Bei air up geht es steil aufwärts mit 20 Millionen von Pepsi & Co
Mit beeindruckenden Zahlen hat das Startup air up für Schlagzeilen sogar in der Bild am Sonntag gesorgt: Steigerung des Umsatzes auf 20 Millionen Euro. Investments in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro, unter den Investoren auch der Weltkonzern PepsiCo. Mitarbeiterwachstum von 30 auf 80 Mitarbeiter. Erfolgreiche europäische Expansion nach Frankreich, Belgien und Niederlande. Einsparung von 500 Tonnen Zucker und zirka 17,5 Mio. Plastikflaschen. Wir haben mit der Gründerin Lena Jüngst gesprochen, um mehr über diese Erfolgsgeschichte zu erfahren.
Das Münchner Startup air up hat sich dem Kampf gegen unnötigen Zucker in Getränken angenommen und im Sommer 2019 eine Trinkflasche auf den Markt gebracht, die Wasser nur über Duft aromatisiert. Knapp eineinhalb Jahre später darf sich das Team nicht nur über eine halbe Millionen Nutzer ihres nachfüllbaren, retronasalen Trinksystems und zirka 500 Tonnen eingesparten Zucker freuen, sondern blickt auch auf ein sehr erfolgreiches erstes Geschäftsjahr zurück. In 2020 konnte das junge Unternehmen, bei dem auch Frank Thelen und Ralf Dümmel investiert sind, mehr als 20 Millionen Euro Umsatz erzielen, Investments in Höhe von 20 Millionen Euro einsammeln und zählte zu den Top-25 der am schnellsten wachsenden Startups in Deutschland.
Zu den neuen Investoren gehört auch PepsiCo
Der Großteil des neuen Kapitals stammt aus einer Ende 2020 abgeschlossenen Series A-Runde, bei der das Münchner Medienunternehmen Ippen.Media, der amerikanische Getränkekonzern PepsiCo und Bestandsaktionäre wie das Food-Tech Venture Capital Unternehmen Oyster Bay beteiligt waren. Neu an Bord ist auch der französische Food-Tech Investor Five Seasons Ventures. Dessen Founding Partner Niccolo Manzoni, der zu unserem Mentorennetzwerk gehört, erklärt dazu:
„Bei Five Seasons Venture sind wir schon seit einer Weile auf der Suche nach Lösungen für die Getränkeindustrie, die die Themen Plastik und Zucker behandeln. Als wir auf air up gestoßen sind, war uns klar, dass wir ein Unternehmen gefunden hatten, das zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt, wobei die Fliegen Zucker und Plastik sind. Und wenn man die beeindruckende Entwicklung sieht, stimmen uns die Verbraucher da zu. Mit Begeisterung unterstützen wir das Team von air up bei seiner Mission #drinknewthinknew und wissen, dass wir gerade erst am Anfang der Ausschöpfung des großen Potenzials stehen.“
Und Altinvestor Frank Thelen sagt: „Die Geschäftszahlen aus dem letzten Jahr sprechen für sich und sind der beste Beweis dafür, dass in air up viel Zukunftspotenzial steckt. Zucker ist eine der Hauptursachen von Krankheiten wie Diabetes oder Fettleibigkeit. Der Erfolg von air up zeigt, dass viele Menschen dieses Problem erkannt haben und ich freue mich, dass wir in 2021 noch mehr Ländern diese neue Art des Trinkens möglich machen können.”
Über sein Netzwerk hat air up seine Investoren gefunden
Frank Thelen und Ralf Dümmel haben air up nicht über „Die Höhle der Löwen“ kennengelernt, auch wenn das naheliegend scheint. Vielmehr kam der erste Kontakt mit Thelens Team bei einer Konferenz zustande. Überhaupt seien Veranstaltungen wie auch das Food Innovation Camp gute Gelegenheiten, um sein Netzwerk auszubauen, berichtet Lena Jüngst. Auch andere Startups, die schon mit Investoren in Verbindung stehen, könnten als Türöffner dienen. Bei air up haben vielfältige Verbindungen schließlich zu den neuen Investoren geführt. Nach so kurzer Zeit am Markt und im Corona-Jahr, musste das Team natürlich Überzeugungsarbeit leisten um sie dann zu einem finanziellen Engagement zu bewegen. Darum gekümmert hat sich hauptsächlich Jannis Koppitz, ein weiterer Gründer. Das Gründungsteam komplettieren Tim Jäger Fabian Schlang und Simon Nüesch.
