Prognose: Markt für pflanzliche Proteine wächst um fast 10 % pro Jahr

Vegan ist weit über den Januar hinaus ein Megatrend. Das internationale Marktforschungsunternehmen Meticulous Research prognostiziert für pflanzliche Proteine als Alternative zu tierischen Produkten ein jährliches Wachstum der weltweiten Nachfrage von 9,7 %. Demnach könnte das Umsatzvolumen im Jahr 2028 global bei 23,4 Milliarden US-Dollar liegen. Wir fassen die wichtigsten Aussagen der Analyse zusammen.

Als Gründe für die positive Entwicklung nennt Meticulous Research die grundsätzlich zunehmende Neigung zu veganer Ernährung, die zunehmende Intoleranz gegenüber tierischen Proteinen sowie ein steigendes Gesundheits- und Umweltbewusstsein. Das gilt besonders für aufstrebende Volkswirtschaften in Südostasien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Afrika. Allerdings besteht nach wie vor eine große Nachfrage nach Fleisch und zeitweilig durch Corona bedingte Lieferengpässe stellen hier langfristig kein Problem dar.

Gute Chancen für pflanzliche Proteine

Daher müssen die Hersteller von pflanzlichen Proteinen ihre Beschaffungsstrategien überdenken, ihre Produktpalette überarbeiten und die Flexibilität und Schnelligkeit ihrer Lieferketten sowie ihrer Vertriebskanäle nutzen. E-Commerce und Vertriebsnetze sollten optimiert und gestrafft werden. Außerdem werden die Unternehmen gezwungen sein, ihre Preis- und Werbestrategien zu überdenken, um den Auswirkungen der sich ändernden Rohstoffpreise und anderer Kosten sowie der steigenden Nachfrage Rechnung zu tragen.

Der Trend spricht zumindest für die Branche. In den letzten zehn Jahren hat das Interesse an der Entwicklung und Herstellung von pflanzlichen und zellbasierten Alternativen zu Fleisch aus der Landwirtschaft stark zugenommen. Fleischalternativen können eine Schlüsselrolle bei der Förderung einer Ernährungsumstellung spielen. Weltweit ist pflanzliches Eiweiß von immenser Bedeutung. Die Nachfrage nach Proteinen aus fleischlosen Quellen steigt nicht zuletzt deshalb, weil der hohe Fleischkonsum aus ethischen, ökologischen und sozialen Gründen zunehmend in die Kritik gerät.

Gesundheitsfragen sprechen gegen Fleisch und für pflanzliche Alternativen

Verarbeitetes Fleisch ist immer wieder Gegenstand von Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Verzehr dieser Produkte und gesundheitlichen Bedenken aufzeigen. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat verarbeitetes Fleisch als krebserregend und rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. In den Leitlinien der Amerikanischen Krebsgesellschaft für Ernährung und körperliche Bewegung zur Krebsprävention steht die Empfehlung, anstelle von rotem und verarbeitetem Fleisch Bohnen zu essen. Ein weiterer Vorteil: Pflanzliche Alternativen enthalten weniger gesättigte Fettsäuren als Fleisch. Eine höhere Aufnahme von gesättigten Fettsäuren wird mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen in Verbindung gebracht.

Die „frei von“-Ernährung ist einer der am schnellsten wachsenden Trends bei Nischenprodukten. Die gluten- und sojafreie Ernährung hat sich aufgrund ihrer gesundheitlichen Vorteile schnell zur am schnellsten wachsenden Ernährungsbewegung entwickelt. Die Zunahme von soja- und glutenfreien Lebensmitteln ist vor allem auf die Zunahme von Lebensmittelempfindlichkeiten, regionalen Ernährungspräferenzen, die Zunahme der Zöliakie-Diagnosen und die Idee, Lebensmittel als Medizin einzusetzen, zurückzuführen. Die weltweit steigende Vorliebe für soja- und glutenfreie Lebensmittel stellt somit eine Herausforderung für den Markt für Soja- und Weizenproteine dar.

Die wichtigsten Segmente für pflanzliche Proteine

Sojabohnen sind noch der wichtigste Lieferant für pflanzliche Proteine.
Sojabohnen sind noch der wichtigste Lieferant für pflanzliche Proteine.

Der globale Markt für pflanzliche Proteine wird in Sojaprotein, Weizenprotein, Erbsenprotein, Rapsprotein, Kartoffelprotein, Reisprotein, Maisprotein und sonstige pflanzliche Proteine unterteilt. Die drei wichtigsten Kategorien schauen wir uns genauer an.

