Erstes deutsches Startup für zellbasierten Fisch Bluu Seafood kommt nach Hamburg
Das FoodTech-Startup Bluu Seafood ist das erste Unternehmen Europas, das sich auf die kommerzielle Herstellung von zellbasiertem Fisch spezialisiert hat und im August 2022 bereits erste Produkte präsentieren konnte. Jetzt eröffnet Bluu Seafood mit 25 Teammitgliedern in Hamburg auf circa 2.000 Quadratmetern einen neuen Standort.
Zellbasierter oder kultivierter Fisch ist nachhaltiges, aus Fischzellen produziertes Fischfleisch, das im Bioreaktor gezüchtet wird. Es handelt sich um ein tierisches Produkt, das im Gegensatz zu wild gefangenem Fisch ohne Gefährdung des Tierwohls gewonnen wird. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen gelten schon heute rund 90 Prozent aller essbaren Fischbestände als maximal befischt oder überfischt, während die Nachfrage mit der wachsenden Weltbevölkerung immer weiter steigt „Zellbasierter Fisch hat das Potenzial, einen großen Teil der Menschheit zu ernähren. Unsere Aufgabe ist es, die Erkenntnisse aus der biotechnologischen Forschung zügig zu operationalisieren, um dieses Potenzial zu heben“, erklärt Dr. Sebastian Rakers, Mitgründer und CEO von Bluu Seafood.
Weitere Vorteile des kultivierten Fisches sind der hohe Nährwert, die nicht vorhandene Schadstoffbelastung sowie die Verfügbarkeit – auch an Orten ohne Meereszugang – und die damit verbundenen, kurzen Lieferketten. Die Herstellung erfolgt ressourcenschonend und weist im Vergleich zur konventionellen, fischverarbeitenden Industrie einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck, Wasser- und Energieeinsatz auf. Auch mit Blick auf die Milliarden Fische, die in der industriellen Fischzucht ihr Leben lassen, will zellbasierter Fisch eine nachhaltige Antwort bieten.
Der neue Standort in Hamburg soll Wachstum beschleunigen
Die Neuansiedelung des Startups begründet Rakers so: „Die Prozesse zur Herstellung von kultiviertem Fisch beherrschen wir mittlerweile sehr gut. Jetzt geht es um die Skalierung der Produktion jenseits des Labormaßstabs. Hamburg bietet uns ein attraktives Wachstumsumfeld und mit der Marzipanfabrik den Platz, den wir dafür brauchen. Außerdem werden wir von der Lebensqualität Hamburgs auch bei der Gewinnung weiterer qualifizierter Mitarbeiter*innen profitieren.“
Dazu Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft und Innovation in Hamburg: „In Hamburg und in der Metropolregion gibt es im Bereich Biotechnologie ein vielfältiges Netzwerk von Hightech-Unternehmen, renommierten Forschungseinrichtungen und Universitäten, die daran arbeiten, innovative Ideen in marktfähige Produkte umzusetzen. Gleichzeitig haben wir große Kompetenzen in der Ernährungswirtschaft. Bluu Seafood findet hier das ideale Umfeld, um die nächste Wachstumsphase anzugehen.“
Der neue Standort befindet sich im Hamburger Stadtteil Altona und bietet für Bluu Seafood ein attraktives Umfeld. Wo Ende des 19. Jahrhunderts in den backsteinroten Industriebauten L.C. Oetker Confiserie-Spezialitäten produzierte und die Sternwoll-Spinnerei ihren Betrieb aufnahm, ist ein urbanes Quartier entstanden, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Weitere Mieter dort stammen aus dem Bereich der Gesundheitswirtschaft: AstraZeneca und AmpTec, AmpTec ist ein führender Auftragshersteller und -entwickler von mRNA und somit ein sehr wichtiger Zulieferer im Bereich der Diagnostik und der Vakzine-/Impfstoffherstellung.
Über Bluu Seafood
Bluu Seafood (zuvor Bluu Biosciences) tritt als Pionier an der Schnittstelle von Bio‐ und Lebensmitteltechnologie an, um gesunde, nachhaltige und leckere Fischprodukte aus Zellkulturen herzustellen. Das FoodTech-Startup mit Hauptsitz in Berlin wurde 2020 von Dr. Sebastian Rakers und Simon Fabich mit einem Expertenteam aus Meeresbiologen, Zellbiologen, Gewebetechnikern sowie Lebensmitteltechnikern aus dem Fraunhofer-Entwicklungszentrum für Marine und Zelluläre Biotechnologie in Lübeck ausgegründet. Im April 2021 stieß der Unternehmer und promovierte Molekularbiologe Dr. Christian Dammann als Chief Operating Officer zum Führungsteam dazu. 2021 konnte Bluu Seafood zudem eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 7 Millionen Euro abschließen.
Beitragbild: Bluu GmbH/Wim Jansen