CBD: Der Trend und der Markt

Sowohl im Supermarkt als auch in der Drogerie sieht man immer öfter Produkte, die CBD beinhalten. Dass das Ganze in großen Teilen Europas mittlerweile vollkommen legal ist, haben wir bereits hier ausführlich geklärt. Auch darüber, was der medizinische Hintergrund ist, haben wir schon berichtet. Diesmal soll es um den tatsächlichen Trend und den Markt dazu gehen.

Woher kommt der Trend CBD?

Dazu haben wir mit Finn Hänsel von der Sanity Group und VAAY gesprochen.

Was glaubst Du, woher der aktuelle Trend kommt?

Ich bezeichne CBD manchmal scherzhaft als das Koffein des 21. Jahrhunderts. Während es früher viel um das „weiter, schneller, höher“ geht, kämpfen die Menschen heute damit runterzukommen und besser schlafen zu können. Der Boom von Yoga, Wellness, Selfcare und Meditation zeigt, dass Menschen nach einem Ausgleich suchen und CBD kann hier eine sehr interessante Ergänzung zu einem balancierten Lebensstil sein. Nicht ganz unabhängig davon gibt es natürlich einen Trend Richtung Natürlichkeit und natürlicher Alternativen zu Arzneimitteln und ebenso einen Trend zu Cannabis. All diese Trends zusammen führen dazu, dass CBD gerade ein großes Interesse erregt – und sicherlich mehr als nur ein Hype ist.

Wie sieht der aktuelle Markt für CBD Produkte aus?

Der Markt entwickelt sich weiter sehr dynamisch. In den USA und UK seit Jahren ein Boom Markt, sehen wir aber auch in Deutschland und Österreich ein sehr stark wachsendes Interesse. Gerüchten zufolge soll es bereits über 750 Unternehmen in Deutschland geben, aber daneben sehen wir auch, dass kontinuierlich steigende medizinische Forschungsergebnisse zum Thema CBD und die mediale Berichterstattung dazu die Nachfrage nachhaltig befruchten und dieses zu steigendem Wissen und Interesse an dem Thema führt. Große Retailer wie Douglas und Müller listen unsere VAAY Produkte bereits, auch der Handel zeigt immer mehr Interesse an dem Bereich. Am besten kann man das an den seit Jahren steigenden Suchanfragen zum Thema CBD bei Google beobachten.

Google Trends für das Wort CBD in den letzten 5 Jahren (Quelle: Google Trends 25.02.2021)

Was sollen Startups die mit CBD arbeiten wollen tun?

Es gibt inzwischen eine so große Menge an CBD Marken – daher würde ich neuen Startups raten, sich wirklich auf ein Thema zu spezialisieren und erfolgreich in einer Nische zu wachsen. Das können spezielle Anwendungsbereiche sein (z.B. Sport, Haustiere, etc), aber auch spezielle Produkte (z.B. Kosmetik, etc). Die Zeit, wo eine Firma einfach mit dem „nächsten CBD Öl“ erfolgreich wird, was sich nicht von den anderen 750 Marken unterscheidet, sind meines Erachtens vorbei. Was aber nicht heißt, dass man mit guten Branding und guter Qualität nicht trotzdem noch Erfolg haben kann.

Wie würdest Du die öffentlichen Wahrnehmung von Hanfprodukten beschreiben?

Ich empfinde es als sehr gemischt: Auf der einen Seite existiert die große Angst vor Cannabis als Droge, was aber hauptsächlich THC betrifft. Viele wissen noch nicht, dass die Cannabispflanze über 120 Cannabinoide und noch mehr Terpene besitzt – und THC davon nur einer unter vielen Wirkstoffen ist, neben eben z.B. CBD, aber auch CBC, CBN und CBG. Auf der anderen Seite schießen Hanfprodukte aus Boden in jeder Kategorie: Chips, Hanfsamenöle, Müsli und sogar Würste gibt es inzwischen in jedem Supermarkt und lässt Kunden auf der anderen Seite daran zweifeln, ob diese Produkte überhaupt helfen können und wundern sich ebenfalls, warum es zu großen Preisunterschieden kommt. Die Quintessenz ist also: Das Interesse und die Nachfrage ist da, wir haben aber noch viel Aufklärung zu leisten, speziell zwischen medizinischem Cannabis (THC / CBD), Wellness Produkten (CBD, CBG, Terpene) aber auch Produkten aus Hanfsamen (Chips, etc).

Wie ist die rechtliche Lage rund um das Thema CBD?

