EinStückLand

Cowsharing statt Billigfleisch – EinStückLand setzt auf Qualität

Das Startup EinStückLand möchte zum Umdenken anregen. In einer Zeit, in der niedrige Fleischpreise viele Kunden locken, will es ganz klar gegen diesen Trend steuern. Denn diese Preise gehen auf Kosten der Tiere, die nicht artgerecht gehalten und geschlachtet werden. Wir haben das Gründerduo Lina-Louisa Kypke und Hinrich Carstensen zu ihrer Idee, ihrem Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ und aktuellen Verfehlungen einer Ministerin befragt.

Hallo Lina und Hinrich, stellt euch und das Konzept von EinStückLand bitte kurz vor.

Wir sind Lina und Hinrich. Vor einem Jahr sind wir aus dem schönen Hamburg ins noch schönere Schleswig-Holstein gezogen, wo ich (Hinrich) gebürtig herkomme. Lina ist ausgebildete Krankenschwester und ich Bauingenieur. Wir beide haben uns aber zu 100 % für unser Startup entschieden und arbeiten jetzt 24/7 für unsere Idee.

Unser Konzept basiert eigentlich auf einer altbewährten Fleischvermarktung. Auf dem Dorf wurde es immer so gemacht: Ein Tier war schlachtreif, die Familien im Dorf haben sich für ein 1/8 Tier angemeldet und wenn 8 Familien zusammen kamen, wurde geschlachtet. So war das Tier im Vorfeld bereits vermarktet und nichts wurde weggeworfen. Genau dieses Prinzip haben wir adaptiert und in das digitale Zeitalter übertragen. Jetzt kann sich aus ganz Deutschland ein Kunde für ein Fleischpaket eintragen und erst wenn das gesamte Tier vermarktet ist, wird es geschlachtet. Natürlich ist das alles andere als Fast Food, sondern eher das Paradebeispiel für Slow Food. Ein Kunde muss, wenn er bei uns bestellt, definitiv 3-4 Wochen auf sein Frischfleischpaket warten. Denn es beinhaltet die Vermarktung, Schlachtung, Reifung (2,5 Wochen), Zerlegung und den anschließenden Versand.

EinStückLand
Das Tierwohl steht für EinStückLand an oberster Stelle. (Foto: EinStückLand)

Was hat euch dazu gebracht EinStückLand zu gründen?

Mit EinStückLand wollen wir zwei Dinge erreichen: Zum Um- und Nachdenken anregen und den Bauern dabei helfen, gutes Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zum Endkunden zu bringen. In der heutigen Zeit hat der eigentlich nahezu keine Möglichkeit mehr, an gutes Fleisch zu gelangen. Die Fleischqualität wird indirekt durch die Supermärkte und das dortige Angebot vorgegeben. Selbst wenn ein Kunde Fleisch aus artgerechter Tierhaltung kaufen möchte, kann er dies häufig aufgrund des mangelnden Angebots nicht. Wir wollten das ändern und den Menschen in Deutschland die Möglichkeit geben selbst zu entscheiden, ob man Billigfleisch aus Massentierhaltung oder eben ein qualitativ hochwertiges Lebensmittel bestellen möchte. Und genau das setzen wir mit EinStückLand um und wir konnten bereits viele Menschen überzeugen.

Wie erfolgreich seid ihr mit eurem Unternehmen?

An dieser Stelle müsste einmal Erfolg definiert werden. Für uns ist es bereits ein Erfolg, wenn wir einem Landwirt helfen können oder wenn wir einem Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubern können, weil er noch nie so schmackhaftes Fleisch gegessen hat, was keine Gewürze braucht und in der Pfanne kein Wasser verliert. Oder auch, wenn wir einen Versandtag wieder reibungslos vollendet haben. Erfolg ist aber natürlich auch irgendwie das Geld, denn ohne das könnten wir das Ganze nicht aufrecht erhalten. Seit drei Jahren sind wir nun dabei und wir wachsen. Wir haben bereits einen Hofladen, haben im letzten Jahr unser Restaurant eröffnet und haben nicht nur Rindfleisch, sondern auch Schwein und Geflügel in der Vermarktung. Und das alles von Landwirten, die die Tiere draußen halten. All das zusammengefasst würde ich als „erfolgreich“ bezeichnen.

EinStückLand
Große Weideflächen in der freien Natur, so will EinStückLand die Tiere aufwachsen sehen. (Foto: EinStückLand)

Wie kommt ihr mit euren Bauern in Kontakt und garantiert, dass sie ihre Tiere so aufwachsen lassen, dass es eurer Vision entspricht?

Wir bekommen viele Anfragen. Außerdem schreiben wir auch selbst Landwirte an oder bekommen von Freunden Hinweise. Einige Landwirte müssen wir aufgrund der Entfernung ablehnen, da wir nur Fahrzeiten von einer Stunde mit dem lebenden Tier möchten, andere passen nicht in unsere Philosophie, da sie z.B. nur Stallhaltung haben. Alle Landwirte, mit denen wir zusammen arbeiten, besuchen wir persönlich. Wir kennen die Tiere, die Menschen dahinter (ein sehr wichtiger Faktor) und auch die Weiden. Wenn alles zusammenpasst, dann funktioniert auch die Zusammenarbeit.

EinStückLand bei DHDL
Lina-Louisa Kypke und Hinrich Carstensen bei der Höhle der Löwen. (Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer)

Ihr wart mit eurem Startup in der Höhle der Löwen. Wie ist es dazu gekommen?

