BlueNalu kultivierter Fisch

Von Lachs bis Austern: kultivierter Fisch und Meeresfrüchte

In diesem Artikel haben wir über die aktuellen Entwicklungen in der Laborfleisch-Industrie berichtet, die eine Lösung für die umweltschädlichen Auswirkungen der konventionellen Fleischproduktion bieten soll. Doch auch die Überfischung der Meere und andere mit der Fischerei verbundene Umweltschäden stellen ein großes Problem dar – und auch am kultivierten Fisch wird aktiv geforscht. In diesem Beitrag wollen wir die Startups vorstellen, die aktuell daran arbeiten, kultivierten Fisch und Meeresfrüchte herzustellen.

Die beliebtesten Sorten: Thunfisch und Lachs

Bluu Seafood

In der vergangenen Woche haben wir über Bluu Seafood berichtet – das erste deutsche Startup für zellbasierten Fisch. Bluu ist auch das erste Unternehmen in Europa, das sich auf die kommerzielle Herstellung von zellbasiertem Fisch spezialisiert. Im August hat das Unternehmen erste Produkte präsentiert und den Start der Pilotproduktion für das Jahr 2023 angekündigt. Neben dem atlantischen Lachs arbeitet das Unternehmen an der Produktion von zellbasierter Regenbogenforelle und Karpfen.

Bald in Pilotproduktion: Fischstäbchen von Bluu Seafood.

Wildtype Foods

Wildtype ist ein Unternehmen aus Kalifornien, das schon seit 2016 an der Entwicklung vom zellbasierten pazifischen Lachs arbeitet. Das Startup produziert kultivierten Lachs in Sushi-Qualität und hat letztes Jahr seine Pilotfabrik eröffnet. Die Anlage in San Francisco beinhaltet den weltweit ersten Raum für Verkostungen und Schulungen für kultivierte Meeresfrüchte. Die Kapazität der Anlage soll in den nächsten Jahren etwa 22.000 Kilogramm pro Jahr betragen.

Finless Foods

Finless Foods wurde ebenso 2016 gegründet und sitzt in Kalifornien. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Rotem Thunfisch spezialisiert. Kürzlich hat das kalifornische Startup 3,5 Millionen Dollar an Investitionen bekommen. Mit dem Kapital will das Unternehmen in die Produktion gehen. Diese ist mit hohen Kosten verbunden: zurzeit kostet das Pfund 19.000 US-Dollar. Das Startup versucht gerade außerdem, die Genehmigung der FDA (US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel) für den Verkauf ihrer Produktion in den USA zu erhalten.

BlueNalu

Als Toro bezeichnet man das fette Bauchfleisch vom Roten Thunfisch – das gilt als das beste Stück. US-Startup BlueNalu fokussiert sich aktuell darauf Toro herzustellen. Dafür ist das Startup 2021 eine Partnerschaft mit der größten japanischen Sushi-Kette Food & Life Companies eingegangen und hat eine Vereinbarung mit Nomad Foods getroffen, Europas führendem Tiefkühlkostunternehmen. Neulich hat das Unternehmen außerdem zwei neue Technologien angekündigt, die den Weg zu erheblicher Rentabilität und Skalierbarkeit der Produktion ebnen sollen. Weitere Fischsorten sind ebenfalls in der Entwicklung.

Gelbschwanzmakrele von BlueNalu
Nicht nur Thunfisch: Gelbschwanzmakrele von BlueNalu, zubereitet nach vier verschiedenen Rezepten.

Andere Fischarten: Tilapia und Aal

EFISHient

E-FISHient ist ein Startup aus Israel. Nach dem Erfolg im Bereich Zuchtfleisch hat der israelische Investmentfonds BioMeat Foodtech mit dem Volcani-Institut, einem Arm des israelischen Landwirtschaftsministeriums, zusammengearbeitet. Aus dieser Zusammenarbeit stammt E-FISHient – das Startup, das kultivierten Tilapia-Fisch auf der Basis von nicht-tierischem Serum herstellen und vermarkten wird.

ForSea Foods

ForSea sitzt ebenso in Israel und entwickelt aktuell zellbasiertes Aalfleisch. Durch den Einsatz der patentierten Organoid-Technologie will das Unternehmen das Gerüststadium der kultivierten Fleischproduktion umgehen und den Herstellungsprozess beschleunigen. Neulich hat das Startup in einer Seed-Finanzierungsrunde 5,2 Millionen US-Dollar erhalten. Mit dieser Finanzierung will ForSea seine erste Pilotanlage für eine groß angelegte Produktion im Jahr 2023 eröffnen. Das Unternehmen plant außerdem, die Forschung und Entwicklung sowohl für sein Aalprodukt als auch für andere Fischersatzprodukte zu beschleunigen.

Krabben, Austern und Garnelen

Shiok Meats

Das Singapurische Startup Shiok Meats wurde 2018 gegründet und ist das weltweit erste Unternehmen für kultiviertes Krustentierfleisch sowie das erste Unternehmen für kultivierte Meeresfrüchte in Südostasien. Shiok gehört auch das erste Unternehmen für kultiviertes rotes Fleisch in Südostasien, Gaia Foods. Das Unternehmen hat gleich mehrere Pionierleistungen erbracht: 2019 wurden die ersten Garnelen, 2020 das erste Lobsterfleisch und 2021 das weltweit erste Krabbenfleisch von Shiok Meats präsentiert. Die kommerzielle Markteinführung ist für 2023 geplant, wobei kultivierte Krustentiere wie Garnelen, Krabben oder Hummer auf dem Speiseplan stehen sollen.

Frisch aus der Entwicklung: Krabbenfleisch von Shiok Meats.

Pearlita Foods

Pearlita Foods ist ein junges US-amerikanisches Unternehmen, das Weichtiere auf Zellbasis züchtet. Aktuell steht es kurz davor, die weltweit ersten kultivierten Austern herzustellen. Die Züchtung von Austerngewebe ist aufgrund der komplexen Strukturen kompliziert. Doch das Team ist zuversichtlich und hat im vergangenen Sommer die Eröffnung eines neuen Forschungslabors in North Carolina bekanntgegeben.

CellMEAT

CellMEAT ist ein Startup aus Südkorea, das laborgezüchtete Garnelen produziert. Das Unternehmen will seine Shrimps bereits 2023 auf den Markt bringen und beabsichtigt, in Singapur Fuß zu fassen, dem einzigen Land, das alternative Fleischprodukte zum Verkauf zulässt. Nach dem Eintritt in die asiatischen Länder hat CellMEAT auch die USA im Visier. Ende letzten Jahres kündigte das Unternehmen die Entwicklung eines eigenen Zellkulturmediums an, das frei von fötalem Rinderserum ist. Die tierfreie Zellkulturtechnologie würde dazu beitragen, die Kosten für Krabbenfleisch auf etwa 20 Dollar oder weniger pro Kilogramm zu senken.

Fotos: BlueNalu, Bluu Seafoods, Shiok Meats.