Die Kitchen Guerilla kämpft für besseres Kantinenessen
Kitchen Guerilla – das klingt gefährlich, aber vor diesen Küchenrebellen muss niemand Angst haben. Im Gegenteil, sie bringen gutes Essen in die Kantinen, zum Beispiel bei Facebook in Hamburg. Außerdem bereichern die Brüder Koral und Onur Elci das Programm bei unserem Food Innovation Camp, wo sie über Trends und Innovationen in der Gastronomie sprechen.
Der Begriff „Guerilla“ kommt aus dem Spanischen und bedeutet ursprünglich Kleinkrieg. Heute wird er hauptsächlich als Bezeichnung für Widerstandskämpfer bezeichnet, die die bestehende Ordnung umstürzen wollen. In gewisser Weise trifft das auch auf die Kitchen Guerilla zu. Ihre Waffen sind allerdings nicht Bomben und Gewehre, sondern gutes Essen, mit dem sie unter anderem dem üblichen Kantinenfraß den Kampf ansagen.
Gegründet hat die Kitchen Guerilla 2009 der diplomierte Produktdesigner Koral Elci. Gestartet mit der Idee, Koch-Events an ungewöhnlichen Orten zu veranstalten, erweitert sich nach dem Einstieg von Korals Bruder Onur das Geschäftsmodell. Hinzu kommen Dienstleistungen wie Catering, Content-Marketing und ein Kantinenservice. Hier liegt seit 2015 der besondere Fokus der Kitchen Guerilla. „In Sachen Qualität herrscht deutschlandweit akuter Handlungsbedarf“, zitiert Szene Hamburg – Essen+Trinken Koral in einem Artikel über die Küchenrebellen.
Das Ziel: Kantinenkost jenseits der Currywurst
Das beliebteste Kantinenessen ist seit ewigen Zeiten die Currywurst mit Pommes. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber dass diese Kombination aus Fleisch, Kohlenhydraten und Fett nicht die gesündeste ist und nach dem Essen eher träge macht als fit für die weitere Arbeit nach der Mittagspause, ist offensichtlich. Bei anderen Gerichten sieht es nicht viel besser aus. Rund 14.000 Betriebskantinen gibt es in Deutschland, die jährlich etwa 1,5 Milliarden Hauptmahlzeiten ausgeben. Möglichst schnell muss es da zugehen und möglichst günstig sein. Qualität spielt nur eine untergeordnete Rolle, Fertigprodukte dominieren den Speiseplan.
Welche negativen Auswirkungen das hat, fasst Kitchen Guerilla auf seiner Webseite cantinaguerilla zusammen. Mangelnde Konzentration, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, krankheitsbedingte Ausfälle und das schon erwähnte Tief am Nachmittag gehören dazu. Alles Punkte, die nicht im Interesse eines Arbeitgebers sein können. Im Gegenzug ist im Kampf um die Talente eine gute Kantine vielleicht nicht das entscheidende, aber zumindest ein nicht zu unterschätzendes Kriterium, sich für ein Unternehmen zu entscheiden.
Der wichtigste Kunde ist Facebook
Kitchen Guerilla punktet da mit täglich frisch und schonend zubereiteten Gerichten. Die Zutaten stammen möglichst aus der Region und von vertrauenswürdigen Lieferanten, zu denen persönlicher Kontakt besteht. Auch recyclebare Transport- und Serviceprodukte dienen dazu, denen eigenen Ansprüchen in Sachen Qualität, Nachhaltigkeit, Frische und Transparenz zu genügen. Unter dieser Prämisse produziert das Unternehmen am Stadtrand von Hamburg täglich rund 500 Mahlzeiten. Treuer Kunde ist seit über drei Jahren Facebook in Hamburg.
Die Speisenauswahl dort bietet für jeden etwas: Salat, ein Fleischgericht, ein veganes Essen, vegane und vegetarische Beilagen, Suppe und auch Nachtisch. Es muss also niemand seine Essgewohnheiten komplett umstellen. Und wenn etwas übrig bleibt, dürfen die Reste gern mit nach Hause genommen werden. Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ist sowieso ein Anliegen von Kitchen Guerilla. So kaufen die Elci-Brüder bevorzugt ganze Tiere und verwerten möglichst alle Teile. Zur Seite steht ihnen dabei ein Kantinenteam, das jede Menge Erfahrung aus der Gastronomie mitbringt. Auf welchem Niveau, belegen frühere Arbeitgeber wie Neolokal, Café Paris oder Tafelhaus.
Die Kitchen Guerilla hat sich hohe Ziele gesetzt und möchte ihr Konzept für die moderne Kantine auch großen Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitern nahebringen. Eine gute Kantine soll auch ein Treffpunkt sein, ein Ort der Gemeinsamkeit. Dieser soziale Aspekt gehört seit Beginn an zur DNA des Unternehmens und den Koch-Events, an denen inzwischen über 50.000 Gäste teilgenommen haben.
Fotos: Seren Dal