HeimatCrunch – das handgemachte vegane Bio-Knuspermüsli
Knuspermüslis gibt es viele, doch bei HeimatCrunch ist einiges anders. So produziert das Startup von Anja Priebsch in der eigenen Manufaktur. Bei den Zutaten setzt HeimatCrunch konsequent auf Bio, bezieht sie hauptsächlich aus heimischem Anbau und geht gerade neue Wege mit der VEGAN EDITION.
Wenn die Idee für ein deutsches Food-Startup namens HeimatCrunch in Neuseeland entstanden ist, erscheint das auf den ersten Blick etwas widersprüchlich. Bei der Erklärung müssen wir etwas ausholen, aber es lohnt sich, denn es steckt eine interessante Geschichte dahinter. 2009 absolvierte Anja Priebsch ein Praktikum bei der neuseeländischen Regierung. Sie befand sich damals noch im Studium als Übersetzerin. Ernsthafte Absichten, diesen Beruf wirklich auszuüben hatte sie nicht. Sie war vor allem daran interessiert, ihre Sprachkenntnisse zu intensivieren.
Zehn Jahre vergingen bis zur Gründung
In ihrer WG am anderen Ende der Welt lebte die 67-jährige Fotografin Julia, die Anja als „coole Socke“ beschreibt. Julia betätigte sich auch als Imkerin und hatte dementsprechend immer reichlich Honig im Haus. Den verwendete sie unter anderem für die Herstellung von Knuspermüsli. Das schmeckte Anja so unvergleichlich lecker, dass sie sich, zurück in Deutschland, selbst an die Produktion für den Eigenbedarf machte. Als sie ihr Müsli im Freundeskreis verschenkte, wurde sie noch häufiger eingeladen als zuvor.
Der „Schwarzmarkt“, wie es Anja augenzwinkernd bezeichnet, für ihr Granola florierte, doch dauerte es von der ersten Inspiration bis zur offiziellen Gründung im Jahr 2019 zehn Jahre. Dazwischen hat sie Englisch- und Spanischunterricht gegeben, Menschen auf ihren beruflichen Auslandsaufenthalt vorbereitet und wäre beinahe Lehrerin geworden. Und dann kamen da auch noch ihre drei Kinder.
Die Idee zu gründen ging ihr aber schon länger durch den Kopf, und als das Angebot für den Lehrerinnenjob kam, machte sie sich eine Liste, was für oder gegen das eine oder andere sprach – sicherer Lehrerinnenjob oder Selbständigkeit. Unterstützung bekam sie von Freunden und ihrem Mann für die unternehmerische Option. Über Logo und Verpackung musste sie sich schon lange keine Gedanken mehr machen, die dafür zuständige Designerin hatte sie auf einer Silvesterparty kennengelernt.
Aus Das Müsli wurde HeimatCrunch
Verbesserungsbedarf gab es allerdings beim Namen. „Das Müsli“ war einerseits vielleicht etwas zu selbstbewusst, andererseits zu generisch, bei der Suche im Internet praktisch nicht zu finden und markenrechtlich auch gar nicht durchsetzbar. Also entschied sie sich über Nacht für den Namen HeimatCrunch. Die Nacht wurde in der Anfangsphase des neuen Startups überhaupt zur wichtigsten Schaffenszeit. Ihr drittes Kind war damals erst drei Monate alt und so richtig mit der Arbeit anfangen konnte Anja erst, wenn der Nachwuchs versorgt und im Bett war.
Zum Glück ist der Weg zu ihrem Arbeitsplatz nicht weit. Bei HeimatCrunch wird noch alles in Handarbeit in der eigenen Manufaktur hergestellt, und die befindet sich direkt neben ihrem Haus. Anjas Mann hatte über sein Netzwerk eine Bäckerei aufgespürt, die gerade eine Filiale geschlossen und einen für die Müsliproduktion geeigneten Ofen übrig hatte. Der schafft bei einem einstündigen Backvorgang etwa 50 Kilogramm.
Die Zutaten stammen, wie der Markenname andeutet, überwiegend aus heimischen Anbau, je nach Sorte im Idealfall zu 70 bis 90 %. Zum einen aber wachsen etwa Kokosnüsse nicht in Deutschland, zum anderen fallen verfügbare Liefermengen aus verschiedenen Gründen von Saison zu Saison unterschiedlich aus. Chronisch knapp sind zum Beispiel jedes Jahr deutsche Dinkelflocken. Immer schwieriger wurde es auch, Bio-Honig aus Deutschland zu bekommen. Wenn ihn jetzt Rübensirup als Süßungsmittel ersetzt, ist HeimatCrunch auch für die streng vegane Ernährung geeignet.
Bereits in 200 Märkten zuhause
Die ersten Schritte im Einzelhandel machte HeimatCrunch in acht Supermärkten in Hildesheim, für Nachfrage sorgte ein Artikel in der Lokalzeitung. Inzwischen gibt es die Knuspermüslis landesweit in rund 200 Märkten von Ketten wie REWE, Edeka, HIT, Globus und Combi. Mit der gestiegenen Nachfrage wuchs auch das Produktionsteam. Momentan besteht es aus fünf Personen in Festanstellung. Es waren schonmal mehr, aber da Anja zuerst nur Mütter eingestellt hatte, machte Corona mit den Einschränkungen beim Schul- und Kitabetrieb die Arbeitseinteilung komplizierter.
Preislich bewegt sich HeimatCrunch im oberen Segment, was begründet ist durch Faktoren wie den Bio-Zutaten und der Herstellung in der eigenen Manufaktur. Steigende Energie- und Rohstoffpreise lassen da auch wenig Spielraum, zumal das Startup bis auf einen Gründungszuschuss eigenfinanziert ist. In dieser Konstellation konzentriert sich Anja auf ihre Müslis und verzichtet vorerst auf weitere Produkte oder die Annahme von Aufträgen anderer Anbieter.
Sollte sich ein Investor finden, würde das Geld zuerst in Werbung und Vertrieb fließen. Der Wunsch ist es, die Marke noch bekannter zu machen und in vielen weiteren Verkaufsstellen zu platzieren. Die sollen sich zunächst auf Deutschland konzentrieren, aber wer, weiß, vielleicht führt die Reise irgendwann an den Ursprungsort Neuseeland zurück.
Beitragsbild: Heimatcrunch-Gründerin Anja Priebsch (Foto:Thorsten Rompa)