Deutschland sucht den Fleischersatz
Fleischfrei ist ein Trend, der immer mehr an Popularität gewinnt. Auch in Deutschland kommt dieser Ernährungsstil immer stärker an. Was sich am In-Vitro Markt im vergangenen Jahr getan hat, haben wir bereits hier zusammengefasst. Heute soll es um andere Fleischalternativen gehen.
Denn vollkommen unbeeindruckt von der Corona-Krise breiten sich momentan vegetarische und vegane Produkte auf dem Markt aus. So wurden im ersten Quartal des letzten Jahres bereits 20.000 Tonnen Fleischersatzprodukte in Deutschland produziert. Das sind im Vergleich 37% mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt berichtet.
Auch die Akzeptanz gegenüber dieser Produkte steigt immer weiter an. 2020 waren bereits knapp ein Drittel der Deutschen bereit, statt dem Nackensteak einen veganen Burger auf den Grill zu werfen. So eine Studie von YouGov.
Der weltweite Siegeszug der Proteinburger
Seitdem Beyond Meat Ende 2019 in den Markt eingestiegen ist, nimmt der Hype um ihre Produkte nicht ab – im Gegenteil. Die Supermärkte kommen oft gar nicht nach, ihre Regale mit den Burger aufzufüllen. Dies führte dazu, dass das kalifornische Unternehmen letztes Jahr nach Europa expandierte und jetzt auch hierzulande produziert.
Beyond Meats Wachstum reicht dabei bis nach Asien. Um in China Fuß zu fassen, schloss das amerikanische Unternehmen eine Partnerschaft mit dem E-Commerce-Giganten Alibaba ab. Ähnlich wie Amazon hat auch Alibaba mittlerweile eigene Supermärkte eröffnet und vertreibt mit diesen jetzt auch die Burger von Beyond Meat.
Die Konkurrenz schläft allerdings nicht. Impossible Foods, ebenfalls aus den USA, konnte 2020 sogar zwei große Investments einfahren. Anfang des Jahres sicherte sich das Unternehmen bereits 500 Millionen US-Dollar von Investoren. Im August kamen noch einmal weitere 200 Millionen US-Dollar hinzu. Angeführt wurden die Runden unter anderem von dem technologieorientierten Hedgefund Coatue.
Mit diesem Kapital will Impossible Foods nicht nur in seine Produktion investieren, sondern auch international expandieren. Noch 2020 fanden die Produkte ihren Weg in kanadische Restaurants und Supermärkte. Das nächste Ziel ist, genau wie bei Beyond Meat, der chinesische Markt.
Auch Fleischersatz aus Deutschland auf dem Vormarsch
Wer Vegan einkaufen geht, stolpert unweigerlich über Like Meat. Schließlich ist das Düsseldorfer Startup schon seit 2013 dabei und mittlerweile bei Rewe, Edeka, Kaufland und Teegut vertreten. Verkauft werden verschiedenste vegane Fertiggerichte aus Erbsen und Soja. Der Kunde hat dabei die Qual der Wahl. Zum Sortiment gehören bereits vegane Hähnchen-, Würste-, Frikadellen-, Gyros- und Dönerersätze.
2020 wechselte Like Meat den Besitzer und gehörte ab dann dem amerikanischen Unternehmen Food United Inc. CEO ist allerdings weiterhin der Gründer Timo Recker. Mit der neuen Beteiligung soll es für Like Meat in Zukunft auch auf der internationalen Bühne weiter gehen.
Während sowohl mit Erbsen, als auch mit Soja schon einige Fleischalternativen existieren, arbeitet das Berliner Startup Mushlabs mit einer ganz eigenen Zutat: Pilzen.
Als Grundstoff für ihre Produkte verwenden sie die so genannten Mycelien. Dabei handelt es sich um feine Wurzeln von Pilzen. Aus diesen wird mittels eines Fermentierungsprozesses ein proteinreicher Fleischersatz hergestellt. Die Produktion soll äußerst geringen Platz- und Wasserbedarf haben und damit deutlich umweltschonender sein als die von Fleisch.
Bisher hat Mushlabs zwar noch kein Produkt auf dem Markt, konnte aber dennoch im August letzten Jahres bei einer A Finanzierungsrunde 10 Millionen Dollar einsammeln. Diese wurde von Visvire New Protein aus Singapur angeführt. Einem Investor, der auf alternative Nahrungsmittel spezialisiert ist. Zweitgrößter Geldgeber war das Schweizer Risikokapitalunternehmen Redalpine. Außerdem beteiligten sich die zwei Altinvestoren Happiness Capital und Joyance Partner an dem Deal. Mit dieser Runde konnte das Unternehmen insgesamt 12,2 Millionen US-Dollar von Investoren seit seiner Gründung gewinnen.
Sind Insekten unsere Zukunft?
Die meisten Alternativen zu Schwein, Rind oder Huhn bestehen aus verschiedensten Pflanzen. Das Österreicher Startup Livin Farms geht allerdings einen anderen Weg. Sie liefern den Grundstoff für Burger-Patties aus etwas vollkommen anderem: Mehlwürmern.
In einer Pilotfabrik in Wien züchtet das Unternehmen auf 200 Quadratmetern die kleinen Insekten in größtmöglicher Effizienz. Ein Nebeneffekt der Zucht ist die umweltfreundliche Vernichtung von Lebensmittelabfällen. Diese werden nämlich einfach an die Mehlwürmern verfüttert. Das reduziert für Lebensmittelhersteller die Kosten der Entsorgung und bietet Livin Farms kostengünstiges Futter für ihre Farm.
Mit diesem Konzept konnte das Startup auch den europäischen Innovationsrat (EIC) von sich überzeugen und so als eines von zwei österreichischen Unternehmen Investments im Rahmen des „Green Deals“ erhalten. Für Livin Farms gab es insgesamt 2,5 Millionen Euro.
Beitragsbild: Impossible Foods