MosaMeat Burger

Die acht heißesten In-Vitro Startups

Wenige Themen beschäftigen im Moment mehr als der Tier- und Klimaschutz. Viele Menschen wollen gerne ihren Teil dazu beitragen, um die Welt ein Stückchen besser zu machen. Doch viele wissen nicht genau, wie sie dies anstellen sollen. Die Wissenschaft hat eine Antwort auf diese Frage gefunden: In-Vitro Fleisch, international auch als Clean Meat bekannt. Hierfür werden Tieren Zellen entnommen, die anschließend im Labor zu Muskelmasse, also verzehrbarem Fleisch, heranwachsen. Durch diese Technik wird kein Tier mehr für den Fleischverzehr getötet und der Umwelt entstehen weniger Belastungen durch die Massentierhaltung Auch für unsere Gesundheit verspricht dieses Fleisch ein großes Plus: So ist es zum Beispiel frei von Antibiotika. Darum stellen wir euch hier die acht heißesten Clean Meat Startups vor!  

Mosa Meat  

Mit einem Hamburger hat alles begonnen. 2013 stellte Mark Post in London den ersten Burger vor, bei dem das Patty aus Zellwachstum entstanden ist. Die Kosten für dieses Unikat betrugen damals noch unglaubliche 250.000 Euro. Für die Herstellung wurden einer Kuh unter Betäubung Muskelzellen entnommen. 3 Jahre nach dem ersten Erfolg mit den Clean Meat Burgers wurde dann Mosa Meat in Maastricht gegründet.

Hier findet ihr ausführlich erklärt, wie aus einer Muskelfaser Clean Meat entsteht. (Video: MosaMeat)

Durch weitere Forschung konnte Mosa Meat als eines der ersten Unternehmen bei der Produktion auf die wiederholte Entnahme der Zellen verzichten und die Herstellungsmenge pro Entnahme zu erhöhen. Es kann jetzt aus einer kleinen Menge über 80.000 Quarter Pounders herstellen. Beckie Calder-Flynn, Mitarbeiterin bei Most Meat, nennt als das große Ziel, die Fleischherstellung zu revolutionieren. Außerdem will das Startup das Zuchtfleisch auf dem Massenmarkt anfangen zu kommerzialisieren. Die nächsten Meilensteine auf diesem Weg sind vor allem die Produktionssteigerung und darüber hinaus die behördlichen Zulassungen zu erhalten. Sobald dies geschehen ist, soll der Burger mit einem konkurrenzfähigen Preis auf den Markt kommen.  

Memphis Meats  

Memphis Meats hat 2016 unser schlechtes Gewissen beim Verspeisen leckerer Fleischklößchen eliminiert, denn mit der Entwicklung von diesem In-Vitro Produkt fing die Erfolgsgeschichte des Startups an. Nur ein Jahr später folgte auch Geflügelfleisch, sodass unter anderem Bill Gates und die Nahrungsmittelunternehmen Tyson Foods und Cargill gar nicht anders konnten, als kürzlich 161 Millionen US Dollar in dieses Startup zu investieren. So ist es Memphis Meats möglich, dank hypermodernen Produktionsmethoden schon innerhalb von zwei Jahren das gesamte Sortiment auf den Markt zu bringen. Das Team deckt vor allem die Bereiche der Wissenschaft und Lebensmitteltechnik ab und hat sich auf die Produktentwicklung sowie die optimale Produktion spezialisiert.

Einer der Gründer ist Uma Valeti, der seiner Tochter vor Jahren versprochen hatte, dass sie bei ihrer Highschool Abschlussparty Clean Meat auf dem Grill braten können wird. Diese Motivation und Kampfgeist spiegeln sich ebenfalls in den Zielen des gesamten Startup-Teams wieder. In Zukunft will es auch Rind-, Schweine-, Enten- und Fischfleisch für die Kunden produzieren und so seinen Beitrag dazu leisten, dass wir wieder mit einem guten Gewissen in einen Burger beißen können.  

Innocent Meat  

Laura Gartenbach
Innocent Meat-Gründerin Laura Gartenbach.

Von der Hansestadt Rostock aus rollt das junge Startup Innocent Meat den Clean Meat Markt auf. Es ist, nach eigenen Angaben, das erste deutsche Startup, welches sich mit der Forschung und Entwicklung des In-Vitro Fleisches an dem Kampf für eine lebensfreundlichere Welt beteiligt. Das Management Duo Laura Gartenbach und Dr. Philipp Wolters folgt damit den Voraussagen der Forscher, dass Fleisch, wie es heute konsumiert und hergestellt wird, keine langfristige Zukunft haben wird. Sie möchten daher den für sie nächsten, logischen Schritt gehen. Momentan befindet sich Innocent Meat noch in der Finanzierungs- und Forschungsphase, um bald auch die ersten Prototypen zu produzieren. Anschließend stellen nur noch die strengen deutschen Gesetze eine Hürde dar, um das norddeutsche Clean Meat auf den Markt zu bringen.

Biftek  

Wie kann die Produktion des Clean Meats optimiert werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich das türkische Startup Biftek und hat auch gleich zu zwei großen Herausforderungen die Antwort gefunden. Es will bei dem Produkt vollkommen auf das Fetal Calf Serum (FCS) verzichten, welches im Moment noch als Nährbasis für das In-Vitro Fleisch immer wieder benötigt wird, Dieses besteht aus Zellen, die einem noch ungeborenen Kalb entnommen werden, wobei die Mutterkuh sowie das Kalb sterben. So genügt das Produkt nicht den eigenen Ansprüchen Bifteks und ist außerdem zu teuer für den Kundenmarkt.