Finn Hänsel (Foto: VAAY)

In Deutschland gibt es verschiedene Regelungen die das Thema CBD betreffen: Zum einen das Betäubungsmittelgesetzt (BtMG), welches regelt, dass Produkte generell immer mindestens unter 0.2% THC haben dürfen. Dann die Empfehlungen vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) welche regelt, wie viel THC ein Mensch pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag maximal aufnehmen sollte und zuletzte die Novel Food Richtlinie, die sagt dass isoliertes oder zugesetztes CBD ein neuartiges Lebensmittel ist und daher eines Novel Food Antrag bedarfs. Letzteres ist kein Gesetz in Deutschland und es wird den Ländern und lokalen Behörden überlassen, inwiefern sie diese Richtlinie umsetzen. Dieses führt zu einem Flickenteppich an Regulierungen in Deutschland, die wir z.B. mit unserem CBD Interessenverband Initiative Pro CBD verbessern wollen.

Mit der aktuellen rechtlichen Lage von CBD haben wir uns bereits in einem eigenen Artikel auseinandergesetzt. Wer mehr darüber lesen will, was in Deutschland und dem Rest Europas legal ist und was nicht, findet diese Informationen gesammelt hier.

Sollte man mit dem CBD Hype mitgehen?

Jürgen Neumeyer (Foto: Cannabiswirtschaft.de)

Wenig überraschend ist der Branchenverband Cannabiswirtschaft e.V auch grundsätzlich Pro Cannabis. Der Vorsitzende, Jürgen Neumeyer hat uns ebenfalls ein kleines Interview gegeben.

Im Licht der mangelnden Forschung und allgemein bekannten Informationen dämpft er den Hype jedoch ein wenig. „Man müsste CBD in den Stand der Wissenschaft heben und mit anderen Stoffen wie Alkohol oder Opioide vergleichen. Momentan existieren dafür wahnsinnig hohe Risikowerte, die zu vorsichtig und hoch sind.“

Darin, dass der Trend noch von Forschung und Aufklärung untermauert werden muss, stimmt auch Finn Hänsel zu. „Das Interesse und die Nachfrage ist da, wir haben aber noch viel Aufklärung zu leisten, speziell zwischen medizinischem Cannabis (THC / CBD), Wellness Produkten (CBD, CBG, Terpene), aber auch Produkten aus Hanfsamen (Chips, etc).“

Allgemein rät Jürgen Neumeyer zu besonnenem Vorgehen mit dem Thema. Startups sollten sich bei Hanf Produkten vorher intensiv informieren und dabei nicht allein im Internet recherchieren. Außerdem sollten sie besonders auf sind Qualität und Deklaration achten. Optimalerweise empfiehlt es sich auch einen Anwalt zu nehmen und mit Kollegen darüber zu sprechen, die schon Ahnung von der Materie haben. Gerade am Anfang gilt viel Augenmerk darauf zu legen, keine Fehler zu machen.

Was für Unternehmen sind schon am Markt?

Obwohl der Trend erst seit 2018 richtig Fahrt aufgenommen hat, ist das Angebot schon beeindruckend divers. Allein VAAY bietet schon ein sehr breites Sortiment an. Von den weitverbreiteten und bekannten CBD-Ölen über Kapseln, Mundsprays, Diffuser Pens, Gels, Gummis bis hin zu Kosmetik. Egal auf welche Art man CBD zu sich nehmen möchte, man bekommt es. Gerade bei Ölen mangelt es auch nicht an Konkurrenz.

CBD Öl
Öl speziell gegen Menstruationsschmerzen (Foto: My Lily)

Speziell für Frauen bietet My Lily Öle an, welche Schmerzen während der Periode lindern sollen. Diese gibt es je nach Bedarf auch in den zwei Dosierungen. Für leichteren Schmerz als Öl mit fünf Prozent CBD-Anteil oder bei stärkeren Schmerzen mit zehn Prozent CBD-Anteil.

Gründerin Sabela Garcia Cuesta von Art District.

Ein ähnliches Produkt bietet auch Art District an. Das Hamburger Startup verkauft Öle „ohne „[…] High-Gefühl“ aber mit ganz viel Good Vibes!“. Diese sollen „Körper und Seele eins werden lassen“. Auch die Öle von Art District gibt es in den Varianten mit fünf-, oder zehn Prozent CBD Anteil.

Chillchoc
Entspannenden Kakao gibt es von ChillChoc (Foto: FIC)

Alternativ dazu gibt es CBD auch beigemischt in Lebensmitteln. Aktuell befindet sich beispielsweise bei JoyBräu das weltweit erste alkoholfreie Pliz mit CBD in der Entwicklung. Bereits am Markt gibt es das Kakao-Pulver von Chill Choc. Dieses verspricht mit seinem Hanf Anteil eine noch entspannendere heiße Schokolade. Damit die heiße Schokolade diese Wirkung entfalten kann, enthält sie sechs Prozent Hanfblattpulver.

Beitragsfoto: VAAY