gleem Küche

gleem – ein Food-Startup mit eigener Produktionsküche

Die Geschichte vieler Food-Startups beginnt in der heimischen Küche. Dort entstehen die ersten Ideen und Rezepte, doch wenn sich der kommerzielle Erfolg einstellt, wird es schnell zu eng. Was nun? Anna Gliemer, Gründerin von gleem, hat sich ihre eigene Produktionsküche aufgebaut. Auch andere Startups sind dort willkommen – solange sie glutenfrei arbeiten.

Seit 2009 ernährt sich Anna Gliemer, die BWL studiert und im Marketing gearbeitet hat, konsequent gluten- und zuckerfrei. Auf Pralinen und andere Süßigkeiten wollte sie dennoch nicht verzichten, also kreierte sie auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Naschwerk zunächst für sich selbst, bald auch für den Freundeskreis. 2015 eröffnete sie unter dem Namen gleem einen Onlineshop, um zu testen, ob ihr ungewöhnliches Konfekt auch bei einem größeren Publikum ankommen könnte.

gleem-Gründerin Anna Gliemer
gleem-Gründerin Anna Gliemer

Sie hatte Erfolg und bietet heute ein umfangreiches Sortiment an Süßigkeiten an. Der Klassiker sind die Pralinen ohne Mehl, Milch oder Ei. Als Süßungsmittel dienen frische Früchte oder regional erzeugter Honig. Der steckt auch in der Schokolade mit Kakao von der Insel Bali. Weitere Spezialitäten sind vegane Brownies, die als Rohkost nicht gebacken werden und deshalb auch Rawnies heißen, und diverse Törtchen und Torten, bei denen zum Teil Zucchini der wichtigste Bestandteil sind.

Flexibilität beim Team und der Produktion

Auf eine noch breitere Basis stellte Anna ihr Angebot mit dem Cateringservice THE FOOD by gleem. Hier kommen auch herzhafte Speisen auf den Tisch. Die Zutaten sind wie gewohnt gluten- zucker- und laktosefrei, möglichst regional und saisonal und weitgehend vegan, wenn man vom Honig absieht. Die meiste Zeit ist gleem ein Ein-Frau-Unternehmen, je nach Auftragslage und Projekt bucht Anna flexibel noch zwei bis drei Personen dazu.

Flexibilität ist auch ein wichtiges Stichwort, wenn es um die Produktion der Lebensmittel geht. Für viele Food-Startups stellt die Suche nach der passenden Produktionsstätte eine große Herausforderung dar. Eine Zeit lang fand gleem Unterschlupf bei den Kollegen von Vincent Vegan, Spezialisten für veganes Fastfood, doch das erwies sich als keine dauerhafte Lösung. Also fasste Anna den Entschluss, sich ihre eigene Produktionsküche einzurichten.

Aus einem Requisitenlager wird die Produktionsküche von gleem

Fündig wurde sie in einem ehemaligen Requisitenlager im Hamburger Stadtteil Veddel. 75 Quadratmeter stehen ihr dort zur Verfügung. Sie fing an mit ein paar gebrauchten Tischen und stellte sich nach und nach die benötigten Geräte zusammen. Da Anna sparsam lebt, konnte sie alles von ihrem eigenen Geld finanzieren und musste keinen Kredit aufnehmen. Zwischen 25 und 30 Tausend Euro hat sie über einen Zeitraum von fünf Jahren in die Küche investiert. Prunkstücke sind heute ein großer Ofen und eine professionelle Haubenspülmaschine. Auch ein Lager mit einem Gefrierschrank gehört zur Gesamtfläche.

Die Produktionsküche von gleem
Die Produktionsküche von gleem

Einmal im Jahr kommt das Gesundheitsamt vorbei und prüft, ob alles den Vorschriften entspricht. Ebenfalls jährlich erfolgt eine Prüfung im Zusammenhang mit der Bio-Zertifizierung. Wesentlich häufiger kann die Produktionsküche für Workshops und private Masterclasses gebucht werden. Und auch Untermieter sind willkommen, wenn sie glutenfrei arbeiten. Sie können die vorhandenen Geräte nutzen und eigene mitbringen.

Untermieter sind bei gleem willkommen

In der Vergangenheit haben das Popkon (ungewöhnliche Popcorn-Sorten) und elikat (Kuchen aus dem Glas) getan. Beide Food-Startups sind leider nicht mehr aktiv. Aktuell nutzen gelegentlich natu-rasia (fruchtige Sambals) und der Vanille Shop die Küche von gleem. Durch die Mehrfachnutzung ihrer Produktionsstätte erzielt Anna willkommene Nebeneinnahmen.

Das ist aber noch nicht alles. Seit vier Wochen hat gleem einen kleinen Stand im Hobenköök, einem kulinarischen Treffpunkt im Hamburger Oberhafen mit Restaurant, Markthalle und Catering. Die Nachfrage übertraf bisher die Erwartungen, die Kunden kommen gezielt dorthin, um die sonst nicht im Laden erhältlichen Leckereien zu kaufen. Für den Sommer, wenn gastronomische Betriebe hoffentlich wieder geöffnet haben dürfen, sind zudem Pop-up-Restaurants mit kompletten Mahlzeiten geplant, mal für einen Tag, mal für vier Wochen. Bei gleem ist eben vieles möglich – und alles glutenfrei.

Alle Fotos: gleem