Die Lösung des Problems fand das Startup in der Entwicklung eines pflanzlichen Kulturmediums. Dadurch kann das Startup komplett auf den Einsatz von FCS verzichten. Das begeisterte die türkischen Behörden so sehr, dass sie Biftek auf seinem Weg finanziell unterstützen. Das Unternehmen sitzt für die nächste Herausforderung schon in den Startlöchern. Durch eine größere Variation von Form und Konsistenz des Fleisches will es das Angebot noch mehr erweitern.

New Age Meats 

In wenigen Metropolen dieser Welt tummeln sich so viele innovative Startups wie in der amerikanischen Stadt San Francisco. Besonders die Food-Innovation Branche ist dort in Massen vertreten, so auch New Age Meats. Das Unternehmen hat sich auf die Produktion von In-Vitro Schweinefleisch spezialisiert, um aus diesen tier- und gesundheitsfreundlichere Würstchen herzustellen. Dies begründet das Startup damit, dass in herkömmlichem Schweinefleisch etwa vier Mal so viel Antibiotika vorhanden sind wie in anderen Fleischsorten.

Bryan Spears
Bryan Spears auf dem Kongress Farm & Foods 4.0 in Berlin.

Durch hohen Konsum kann der Mensch eine Resistenz gegenüber Antibiotika entwickeln, sodass sie nicht mehr zuverlässig gegen Krankheiten helfen. Auf der Webseite wird gleich auch das Schwein vorgestellt, aus dessen Zellen das erste Würstchen hergestellt wurde: Jessie! Gründer des Startups ist Brian Spears, der mit 12 Jahren Erfahrung als Chemie-Ingenieur schon große Spieler wie die NASA beraten hat. Mit dem Wissen und der Unterstützung seines Teams ist es keine Überraschung, dass New Age Meats Würstchen jetzt schon in aller Munde sind.

BlueNalu 

Nicht nur das Fleisch von Säugetieren wird nach dem Clean Meat-Verfahren produziert, inzwischen gibt es auch Fisch. Das ist genauso nötig, denn durch den exzessiven Fischfang werden Arten, Meere und die Natur massiv geschädigt. Da der globale Verbrauch von Fisch stätig ansteigt, hat sich BlueNalu dazu verpflichtet die Ressourcen zu sichern. Der Fokus liegt dabei vor allem auf den Arten, die überfischt, schwer zu züchten oder besonders nachgefragt sind. Es stellt verschiedene Arten von Fischfleisch auf künstliche Weise her, die entweder frisch oder gefroren zu erwerben sind. Unter dem Motto „Wave of thinking“, wofür BlueNalu steht, arbeitet das Team aus Biologen, Marketingspezialisten und Forschern um CEO Lou Cooperhouse kontinuierlich daran, das In-Vitro-Fleisch schnellstmöglich auf den Markt zu bringen. Um eine ständige Optimierung der Produktion zu sichern, partnert BlueNalu außerdem mit Universitäten und Forschungsinstituten.

Avant Meats  

Bei der weltweiten Ozeanverschmutzung gehen 10 % auf das Konto des Fischfangs. Viele der kommerziell genutzten Fischarten sind überfischt. Avant Meats hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen diese erschreckenden Fakten etwas zu unternehmen und Fischfleisch künstlich herzustellen. Dabei hat es nicht mit dem auf dem europäischen Markt so beliebten Lachs begonnen, sondern mit der Schwimmblase von Fischen. Mackenzie Dion, Consultant bei Avant Meats, erklärt hierzu, dass sich die Schwimmblase von ihrem Aufbau her leichter herstellen lässt, da sie aus nur einer Zellform besteht. Außerdem ist sie vor allem in Asien eine Spezialität.

Ein weiterer Vorteil, den das In-Vitro Fischfleisch bietet, ist vor allem das Fehlen von Schwermetallen oder Mikroplastik-Teilchen, welche häufig in konventionellem Seafood zu finden sind. Das große Ziel ist es, dass das Produkt bald für den gleichen Preis wie tierisches Fischfleisch erhältlich ist. Es soll auch jeder Zugang zu dieser Alternative haben.  

Peace of Meat  

Von Foie gras hat jeder schon einmal gehört und sich gefragt, wieso man den Enten und Gänsen das Leberstopfen antut. Dabei wird den Vögeln oft mehrmals am Tag mit Stahlrohren das Futter gegen ihren Willen eingeflößt. Dies führt, abgesehen von den traumatischen Auswirkungen, auch zu gesundheitlichen Problemen wie Atemnot. Diese tritt ein, wenn die um ein Vielfaches vergrößerte Leber auf die Lunge drückt. Das schweizerische Startup Peace of Meat sagt dieser grausamen Zwangsfütterung den Kampf an. Es stellt Tierleber sowie – fett her, für die kein Lebewesen leiden musste. Abgesehen von dem Team der drei Gründer Dirk von Heinrichshorst, David Brandes und Eva Sommer arbeiten unter anderem Stammzellenspezialisten und der belgische Pâté-Hersteller Nauta zusammen an einer raschen Entwicklung des Produktes. 2023 wird die Clean Meat Pâté de Lois Gras, ein Aufstrich aus Entenleber, dann hoffentlich für jeden erhältlich sein.

Noch mehr Infos zu dem Thema Alternative Ernährung findet ihr bei den 8 coolsten Startups für vegane Alternativnahrung!

Beitragsbild: MosaMeats Burger (MosaMeat)