  • Sojaprotein. Im Jahr 2021 hat noch das Segment Sojaprotein den größten Anteil am Gesamtmarkt für pflanzliche Proteine. Die führende Position liegt vorrangig an der höheren Akzeptanz bei den Verbrauchern, dem Vorhandensein einer großen Anzahl von Herstellern und deren hohen Produktionsumfang, den niedrigen Kosten im Vergleich zu anderen Arten von Pflanzenproteinen, der leichten Verfügbarkeit von Rohstoffen und den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. Dazu zählt auch der Einsatz als Tierfutter. Der Markt für Sojaproteine ist unterteilt in Sojaproteinisolate, Sojaproteinkonzentrate, Sojaproteinmehl und andere, wobei die Konzentrate den größten Anteil ausmachen.
  • Weizenprotein. Der Markt für Weizenproteine wird in vitales Weizengluten, Weizenproteinisolat, texturiertes Weizenprotein und hydrolysiertes Weizenprotein unterteilt. Das wichtigste Segment ist vitales Weizenprotein. Der große Anteil ist vor allem auf seine zunehmende Verwendung in Produkten wie Süßwaren, Backwaren, Molkereiprodukten, Nahrungsergänzungsmitteln und Sportnahrung zurückzuführen. Vorteile sind die leichte Verfügbarkeit, der Reichtum an Proteinen und Mineralien sowie günstige Bindeeigenschaften.
  • Erbsenprotein. Hier bietet der Markt Erbsenproteinkonzentrate, Erbsenproteinisolate und andere. Isolate haben in dieser Kategorie 2021 Marktanteil. Das liegt am hohen Proteingehalt und den guten Emulgier- und Stabilitätseigenschaften.

Trend: weniger Gentechnik, mehr bio

Der Markt für pflanzliche Proteine wird in gentechnisch veränderte und nicht gentechnisch veränderte Pflanzenarten unterteilt. Anders als in Deutschland hat im Jahr 2021 das Segment der gentechnisch veränderten Organismen (GVO) den größten Anteil am globalen Markt für pflanzliche Proteine. Die führende Position dieses Segments ist vor allem dadurch zu erklären, dass GVO wie Sojabohnen und Mais aufgrund ihrer hohen Produktivität und Kosteneffizienz häufig für die Produktion von pflanzlichen Proteinen verwendet werden.

Es wird jedoch erwartet, dass nicht gentechnisch veränderte Organismen in den Jahren bis 2028 die höchste Wachstumsrate haben werden. Das rasche Wachstum ist vor allem auf den Trend zur Bevorzugung von Lebensmitteln mit GVO-freier Kennzeichnung, die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen, natürlichen und biologischen Lebensmitteln und die strengen Vorschriften für gentechnisch veränderte Pflanzen in Europa und Asien-Pazifik zurückzuführen.

Der Markt für pflanzliche Proteine wird zudem auf der Grundlage des Herstellungsverfahrens in bio und konventionelle pflanzliche Proteinzutaten unterteilt. Momentan haben konventionell angebaute Pflanzen klar die Nase vorn, da traditionelle Anbaumethoden mit dem Einsatz von chemischen Düngemitteln noch die Regel sind. Es wird jedoch erwartet, dass das Segment der pflanzlichen Proteininhaltsstoffe aus biologischer Landwirtschaft während des Prognosezeitraums überproportional wächst.

Besonders hohes Wachstum bei Nahrungsergänzungsmitteln und in Asien

Pflanzliche Proteine finden in Lebensmitteln und Getränken, Tierfutter, Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln Verwendung. Lebensmittel und Getränke machen erwartungsgemäß den Löwenanteil aus. Meticulous Research erwartet die höchsten Zuwächse bei pflanzlichen Fleischalternativen wegen des wachsenden Veganeranteils in der Bevölkerung und steigender Fleischpreise. Ebenfalls überdurchschnittlich könnten sich Nahrungsergänzungsmittel entwickeln. Das Marktforschungsinstitut begründet das mit sich ändernden Lebensgewohnheiten und zunehmenden Gesundheits- und Wellnesstrends.

Im globalen Maßstab hat Nordamerika den größten Anteil am Gesamtmarkt für pflanzliche Proteine. Das liegt daran, dass Themen wie gesunde Ernährung, Umweltschutz und Tierwohl dort schon lange auf breites Interesse stoßen. Ähnliches gilt für große Teile Europas. Wie in anderen Bereichen auch ist aber das größte Wachstum im asiatisch-pazifischen Raum zu erwarten. Hier trifft wachsender Wohlstand mit besseren Versorgungsmöglichkeiten auf ebenfalls steigendes Bewusstsein für die genannten Themen.

Weitere Infos zur Studie von Meticulous Research über den Markt für pflanzliche Proteine bekommt ihr hier.

Fotos: Pixabay