Begonnen hat air up Projekt als Studienprojekt von Lena und Tim an der Hochschule in Schwäbisch Gmünd. Die drei anderen Gründer kamen als Studenten der TU München dazu, weshalb das Unternehmen jetzt in der bayrischen Hauptstadt seinen Sitz hat. Drei Jahre lang hat das Team an seiner Idee gearbeitet. Nach mehr als 200 verschiedenen Entwürfen und Weiterentwicklungen war die Flasche endlich bereit für den Markteintritt. Damit ist air up das weltweit erste Trinksystem, das Wasser nur durch die Beigabe von Duft mit Hilfe des Geruchssinns aromatisieren kann. Beim Trinken aus der air up-Flasche werden Leitungswasser beduftete Luftblasen beigemischt, die im Rachenraum zum Riechzentrum aufsteigen und vom Gehirn als Geschmack interpretiert werden. Vergleichbar ist das Ergebnis mit aromatisiertem Mineralwasser, nur ganz ohne Zucker und Kalorien.
Bei der Produktion musste air up neue Wege gehen
Eine große Herausforderung stelle die Herstellung der Flaschen und der Aroma-Pods da, denn vorher gab es keine vergleichbaren Produkte. Dementsprechend fehlten auch geeignete Maschinen für die Produktion. Den ersten Prototyp davon hat air up selbst konstruiert. Inzwischen hat das Startup einen Partner gefunden, mit dem es das Verfahren weiterentwickelt. Das Geld aus der aktuellen Finanzierungsrunde fließt unter anderem in die aufwendige Produktion, vor allem aber in die Expansion von air up.
Nach einer erfolgreichen ALDI-Aktion im Sommer ist das air up-Starterset sowie eine Auswahl an verschiedenen Pods mittlerweile auch bei Rossmann und Müller gelistet. Die Marke gießt laut Unternehmensangabe eine Bekanntheit von über 50 Prozent in der Zielgruppe der 16- bis 35-Jährigen. Mehr als 17 Millionen Liter Wasser haben die Kunden 2020 aromatisiert. Und das nicht nur in den Kernmärkten Deutschland und Österreich. Auch in Frankreich, Belgien und den Niederlanden gibt es inzwischen air up. Der Markteintritt erfolgt dabei immer in drei Schritten. Zunächst über den eigenen Webshop, dann über einen Marktplatz wie Amazon und schließlich über den Lebensmitteleinzelhandel. Das Marketing erfolgt daher vor allem online und über soziale Medien. Dabei stehen in jedem Land andere Botschaften im Vordergrund. In Frankreich sei zum Beispiel das Thema Zucker weniger relevant als hierzulande, hat Lena festgestellt.
Bei Team und Märkten stehen die Zeichen auf Wachstum
Als nächste Märkte hat air up die Schweiz und Großbritannien im Visier. Parallel soll auch das Team weiter wachsen, und zwar praktisch in allen Bereichen. So lief der Vertrieb früher in enger Zusammenarbeit mit DS Produkte, dem Unternehmen von Ralf Dümmel. Mittlerweile hat das Startup seine eigene Vertriebsstruktur aufgebaut. Überhaupt halten sich die Löwen aus dem operativen Geschäft heraus, stehen aber bei strategischen Fragen zur Verfügung. In relative kurzer Zeit hat sich air up eine hervorragende Position verschaffen und die Perspektive fasst Lena so zusammen:
„Die tollen Geschäftszahlen aus dem letzten Jahr geben uns natürlich allen Grund zur Freude. Als die Visionärin bei uns im Gründerteam, freut es mich aber besonders, dass der Erfolg von air up ein Beweis dafür ist, dass gesunde und nachhaltige Produkte vor allem auch für die junge Generation attraktiv sein können, wenn sie clever genug gestaltet sind. Aber da noch mehr rauszuholen, ist für mich die größte Motivation für das neue Jahr!“
Alle Fotos: air up