Hilli Fruits holt den Geschmack der Tropen nach Deutschland

Tropische Früchte schmecken nirgendwo so gut wie in ihren Ursprungsländern. Um dieses Geschmackserlebnis auch in Deutschland möglich zu machen, gründete die im südamerikanischen Ecuador geborene Paulina Carrera das Startup Hilli Fruits. Ihr Fruchtpüree macht inzwischen sogar als Eis Karriere.

Wer schon einmal das Glück hatte, seinen Urlaub in einem tropischen Land verbringen zu können, weiß, wie köstlich dort Früchte wie Mango munden. Zurück in der kalten Heimat dann die Ernüchterung: Das Geschmackserlebnis lässt sich hierzulande kaum wiederholen. Das liegt nicht an der verklärten Erinnerung, vielmehr daran, dass die Früchte meist unreif bei uns ankommen und nicht angemessen reifen können.

Paulina Carrera ist in einem tropischen Land, nämlich Ecuador, aufgewachsen. Zum Studieren kam sie nach Deutschland, Schwerpunktthema Logistik. Mit dieser Kompetenz bekam sie eine leitende Position, in der sie als eine Art Feuerwehrfrau einige akute Probleme zu lösen hatte. Eine spannende Aufgabe, verbunden mit vielen Reisen, die ihr leider zu wenig Zeit für ihre drei Kinder ließ. Also wechselte sie zu einem Bürojob, bei dem sie hauptsächlich mit dem Erstellen von Excel-Tabellen beschäftigt war.

Die Gründerin setzt eine Familientradition fort

Zur Langeweile kam noch ein unerfreuliches Arbeitsklima hinzu; so konnte es nicht weitergehen. Zum Glück hat in Paulinas Familie die Selbständigkeit Tradition, schon einige starke Frauen hatten in Ecuador ihre Geschäftstüchtigkeit unter Beweis gestellt. Paulina selbst hatte in Deutschland bereits einer Schuhdesignerin beim Betrieb eines Ladens Hilfe geleistet und kannte sich so mit der Bürokratie hierzulande aus. Im Februar 2018 verließ sie ihren Job und gründete im November des Jahres Hilli Fruits.

Paulina Carrera, Gründerin von Hilli Fruits
 Paulina Carrera, Gründerin von Hilli Fruits

In der Zeit dazwischen feilte sie an ihrem Businessplan und der Geschäftsidee, die schon seit einiger Zeit in ihr reifte. Die Sache mit dem Geschmack der Tropenfrüchte hatten auch ihre Eltern festgestellt, als sie zu Besuch in Deutschland waren. Eine Möglichkeit, die gewohnten Aromen zu bewahren, ist in Form von Fruchtpürees. Ein Cousin Paulinas hat praktischerweise eine Fabrik dafür in Ecuador, doch leider kann er nicht die von ihr geforderte Bio-Qualität liefern.

Daher muss sich die Gründerin aus anderen Quellen bedienen. Die befinden sich nicht immer in ihrem Heimatland und noch nicht einmal zwingend in Südamerika. In dieser Saison entspricht zum Beispiel Ananas von Hawaii am besten ihren Qualitätsansprüchen. Die Pürees aus den verschiedenen Ländern werden zu einer Fabrik in Spanien verschifft und dort in Quetschiebeutel abgefüllt, die wiederum aus Italien stammen. Es steckt also ein gehöriger logistischer Aufwand in den Produkten von Hilli Fruits, aber damit kennt Paulina sich ja aus.

Die Höhle der Löwen machte Hilli Fruits bekannt

Die etwas verschlungen wirkenden Wege bei der Produktion von Hilli Fruits sind durchaus erklärungsbedürftig. Das musste Paulina auch bei ihrem Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ feststellen, der im Mai 2021 ausgestrahlt wurde. Das ist ihr offensichtlich gelungen, denn am Ende konnte sie sich einen Deal mit Ralf Dümmel sichern. In der im Fernsehen ausgestrahlten Kurzfassung des Pitches klang es allerdings so, als würden ihre Fruchpürees ausschließlich aus Ecuador stammen. Das ist, wie schon erläutert, aus guten Gründen nicht der Fall.

Ein Auftritt bei den Löwen bringt erfahrungsgemäß einen kurzfristigen Nachfrageboom. Der ebbt aber schnell wieder ab und nun gilt es, das Geschäft in solide Bahnen zu lenken. In dieser Phase befindet sich Hilli Fruits gerade. Ein Knackpunkt ist die Plastikverpackung, die in Bioläden nicht so gern angenommen wird. Deshalb ist eine Alternative im Glas in Planung. Das war für Marmelade schon immer die gängige Verpackung und bei Eis ist Pappe durchaus üblich und ökologisch weniger problematisch.

Das Video zur Pop-up-Eisdiele, an der auch Hilli Fruits beteiligt war.

Die Zukunft von Hilli Fruits könnte eisig werden

Entsprechende Erweiterungen des Produktangebots sind bei Hilli Fruits deshalb eine realistische Zukunftsperspektive. Beim Eis ist das sogar schon ziemlich konkret. Vergangenen Sommer gab es eine spontane Aktion zum Ferienbeginn mit einer Pop-up-Eisdiele. Hilli Fruits eignet sich zum Beispiel für Smoothies, Kuchen, Desserts und eben auch Eis. Das funktioniert besonders gut, die lange Schlange, die sich bei der Aktion schnell bildete, ist der Beweis.

Diesen März eröffnet die Eisdiele erneut, dann als feste Einrichtung mit großem Angebot. Vielleicht erreicht Hilli Fruits auf diesem Umweg noch größeren Erfolg. Die Liste der Startups, die mit Eis Karriere gemacht haben, fängt im Prinzip mit Ben & Jerry’s an und setzt sich bis in die Gegenwart auch mit vielen deutschen Einträgen fort.

Fotos: Hilli Fruits