass nur die buchstäblich letzten Schritte zu Fuß erfolgen müssen.

Bucheckern eigen sich besonders gut für hochwertiges Speiseöl (Foto: Forest Garden Labs)
Bucheckern eigen sich besonders gut für hochwertiges Speiseöl (Foto: Forest Garden Labs)

Die eigene Marke heißt Buchengold

Zunächst 4.700 Hektar Waldfläche von 40 Waldbesitzern hat Forest Garden Labs identifiziert, die für sein Vorhaben besonders geeignet sind. 2019 gegründet, konnte das Startup 2021 seine erste Ernte einfahren. Dabei fungiert Forest Garden Labs nicht nur als Rohstofflieferant, der seine Ware unter anderem per Lasertechnologie einer Qualitätsprüfung unterzieht und sich ein eigenes Schälverfahren hat patentieren lassen. Das Startup arbeitet auch für seine eigene Marke Waldgold.

Erstes Produkt ist ein Bucheckernöl, das noch hochwertiger als Olivenöl ist, allerdings unter den aktuellen Herstellungsbedingungen und Mengen auch deutlich teurer: 200 Euro pro Liter. Eine Reihe von Sternenköchen gehört bereits zu den Kunden. Buchengold befindet sich gerade erst im Aufbau. Es kann also noch das eine oder andere Jahr dauern, bis Müslis, Spirituosen oder Schokolade aus und mit Bucheckern im Einzelhandel ankommen. Momentan hat das B2B-Geschäft Priorität.

Mit seinem Geschäftsmodell leistet Forest Garden Labs einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Erst ab einem Alter von 40 Jahren produzieren Buchen ihre Nüsschen. Dann haben die Bäume auch eine Größe erreicht, bei der sie besonders viel CO2 binden und umwandeln. Es lohnt sich also doppelt, alte Buchenbestände zu erhalten, und zur Nachtruhe ohne Gewissenbisse trägt es ebenfalls bei.

Hört mehr über Forest Garden Labs bei Food Innovation Camp!

Dieser Beitrag gibt euch nur einen kleinen Einblick in die Welt von Forest Garden Labs. Wenn ihr mehr erfahren möchtet, solltet ihr am 13. Juni zum Food Innovation Camp in die Handelskammer Hamburg kommen. Dr. Sven Brummerloh wird dort eine Keynote halten und auch das sonstige Programm ist unbedingt sehens-, hörens- und schmeckenswert. Hier gibt es die Tickets!

Beitragsbild: Dr. Sven Brummerloh / Forest Garden Labs