Wie Werksta.tt die Löwen mit einer Software für Bäckereien beeindruckt hat

Es werden viel zu viele Lebensmittel weggeworfen. Vor allem schnell verderbliche Waren sind davon oft betroffen. Das Startup Werksta.tt unter Justus Lauten hat sich dem Problem angenommen und ermöglicht es Bäckereien, das zukünftige Kaufverhalten der Kunden vorherzusagen. Auch die Investoren aus „Die Höhle der Löwen“ waren interessiert und haben Justus einen Deal angeboten. Wie er den Auftritt erlebt hat und welche Tipps er für andere Gründer hat, könnt ihr hier lesen.

Das große Ziel: Nachhaltigkeit

Betreten hat Justus Lauten die Welt der Startups schon vor der Gründung von Werksta.tt. Zunächst galt seine Aufmerksamkeit vor allem dem Car-Sharing, als er vor zehn Jahren zum ersten Mal Gründer wurde. Da ihn als Informatiker aber vor allem komplexe Probleme und Herausforderungen reizen, entschied er sich 2018, einen Schritt weiter zu gehen und den Nachhaltigkeitsgedanken mit diesen Leidenschaften zu kombinieren. Nun stand er jedoch vor der Frage, welches Problem er lösen wollte. Zur Inspiration schrieb er kurzerhand Unternehmen auf LinkedIn an, um einfach mal nachzufragen. Dabei wurde bald eine Schnittmenge der Antworten erkennbar: Retouren.

Vor allem bei leicht verderblichen Lebensmitteln ist das ein Problem. Denn während Kleidung auch am nächsten Tag mit der gleichen Qualität verkauft werden kann, müssen Lebensmittel zu einem günstigeren Preis angeboten oder im schlimmsten Fall sogar weggeworfen werden. Ein Grund hierfür ist, dass sich Verkaufszahlen nur schwer vorhersagen lassen und demnach oft die falsche Menge produziert wird.

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Die Investoren Dr. Georg Kofler und Ralf Dümmel hören Justus aufmerksam zu.

Eine eigene Software für Bäckereien

Und genau an dem Punkt ist Justus eingestiegen. Mit Werksta.tt hat er eine Software entwickelt, die auf Basis von Außeneinflüssen wie dem Wetter oder Feiertagen eine Vorhersage für einen Zeitraum von acht Tagen treffen kann, wieviel von welchem Produkt vermutlich nachgefragt wird. Ein Beispiel: An einem sonnigen Tag mit hohen Temperaturen wird eher Baguette zum Grillen gekauft. Und an einem Feiertag eher Torte.

Natürlich könnten die Bäcker*innen diese Überlegungen auch alleine anstellen, aber im Backhandwerk ist Zeit Geld und die wenigsten haben die Expertise. Und Justus ging noch einen Schritt weiter. Er kombinierte die Vorhersagen mit den Daten aus dem Warenwirtschaftssystem und Verkaufszahlen aus der Vergangenheit. So entstand eine Software, die noch genauere Prognosen liefern kann. In Zukunft plant das Startup, weitere Bereiche des Food-Marktes mit seiner Innovation zu bereichern. Vor allem Lebensmittel mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum wie Backshopwaren in Supermärkten oder Milchprodukte stehen dabei im Visier. Denn sein großes Ziel bleibt bei allen Bereichen gleich: Abfall zu reduzieren und damit gleichzeitig größeren wirtschaftlichen Erfolg möglich zu machen.

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Das Brot ist eine der Leibspeisen der Deutschen. Da sollte nichts weggeschmissen werden müssen.

Werksta.tt-Tipps: Nicht der Deal, die Erfahrung ist das Wichtigste

Der Weg zu den Löwen begann mit der Suche nach Investoren und Sichtbarkeit. Denn kein noch so hilfreiches Produkt bringt etwas, wenn es nicht bekannt wird. Darum legte sich das Team von Werksta.tt vor der Show mächtig ins Zeug, um das Beste aus dem Pitch herauszuholen. Vor der Kamera ging es dann ganz schnell. „Der Auftritt war in einem Wimpernschlag vorbei“ beschreibt Justus seine Zeit vor den Raubkatzen. Und abgesehen von einem Deal mit Carsten Maschmeyer konnte er noch weitaus mehr mitnehmen.

Denn Dank der intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Startup vor der Show hätte das Werksta-tt-Team eine neue Perspektive auf sein Unternehmen gewonnen. Dadurch wurde auch die Vorstellung viel runder, weil bisherige Prinzipien neu gedacht worden sind. Was macht einen aus? Was ist interessant? Und wie verpackt man die Informationen in eine schöne Geschichte? Hilfreich sei in der Zeit auch das Sony-Team gewesen, erzählt er. Mit seiner Expertise hätte es für alle Fragen bereitgestanden und sie gut beraten.

Ein Tipp, den Justus allen Startups geben würde, die sich auch vor die Löwen wagen möchten, ist eigentlich sehr simpel: immer das Ziel vor Augen haben. Und dabei stets realistisch zu bleiben – vor allem bei der Summe, wie viel das Unternehmen wert sei. Außerdem sollte man sich vergangene Pitches anschauen, um sich erfolgreiche Tricks abzugucken. Denn man sollte nicht vergessen, dass es bei der Höhle der Löwen auch um Entertainment ginge. Da müsse nicht jede Kennzahl in die Präsentation. Zwar hat es am Ende nicht mit dem Deal geklappt, aber dies ist für den Gründer auch gar nicht so wichtig: „Es war einfach eine tolle Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann.“

Alle Fotos: TVNOW / Frank W. Hempe