Wir wurden von der Produktionsfirma angeschrieben und haben uns daraufhin beworben. Daher mussten wir nicht den kompletten Prozess durchlaufen, sondern haben eher die Abkürzung genommen. Für uns war die Sendung interessant, da wir zu der Zeit unseren Onlineshop etc. komplett neu aufsetzen mussten. Die Expertise einiger Investoren in der Show und natürlich die finanziellen Mittel waren da für uns interessant. Am Ende hat es aber für uns nicht gepasst. Wir haben gemerkt, dass die Vorstellungen zu weit auseinander gingen und wir wollten unserem Weg treu bleiben.

Plaudert doch mal ein wenig aus dem Nähkästchen, konntet ihr von DHDL profitieren?

Kurzfristig war DHDL natürlich super für uns. Wir waren in diversen Zeitungen, in verschiedenen Medienberichten, haben sehr viel Zuspruch bekommen und konnten dadurch auch neue Landwirte gewinnen, die dadurch von uns gehört haben. Aber nachhaltig war diese Sendung nicht. Im Großen und Ganzen würde ich das wahrscheinlich nicht nochmal machen. Aber das ist natürlich einfach zu sagen, wenn man schon einmal da war. Ich denke mal, dass DHDL für viele eine gute Sache sein wird.

EinStückLand
Mittlerweile hat EinStückLand nicht nur Rindfleisch, sondern auch Schweine- und Geflügelfleisch im Angebot.(Foto: EinStückLand)

Welche Schwierigkeiten musstet ihr auf eurem bisherigen Weg mit EinStückLand überwinden?

Eigentlich haben wir jedes Jahr irgendwelche großen Hürden zu überwinden. Manchmal selbstgemacht, manchmal wird einem das einfach auferlegt. Zu Beginn war es ganz klar der Schlachter. Denn es ist sehr schwer noch einen guten Schlachter zu finden, der realisiert, was wir möchten. Die Logistik war auch eine große Aufgabe, die wir aber zum Glück auch meistern konnten. Dort sind wir aber noch immer im Ausbau und Umorganisieren. Wir haben ein Restaurant eröffnet, welches durch Corona drei Monate nach Eröffnung schließen musste. Es gibt sehr viele Schwierigkeiten, die einem auf dem Weg begegnen. Aber das Positive überwiegt eigentlich und an seinen Herausforderungen wächst man auch.

Gutes Fleisch hat seinen Preis, dafür steht ihr mit eurem Konzept. Wie sieht ihr das, wenn unsere Landwirtschaftsministerin mit einem Sternekoch für eine bekannte Tageszeitung billigste Ware verkocht?

Dazu müssen wir, glaube ich, nicht viel sagen. Wenn unsere Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft sich von zwei privaten Unternehmen mit einem Sternekoch sponsorn lässt, das Ganze dann mit einer Überschrift betitelt die zwischen den Zeilen bedeutet „möglichst billig für möglichst viele Personen“ und das Hauptgericht aus Hackfleisch besteht, dann weiß ich auch nicht weiter. Für uns war es eigentlich ein Schlag ins Gesicht, dass bei einer solch medialen Aufmerksamkeit dann auch noch das Hackfleisch der Tierwohlklasse 1 verwendet wurde. Gerade bei solchen Formaten ist es wichtig zu zeigen, dass es anders geht und dass es wichtig ist darauf zu achten. Und wenn eben das nötige Geld nicht vorhanden ist, dann muss es eben mehr vegetarisch sein. Wir machen aber dort weiter, wo wir aufgehört haben und lassen uns von derartigen Entgleisungen nicht beeinflussen.

EInStückLand
Für Lina und Hinrich war ihr Startup Liebe auf den ersten Blick. (Foto: EinStückLand)

Was sind eure Pläne und Wünsche für die Zukunft?

Wir wollen EinStückLand in ganz Deutschland etablieren. Unser Konzept, welches wir für Landwirte und Schlachter in Schleswig-Holstein aufgebaut haben, stellen wir uns in jedem Bundesland vor. Wir freuen uns auf viele gute Produkte von Marmelade bis Brot und von einem guten Bier bis hin zu einem guten Steak. Es gibt so viele tolle Lebensmittel, die in der heutigen Zeit durch die Industrie einfach geschmacklich verwässert wurden. Wir wollen zurück zu wahrem Geschmack und das nicht nur bei Fleisch. Unser Wunsch für die Zukunft ist: Jeder sollte beim Einkauf überlegen, ob es a) notwendig ist das zu kaufen und b) wenn es notwendig ist, wo es herkommt und was es bedeutet, dass man dieses Lebensmittel gerade kaufen und dann essen kann. Einfach ein bisschen mehr Bewusstsein schaffen.

EinStückLand sind auch zu Gast bei unserem nächsten virtuellen RoundTable, der kommende Woche stattfindet. Da wird es um das Thema Versand von Food-Produkten gehen. Wenn ihr dazu Fragen habt, könnt ihr sie uns gerne unter info@hamburg-startups.net stellen! Wir werden sie dann an unsere Expertenrunde weiterleiten.

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Food-Startups sind ständig auf der Suche nach den richtigen Partnern, egal, ob sie sich erst im Gründungsprozess befinden oder bereits etabliert sind. In unserem Partner Dossier finden sie die Besten aus den Bereichen Legal, Produktion & Verpackung, Marketing & Vertrieb, Investment und Netzwerk. Hier bekommen Gründerinnen und Gründer Antworten auf brennende Fragen, erhalten Insider-Tipps, Namen und Kontakte und können exklusive Erfahrungsberichte lesen. Regelmäßige Leserinnen und Leser des Partner Dossiers sind so über alle relevanten Themen stets umfassend informiert. Finanziell unterstützt wird unser Partner Dossier von shipcloud, REWE und Growth Dock.

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Beitragsfoto: EinStückLand)